3.

1.2K 43 0
                                    

Als wir bei ihr Zuhause ankommen, sind alle so tief in Weihnachtsstimmung das ich mich mies fühle. Ich versaue ihnen ihr Weihnachten dieses Jahr. Dann werden Sie jedes Jahr auf dieses zurück sehen und an dieses traurige Weihnachten denken.

Also sage ich, dass es mir schlecht ergeht und verschanze mich im Zimmer von Soph. Doch sie lässt nicht locker und beweist mir erneut ihre Treue zu mir. Sie ist wahrlich die beste Freundin, die man haben kann.

,,Ich bleibe hier bei dir" sagt sie und legt sich neben mich. Ich schaue runter, nehme ihre Hand und drücke sie ganz fest.

Ich bewundere sie.

Das tue und tat ich immer und ich liebe sie wie einer Schwester, doch ich brauche Zeit.
Zeit und Ruhe und ich will alleine sein.

,,Ich werde schlafen" sage ich daher und drehe mich als Zeichen auf die Seite und somit mit dem Rücken zu ihr. ,,Geh zu deiner Familie" murmele ich noch und schließe bereits die Augen.

Hier ist es angenehmer. Das Haus ist hell und voller Freude. So voller Leben.

Soph folgt meiner Bitte und lässt mich allein in ihrem Zimmer. Sie wartet noch und es kommt mir so vor, als würde sie was sagen wollen, doch sie geht und ich kann sie noch schnaufen hören. Ich setze mich auf und lehne mich gegen ihre Bettlehne.

Ich setze mich so, dass ich raus schauen kann. Sophs Familie ist wohlhabend und das erkennt man schon an ihrem Haus. Ihr Zimmer ist beinah so groß wie unsere Küche und das Wohnzimmer zusammen.
Die eine Wand in ihrem Zimmer, die zum Garten zeigt, besteht beinah komplett aus Glas. Daher kann man gut auf die weiten schauen, die sich hinter diesem Haus verstecken.

Es beruhigt mich instinktiv. Es lässt mein Kopf immer schwerer werden.

Ich denke wieder an meinen Dad. Ich schaffe es nicht, nicht an ihn zu denken. Es wiederholt sich immerzu in meinem Kopf, vor meinen Augen und das ist okay. Ich denke auch an das Krankenhaus. Ich denke an das Trauma, welches Sie erwähnt haben, was ich zu haben vermag. Ich denke an alles der letzten 24 Stunden. Ich denke sogar an den Mörder meines Vaters.
An, dass ich ihn nicht verraten habe, weil ich zu traumatisiert war zu sprechen. Ich wollte und konnte nicht sprechen, doch auch jetzt werde ich es keinem sagen.

Ich denke daran, dass dies alles auch nur ein Traum sein kann, dass ich morgen erwache und alles wieder in Ordnung ist. Doch so einfach ist das wohl nicht. So wird es nicht kommen. Mein Dad ist fort und ich kann nichts dagegen tun.

Es ist okay.

...

Ich halte es hier drinnen nicht aus. Mir wird ganz heiß, egal was ich tue.Also schnappe ich mir meine Jacke und klettere zum Fenster raus. Ihre Eltern und auch Soph würden mich niemals um diese Uhrzeit und in meinem Zustand raus lassen.

Plötzlich spüre ich die Verletzung an meinem Kopf und halte mir an die drückende Stelle. Ich seufze und steige die Feuertreppe runter.vDabei bin ich so leise das mich auch ja Niemand hört.

Es ist besser so.

Als ich den Boden erreiche, höre und spüre ich den Schnee unter meinen Füßen. Meine Hände versenke ich in meinen Jackentaschen und mein Gesicht strecke ich so hoch wie möglich.

Die Kalte Luft umhüllt und erfrischt mich. Ich laufe durch die kahlen Straßen des Vorortes in dem ich geboren und aufgewachsen bin. Durch die Fenster sehe ich all die Familien, die dort zusammen sitzen und Weihnachten feiern und dann sehe ich mich in dem Spiegel eines Schaufenster.

Ich sehe den Schatten meiner selbst, denn das bin nicht ich. Ich gleiche einem toten Zombie. Meine Haut ist so blass wie eh und je. An meinem Kopf befindet sich eine genähte Wunde, die wieder zu bluten angefangen hat. Mir bleibt mit einem mal die Luft weg. Ich sehe ihn. Unfähig mich zu bewegen und umzudrehen, starre ich ihn durch das Schaufenster an.

Er steht weiter entfernt von mir, von mir geschätzt sind es fünf Meter. Fünf Schritte.
Ich schlucke hart, mich bekommt das Gefühl mich übergeben zu müssen. Er sieht noch genauso edel aus.
Seine Haare sind jetzt jedoch nach hinten gerichtet, Sie glänzen in dem Licht der Laterne noch mehr. Ich erkanne einen dunklen Mantel, schwarze Lederhandschuhe und mächtige Stiefel.

Wird er mich jetzt auch erschießen?
Ist er jetzt doch zurück, um mich zu holen?
Werde ich jetzt auch mein Leben lassen?

Die Gedanken daran setzen sich in mir fest. Ich beuge mich rüber und muss mich übergeben. Dieser saure Geschmack macht sich in meinem Mund breit. Da ich nicht gegessen habe, war es lediglich Magensäure die ich hochwürge.
Als das Gefühl schwindet, richte ich mich auf und wische mit meinem Ärmel über mein Mund.
Jetzt bin ich in seine Richtung gedreht, ohne das ich es will.

Uns trennen nur noch 3 Schritte.

Omertà & Pentito Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt