Zögernd folge ich Valentin, wünsche mir plötzlich Isabell oder Madame Rosario zurück, die, auch wenn sie verrückt sind, mich nicht alleine gelassen haben. Mit Leichtigkeit öffnet Valentin eine der Türen und schiebt sich ins Innere, welches im Dunkeln liegt. Stimmen dringen von drinnen zu mir hinaus. Kurz überlege ich ernsthaft, einfach umzudrehen und durch den Tunnel bis zum Fahrstuhl zu laufen. Denn die Stimme da drin, gehört zu Baltasa und er klingt nicht gerade gut drauf. Wenn schon der freundliche Baltasa der ist, den ich auf einer einsamen Inseln aussetzen würde, so will ich nicht wissen, wie Baltasa ist, wenn er mit dem falschen Fuß aufgestanden ist. Wahrscheinlich würde ich ihn am liebsten in ein Gehege mit hungrigen Wildtieren werfen. Trotzdem drücke ich die schwere Holztür weiter auf und folge Valentin ins Innere. Ich bin gewohnt, dass auch hier Licht scheint, doch auch diese Halle liegt im Dunkeln. Ich kann das Podest mit dem Rundtisch und den herrschaftlichen Stühlen gar nicht erkennen. Nur ein paar Kerzen, die auf ihnen abgestellt wurden, machen sie überhaupt bemerkbar.
Ein paar Gestalten heben sich schemenhaft von der Dunkelheit ab, bewegen sich in fließenden Bewegungen. Sie wiegen sich in Einklang mit den Schatten, lassen sich kaum von mir wahrnehmen- würde ich nicht ihre Stimmen hören.
„Euer Verhalten ist unberechenbar! Ich kann nicht zulassen, dass ihr in die nähe, unseres heiligen Mittels kommen." Sagt Baltasa. Seine Silhouette erkenne ich sofort. Wild bewegt er sich vor dem Podest auf und ab, wirft die Hände in die Luft. Ein schmalerer Schatten steht neben ihm, ich schätze, es handelt sich um Lucias oder Matt, Baltasas Sohn. Diese Vermutung bestätigt sich, als er sich zu Wort meldet: „Vater, Denkst du nicht, dass die beiden wissen müssen, ob sie den Schwur leisten wollen?" „Schweig Still!"
Je länger ich Baltasa reden höre, desto mehr klingt er wie ein Disney Bösewicht. Ich kann mir vorstellen, dass die böse Königin aus Schneewittchen, genau das sagen würde. Würde bestimmt beeindruckend klingen.
„Ich warne dich, Elijah DeVil-" „Oh, seht mal wer da ist!" Ertönt die Stimme meiner rothaarigen Cousine vom Podest her. Sie klingt gelangweilt und genervt. Auch wenn ich mich wundere das ihre ältere Schwester ihr noch nicht den letzten Nerv geraubt hat. Eine der Kerzen erlischt flackernd als Charlott sich erhebt. „Die gnädige Katherine Moonrose beglückt uns mit ihrer Anwesenheit."
Es soll mich wohl wütend machen, allerdings bin ich einfach nur froh darüber, dass sie mich nicht Katharina genannt hat. Wie sehr ich diesen Namen hasse!
„Hallo Charlott", kurz hebe ich die Hand, während meine Cousine gefährlich langsam vom Podium steigt. Jeder ihrer Schritte erzeugt einen echoartigen Klang. Es wäre sicher dramatisch gewesen, wüsste ich nicht, dass Charlott ein Hund ist, der nicht beißt. Sie kläfft, jault, heult, knurrt, springt und schnappt, aber ernsthaft zubeißen tut sie nicht.
„Nur damit du es weißt", beginne ich zu erklären, „Ich wusste nicht, dass es hier ein Treffen gibt, bei dem ich anwesend sein muss und außerdem hat deine Schwester mich aufgehalten."
Ich kann zwar Charlotts Gesicht nicht sehen, aber ich spüre förmlich wie sie die Augen zusammenkneift. „Ja, meine Schwester hat das Talent, Dinge zu", sie macht eine dramaturgische Pause, „verlangsamen."
In diesem Moment legt sich mir ein Arm um die Schulter. Ich muss nicht aufsehen, um zu wissen dass es Elijah ist. Er ist der einzige hier, der sich mir so annähert. Naja, wenn man Logan ausschließt, der von Zeit zu Zeit seltsame Anwandlung bekommt. Doch ich erkenne den Geruch meines Partners, der, laut Cherry, einfach unwiderstehlich ist.
„Lass gut sein, Charlott." Weißt er die rothaarige scharf zu Recht. Ausnahmsweise hört sie mal. Sie wäre auch ziemlich dumm, den Hybriden, der sowieso schon gereizt klingt, noch weiter zu reizen. Als ich einen Blick zu ihm hinauf werfe, habe ich meine Bestätigung. Gelbe sprenkel haben sich in seine Iris gemischt und leuchten im gedämmten Licht verheißungsvoll. Irgendetwas muss ihn wütend gemacht haben. Mein Partner ist zwar temperamentvoll, aber das, was ich Baltasa habe sagen hören, hätte ihn nicht so Wütend gemacht. Es muss etwas davor passiert sein, was ich nicht mitbekommen habe.
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Time Travelling | Broken Souls
FantasyBAND I Ich erkenne mein eigenes Spiegelbild nicht wieder. Das Mädchen vor mir bin nicht ich. Oder zumindest nicht das alte ich, das hier in der Stadt angekommen ist. Das Mädchen, welches mit ihrem kleinen Bruder aus einer kleinen Vorstadt angereist...