XXXI | Flirten

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Langsam drehe ich mich wieder nach vorne, und ziehe Elijah mit mir, weiter Richtung Museumseingang. Ohne wiederstand folgt Elijah mir. „Wir sind Zeitreisende", beginnt er zu erklären. Ach wirklich Sherlock? Darauf wäre ich ja nie gekommen. „Jeder von uns hat eine andere Begabung. Bei dir, zum Beispiel, ist es, dass du Geister sehen kannst. Ich kann nur mit meinen Augen manipulieren. Und Victorie ist Alchemistin." „Was genau ist ein Alchemist?"

Zwar habe ich schon von Alchemisten gehört, auch in Serien, die zu gucken Danny mich gezwungen hat, wurden sie das ein oder andere Mal erwähnt. Aber ich habe irgendwie nie richtig verstanden was das sein soll. Elijah holt grinsend Luft, und da weiß ich schon, dass ich bei ihm, genauso wie bei Cherry und Spencer, nichts anderes als einen halben Wikipedia Artikel als Erklärung erwarten kann. „Das Wort Alchemie leitet sich von dem-" „Ist schon gut", Unterbreche ich ihn schnell, bevor er so richtig in Fahrt kommen kann, „Ich denke es mir einfach selbst." Elijah lacht träge und knufft mir in den Arm. Anscheinend habe ich sein, zu genügen Vorhandendes, Ego angekratzt. „Bei uns ist das so viel wie ein Trankmeister. Victorie braut sowas wie Zaubertränke und so ein Zeug."

Zufrieden, über diese kurze und sehr informative Antwort, nicke ich und tätschle Elijahs Hand. „Danke."

Schweigend wende ich mich wieder dem Gang zu und betrachte die Vasen, die immer noch, genauso wie gestern auch schon, fein säuberlich auf ihrem Platz stehen. Fast schon frage ich mich, ob die kunstvollen Vasen festgeklebt sind. Sicherlich, denn ansonsten hätte jemand sie bestimmt schon hinunter geworfen. Ein kleines grinsen bildet sich auf meinen Lippen, als ich mir vorstelle, wie Logan eine der Vasen umschubst und sogleich von einer alten Museums Direktorin, mit einem Besen verscheucht wird. Ich spüre Elijahs Blick auf mir, ignoriere den jedoch geflissentlich. Auch von hinten, spüre ich zwei Augenpaare, die wie Laserpunkte in meinem Rücken brennen. Auch die ignoriere ich.

Elijah muss ja nicht unbedingt mitbekommen, dass meine beiden besten Freunde uns wirklich gefolgt sind. Auch wenn ich glaube, dass er es sowieso schon längst ahnt, wenn nicht sogar weiß. Der Stille Moment zwischen meinem Partner und mir, wird unterbrochen durch das laute klingeln meines Handys. Entnervt seufze ich, bin mir, aus welchem Grund auch immer, sicher, dass es sich bei dem Anrufer um Danny handelt. „Geh schon mal rein", Murmle ich Elijah zu und zerre mein Handy aus meiner Jackentasche. Mein Partner nickt nur knapp, entknotet unsere, noch immer verhakten Arme, und geht schnellen Schrittes auf die Flügeltür am Ende des Ganges zu. Er akzeptiert, dass ich beim telefonieren Privatsphäre brauche. Wie nett von ihm. Lustlos werfe ich einen Blick auf mein Handy. Doch anstatt von Dannys Bild, leuchtet mir das Profil Cherrys entgegen. Stirnrunzelnd hebe ich ab, halte das Handy an mein Ohr und frage: „Was ist los, Cherry?" „Habt ihr da gerade geflirtet?" Schreit sie mich, durch den Hörer hindurch an. Erschrocken, von der plötzlichen Lautstärke, zucke ich zusammen und lasse beinahe mein Handy fallen. Wenn sie so schreit, verstehe ich nicht, wieso sie dann ein Handy braucht. „Was?" Verwirrt drehe ich mich in Richtung Straße, wo Cherry und Spenc immer noch stehen. Cherry gestikuliert wild herum, während Spencers versucht nicht von ihren Händen getroffen zu werden. „Glaub ja nicht, dass ich das nicht gesehen habe! Er hatte seine Hand an deinem Gesicht!"

Irritiert werfe ich einen Blick über meine Schulter, wo Elijah an der Flügeltür auf mich wartet. Der Regenschirm hängt locker an seiner Seite. Jetzt wo wir unter dem Dach stehen, braucht er ihn nicht mehr. „Ich glaube, du hast da irgendwas falsch verstanden", Erwidere ich, „Ich bin gegen die Säule gefallen. Elijah hat sich die Stelle angesehen, ob es etwas schlimmes ist."

Cherry stößt ein undefinierbares Geräusch aus, das wie eine Mischung aus Pff und Hm-Hm klingt. „Wer's glaubt wird selig! Ich-", Ich bin sehr, sehr froh darüber, dass Spencer Cherry ins Wort fällt. „Hör auf über so einen Schwachsinn zu reden! Frag lieber, wo die beiden hin wollen, wenn sie im Museum sind."

Time Travelling | Broken SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt