Die Tür zur Werkstatt steht offen, als mein Partner und ich dort ankommen. Der Geruch von Kamille liegt in der Luft, vermischt mit dem Duft von Leder. Elijah wirft mir einen Stirnrunzelnden Blick zu, bevor er gegen den Türrahmen klopft und den Kopf in den Raum steckt. „Madame Rosario? Sind Sie hier?" Fragt er laut. Ein zustimmendes Gemurmel kommt aus dem Inneren, woraufhin Elijah mich heran winkt und sanft rein schiebt.
In Madame Rosarios >Büro< hat sich seit meinem letzten Besuch so gut wie nichts verändert. Nur an meiner Kleiderstange hängen jetzt mehr Kleider. Die Meisterschneiderin hat die Zeit, in der sie ihre Ruhe hatte und nicht von Elijah oder mir bedrängt wurde, sinnvoll genutzt.
Im hinteren Teil des Gewölbes entdecke ich die Künstlerin dann höchstpersönlich. Aufgeregt tänzelt sie um ein Mannequin herum, steckt hier und da noch etwas fest und zupft etwas zu Recht. „Katherine!" Ruft die füllige Dame aus, sobald sie mich erblickt. Erst jetzt fällt mir auf, dass sie jeden einzelnen, der Buchstaben meines Namens, genau betont. „Komm her, komm her, mein Kind!"
Eilig kommt sie auf mich zu, packt mich am Handgelenk und zieht mich zu der Puppe. Davor bleibt sie stolz stehen und stemmt die Hände in die Taille. „Sieh es dir an! Es ist perfekt für dich!"
Perplex starre ich dieses Chaos aus Stoff und Leder an. Was daran perfekt sein soll, erkenne ich bei bestem Willen nicht. Es sieht für mich nur nach einem wilden Mix aus schwarzem Leder, schwarzem Stoff und roten und goldenen Akzenten aus.
„Es ist", beginne ich, befeuchte mir nervös die Lippen, auf der Suche nach Worten, „Es ist anders, das ist es wohl."
Madame Rosario klatscht glücklich in die Hände und sieht sich nach Elijah um. „Wölfchen, wie findest du es? Ist es nicht großartig?"
Der Blonde sieht so aus, als würde er sich mit aller Kraft daran hindern müssen, nicht laut loszulachen. „Ich schließe mich Katherines Meinung an." Presst er zwischen den Lippen hervor. „Es ist etwas Besonderes." „Wie das Füchschen!" Sie tippt mir auf die Schulter und lenkt mich in die Richtung, des Paravents. Ich ahne was jetzt kommt. Sie wird mich ohne Gnade in dieses Ungetüm von Montur zwingen, und es wird ihr egal sein, ob ich dabei Gliedmaßen verliere oder nicht.
Schnell werfe ich Elijah einen Blick zu, den er versteht, ohne nachzufragen. Er hebt die Hände, seufzt schwer und zieht sich aus der Werkstatt zurück, in den Flur, während Madame Rosario mich schon fast hinter den Paravent schubst.
Nach zwanzig langen Minuten, in denen ich fast an Atemnot gestorben wäre, bin ich endlich in die Uniform gezwängt. Ich selbst habe mich noch nicht getraut in einen Spiegel zu sehen, aber Madame Rosario hüpft beglückt um mich herum und richtet meine Haare, die sie in einen lockeren Knoten in meinen Nacken gebunden hat. Ich vermute tatsächlich, dass ich noch nie in meinem Leben etwas anhatte, das mehr gewogen hat. Das Leder und der schwere schwarze Stoff wiegen auf meinen Schultern so wie Eisen.
Unzufrieden verschränkt Madame Rosario die Arme vor der Brust, schürzt die Lippen und tippt sich mit dem Zeigefinger dagegen. „Irgendetwas fehlt...", Murmelt sie nachdenklich und zupft die Rosenrote Schärpe, die an meiner Schulter befestigt wurde, herum. Auf dem einzigen roten Fleck an meiner ganzen Uniform, wurde in einem leicht dunkleren Ton, das Zeichen der Moonroses eingearbeitet. Ein Kreis, mit einer blühenden Rose darin. „Das ist es!" Die Erkenntnis trifft die Frau, deren Haare ganz klar nicht von Natur aus rot sind, und sie wirft sich fast auf den kleinen Schiebetisch, der über und über mit Schmuck gefüllt ist. Ihre kompletten Arme verschwinden in dem Berg aus Silber, Bronze und Gold. Sie braucht jedoch nur ein paar Sekunden, bis sie das findet, was sie gesucht hat. Es ist ein ziemlich kleiner Gegenstand denn er verschwindet komplett in ihrer Hand, als sie sie schließt. Tänzelnd kommt sie wieder zu mir herüber und setzt sich auf den kleinen Hocker, der vor mir steht.
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Time Travelling | Broken Souls
FantasyBAND I Ich erkenne mein eigenes Spiegelbild nicht wieder. Das Mädchen vor mir bin nicht ich. Oder zumindest nicht das alte ich, das hier in der Stadt angekommen ist. Das Mädchen, welches mit ihrem kleinen Bruder aus einer kleinen Vorstadt angereist...