Langsam bricht schon die Dämmerung über Malson Falls herein und am lila gefärbten Himmel sind teils schon die ersten Sterne zu sehen. Wie kleine Diamanten funkeln sie. Ich rücke meine Tasche zu recht, während Elijah schon vor, den kleinen Abhang hinunter, zu seinem Auto stapft. „Ich denke nicht, dass Faye mir erlauben wird, mit dir nach Großbritannien zu fahren!" Rufe ich ihm zu, als ich versuche, nicht auf dem glatten Gras auszurutschen. Mein Partner macht eine Geste mit den Händen. „Ach was! Wir kriegen sie schon überzeugt!" „Mit deinen Manipulationsaugen?" Lache ich laut. Ich kann praktisch auf meiner Haut spüren, wie er anfängt zu grinsen.
Von einem Moment auf den anderen habe ich das Gefühl, das Gleichgewicht zu verlieren. Gerade noch rechtzeitig kann ich mich wieder fangen, aber in meinem Kopf ist es, als würde jemand von innen mit einem Meißel dagegen schlagen. Und da ist es wieder: Das leise Tuscheln in jedem Winkel meines Schädels. Schockiert fasse ich mir an den Kopf, im Versuch die Stimmen zu ersticken. Unbeschadet hinunter zu kommen habe ich schon längst aufgegeben, stehe stattdessen wie angewurzelt auf einer Stelle. Immer lauter werden die Stimmen. Es scheint fast so, als wollen sie mich verrückt machen. Das Dröhnen breitet sich weiter aus, bis ich das Gefühl habe, dass es sich in meinem ganzen Körper befindet. Meine Finger zittern, meine Beine werden taub und mein Gleichgewichtssinn scheint zu streiken. Was zur Hölle ist das?
„Katherine...", verdeutlicht sich eine der Stimmen aus dem Gewirr. Ich versuche die Augen aufzureißen, aber es ist, als würde ich in einem schwarzen Kasten stecken. Ist das Elijahs Stimme? Nein, es ist die einer Frau. Cherry vielleicht? Dafür ist sie zu rauchig.
„Katherine, bleib bei mir."
Das Dröhnen wird wieder lauter und ich presse meine Hände fester an meine Schläfen. Was ist das? Die Luft scheint sich zu verändern, wird kälter und riecht plötzlich nach Wasser. Wie in einer Tropfsteinhöhle. Fast kann ich auch schon das Tropfen hören.
Plötzlich flammt ein Bild vor meinem inneren Auge auf: Eine dunkle Höhle, von dessen Decke dunkelblau leuchtende Tropfsteine hängen. Eine unverkennbar weibliche Person steht in einem dunklen Umhang in der Mitte der Höhle. Die weite Kapuze hat sie tief ins Gesicht gezogen, so dass ich ihre Züge nicht erkennen kann. „Katherine, komm zu mir..."
Ich schüttle den Kopf und versuche die Stimme zurück ins Gewirr zu verbannen. Klappt aber nicht. Mit Bewegungen, die wirken, als würde sie über dem Boden schweben, kommt sie auf mich zu gerauscht. Ihr Umhang weht hinter ihr her wie eine schwarze Nebelfahne. Lange, blasse, dünne Finger Strecken sich unter dem Ärmel des Umhangs heraus und greifen nach mir. Schreiend weiche ich zurück, presse meine Hände über meiner Taschenuhr zusammen und reiße die Augen auf. Direkt blicke ich in ein paar aufmerksame grüne Augen.
Erfreut Grinst Steve mich an. „Ah, du bist wieder da!"
Verwirrt starre ich ihn an, ohne mich vom Fleck zu rühren. „Wie, wieder da?"Erst jetzt bemerke ich, dass ich nicht länger auf dem Abhang vor Elijahs Haus stehe, sondern im feuchten Gras liege, umringt von Cherry, Spencer, Elijah und Steve, der sich über mich gebeugt hat und mich jetzt zu begutachten scheint. „Du warst kurz weg", erklärt er nebenbei, während er beschäftigt meinen Kopf abtastet.
Erschrocken umfasse ich sein Handgelenk. „Ich war tot?!"
Steve stoppt kurz mit der Betastung, sieht auf und schüttelt dann lachend den Kopf. „Bist du verrückt? Du warst nur nicht ansprechbar, nicht gleich tot! Mann, ich möchte echt mal erleben, dass hier irgendwer mal nicht vom schlimmsten ausgeht."
„Geht's dir gut?" Mit kraus gezogener Stirn schiebt Elijahs Gesicht sich in mein Blickfeld. Vorsichtig schüttele ich meinen Kopf, bereue es jedoch sofort wieder, den ein stechender Schmerz geht von meinem Nacken hoch bis an meine Schläfen. Schmerzhaft ziehe ich die Luft ein. „Kann ich mich hinsetzen, Steve?"
Der Hexer nickt gleichgültig. „Wenn du es dir zutraust."
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Time Travelling | Broken Souls
FantasyBAND I Ich erkenne mein eigenes Spiegelbild nicht wieder. Das Mädchen vor mir bin nicht ich. Oder zumindest nicht das alte ich, das hier in der Stadt angekommen ist. Das Mädchen, welches mit ihrem kleinen Bruder aus einer kleinen Vorstadt angereist...