In meinen Gedanken spuckt die ganze Zeit nur dieser dumme Matteo.
Ich bekomme ihn nicht aus dem Kopf.
Genauso wenig wie seine Familie.
Genauso wie meine Familie.
Wir haben mitten in der Nacht.
Genauer gesagt 3:58Uhr.
Kurz vor Sonnenaufgang.
Ich schnaufe und sehe weiter raus, wieder eine schlaflose Nacht, wieder eine Nacht voller Gedanken und wieder ein weiterer Tag den ich nur im Bett verbringe.
Zu mehr fehlt mir die Motivation, die Kraft.
Meine Trauer hat sich wie ein Anker an mich fest gesetzt und sie zieht mich immer weiter runter.
Ich denke an meinen Onkel.
An den, der erwähnt wurde, den ich offensichtlich nicht kenne.
Ich strenge mich so sehr an, doch mir kommen keine Erinnerungen.
Nichts.
Ich setzte mich auf.
Der große Garten erstreckt sich vor mir.
Ich beschließe dann doch aufzustehen um etwas frische Luft zu bekommen, draußen pfeift der kühle Dezember Wind um die Ohren.
Mit verschränkten Armen lehne ich gegen das Geländer der Feuertreppe, wieder denke ich an meinen Onkel.
An mein Haus.
An Matteos Familie, wie sie etwas gesucht hatte.
Ich muss wissen was, doch morgen hätte ich keine Zeit zu gehen.
Also schlage ich die Decke zur Seite und streife mir Schuhe über die Füße.
Nach mir schließe ich leise die Tür und stürme die Feuertreppe runter.
Mein Haus ist ja nicht weit entfernt, also jogge ich hin.
Mir ist es zu unheimlich zu laufen.
Überall Geräusche und Dunkelheit.
Ich erreiche nach 2 weiteren Straßen mein Haus.
Es ist so verlassen.
Es ist genauso verlassen, wie als ich es zurück gelassen habe.
Wieder kommen schmerzhafte Erinnerungen hoch.
Ich sehe mich um, bevor ich rein gehe, nur um sicher zu gehen.
Unter der Hausmatte liegt der Schlüssel, den ich benutze und nach mir die Tür wieder abschließe.
Vor mir erstreckt sich die lange Treppe.
Wo ich das letzte mal voller Adrenalin runter gerannt bin.
Ich räuspere mich, versuche meine Gedanken nicht an mich ran zu lassen doch Sie überwältigen mich, als ich in die obere Etage komme.
Ich muss das Zimmer betreten.
Sein Zimmer.
Eine Träne rennt heiß über meine Wange, alles in mir zieht sich zusammen.
Mir schießen wieder einmal Erinnerungen vor die Augen.
Gott.
Ich seufze und wische mir die Tränen weg.
Ich vermisse ihn so sehr, doch ich muss das jetzt tun.
Nur mit Mühe schaffe ich es rüber zu seinem Schrank.
Ich durchwühle langsam und vorsichtig seine Sachen.
Werde aber nicht fündig.
Auch, als ich durch seinen Nachtisch und unter seinem Bett nachsehe.
Sein Geruch steigt mir in die Nase und lässt mich unweigerlich anfangen richtig zu weinen.
Ich lasse mich auf das Bett nieder und lege mein Gesicht in meine Hände.
Ich lasse alles aus mir raus, weine so fest und laut wie ich kann.
Ich hab ihn wirklich verloren.
Durch ein Missverständnis.
...
Ich höre leise Schritte und werde wachsam, schnell ziehe ich das Messer aus meinem Schuh und fahre es aus.
Ohne hinzusehen, renne ich auf die Tür zu, doch ich spüre einen harten Griff um mein Handgelenk.
Der mich mein Gesicht schmerzerfüllt verziehen lässt.
Ich öffne meine Augen und lasse das Messer fallen.
Ich reiße mich von ihm los und gewinne Distanz.
Er will auf mich zu kommen, doch ich strecke meine Hände weit vor mir aus.
,,Nein" sage ich und seufze.
Matteo bleibt vor mir stehen.
Ich bleibe halb von ihm weggedreht stehen, bis ich merke, dass auch er einfach stehen bleibt.
Ich seufze erneut und wische mir über mein Gesicht.
Danach drehe ich mich ihm zu.
Das erste mal, dass ich ihn ganz mustern kann.
Als ich seine Augen erreiche, ist alles verloren.
Wir halten Augenkontakt.
Ein Augenkontakt der mich völlig verrückt macht, alles in mir kribbelt.
Meine Hände sind ganz heiß, mein Mund trocken.
Ich schlucke und sehe ihn weiter an, auch er fühlt es.
Er kann genauso wenig seine Augen lösen, doch der Gedanke an seinen Zwilling kommt wieder und ich sehe nur noch ihn.
Ich breche erneut in mich zusammen, knie mich zu Boden und fange erneut an zu weinen.
Hemmungsloses weinen.
Wieder Schritte.
Ich denke für einen Moment, er ist gegangen.
Als ich jemanden neben mir spüre und danach seine Arme.
Seine Arme, die sich vorsichtig um mich schlingen.
Ich denke für einen Moment an nichts und lasse mich ganz dem hier fallen.
Also rücke ich noch näher an ihn ran und schlingen meine Arme so fest um seinen Hals wie ich kann.
Ich brauche diese Umarmung. Ich fühle mich so einsam und kann mich niemanden anvertrauen.
Es ist falsch mich ihm hinzugeben, aber ich habe sonst absolut niemanden, dem ich mich sonst hingeben könnte.
Die Tränen rollen nur so von meinen Wangen und tropfen ihm auf die Jacke.
Ich spüre meine glühende Haut unter seinen Berührungen.
Obwohl er einfach nur sanft über meinen Rücken streicht.
Ich denke wieder an alles zurück und mein weinen wird schlimmer.
Ich kralle meine Hand in seine Jacke und weine mich weiter an seiner Brust aus.
Wir sitzen einfach auf dem Boden.
Wie auch immer das passiert ist, jedoch sitze ich auf seinem Schoss und weine mir die Seele aus dem Leib.
Während er mich einfach nur hält und versucht durch Berührungen zu beruhigen.
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Omertà & Pentito
Teen FictionOmertà. Das Gesetzt des Schweigens. Vize-Anführer zu sein, die Last zu tragen einmal Anführer zu werden, das macht ihn aus. Das macht Matteo Valentin Lucchase aus, doch es lastet ebenso eine Liebe auf seinen Schultern, die er nicht verbergen kann, d...