Sie zögert. Ihre Hand zittert so sehr, dass ich vermute das sie gleich das Buch fallen lässt. „Elijah DeVilers hat dieses Bild gemacht." Haucht sie, während sie die Seite umblättert. Elijah? Ich hätte nicht mal gedacht das der Typ weiß wie man eine Kamera bedient. Auf der nächsten Seite sind vier Bilder. Eines in schwarz weiß und drei in Farbe. Das allererste Bild auf der linken Seite ist eines in Farbe.
Es ist wieder meine Mutter drauf, zusammen mit einem jungen Mann. Ich komme nicht umhin mir eingestehen zu müssen das der Kerl in einer gewissen Art und Weise attraktiv ist. Dunkelbraunes Haar liegt ihm wirr auf dem Kopf, hängt ihm an manchen Stellen in sein Gesicht. Er besitzt stechende braune Augen die tief in ihren Höhlen liegen, dünne Lippen und obwohl er noch ziemlich jung sein muss, besitzt er einen Ausdruck, als hätte er schon oft um sein Leben gekämpft. Er trägt einen Ledermantel und hat sich über einen Tisch gebeugt- zu meiner Mutter. Sie ist auch komplett in schwarz gekleidet, trägt ein seiden Top und eine Lederjacke. Sie sitzt dem Mann gegenüber, hat die Arme vor der Brust verschränkt und grinst zufrieden, während der Typ auf sie einredet. Je länger ich dieses Bild ansehe, desto schwindeliger wird mir... Fast so als wolle mir mein Hirn etwas sagen. Da blitzt es mir durch den Kopf. Natürlich! Braune Haare, Leder Mantel.
„Valentin", stoße ich hervor und deute auf ihn. Ich muss mich anhören, wie ein Kleinkind, das gerade sprechen lernt. Faye runzelt die Stirn. „Ja, hast du ihn schon kennengelernt?"
Ich schüttle den Kopf. „Nein... Ich hab von ihm geträumt."
Tante Faye setzt dazu an etwas zu erwidern, mustert mich dann jedoch nur und nickt schwach. „Valentin Morton war der Partner deiner Mutter." Fährt sie fort und kratzt sich an der Wange. Ich fahre mit meiner Zunge über meine Schneidezähne. „Er war so für sie, wie Elijah für dich ist."
Ihr Blick wandert zu der Fotografie darunter. Es ist das schwarz weiß Bild. Elf Personen stehen in einem Halbkreis um die Kamera. Drei von ihnen erkenne ich sofort. Valentin, meine Mutter und Elijah. Valentin und Mom stehen in der Mitte des Kreises. Mom vor Valentin, der schützend seine Hand auf ihre Schulter gelegt hat. Rechts neben ihm steht Elijah. Er schaut ziemlich Griesgrämig. Fast so wie im Tunnel unter dem Museum. Seine Hand ruht auf dem Schaft eines majestätischen Schwertes. Stirnrunzelnd beobachte ich die nur dezenten Bewegungen. Fast könnte ich meinen das es ein Bild der Bruderschaft wäre- wenn nicht Baltasa fehlen würde. Und nach meinem Wissen hat er ziemlich viel zu sagen.
Tante Faye deutet auf das erste Bild auf der anderen Seite. „Das war bei einem Familienfest der DeVilers." Erläutert sie. Es ist ein schönes Bild. In einem großen Ballsaal, an dessen Decke ein eleganter Kronleuchter hängt, tanzen Valentin und Mom. Valentin trägt einen einfachen Anzug, Mom ein schönes grünes Kleid. Lachend tanzen sie. Sie drehen sich im Kreis.
Aus den Augenwinkeln nehme ich war wie Fayes Mundwinkel Winkel ein paar Millimeter hoch wandert. „Und das Bild da unten", sie deutet auf das letzte Bild, „Ist eines der ersten von dir." Einen Moment starre ich sie an, bevor ich das Bild ansehe. Es ist meiner Meinung nach das schönste Bild dieser Seite. Eine Art Selfie. Elijah steht ganz vorne im Bild, hält anscheinend die Kamera. Hinter ihm steht, noch um einiges jünger, Faye. Fröhlich grinsend schaut sie in die Kamera. Im hinteren Teil des Bildes stehen Mom und Valentin. Valentin schaut stolz ins Bild, während Mom ein kleines Baby auf dem Arm hält. Es wirkt gar nicht glücklich darüber das da ein Typ mit nem Fotoapparat da steht.
Tja Tatsache. Nur Sekunden später bricht das Baby in Tränen aus. Total aufgelöst fährt Elijah herum und streckt die Hand nach dem Baby aus. Dann bricht das Bild ab und fängt wieder von vorne an. Mit einem Ruck schlägt Faye das Album zu.
„Ich denke das reicht für heute." Murmelt sie und wirft sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Schwerfällig erhebt sie sich und tappst zu dem Regal.
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Time Travelling | Broken Souls
FantasíaBAND I Ich erkenne mein eigenes Spiegelbild nicht wieder. Das Mädchen vor mir bin nicht ich. Oder zumindest nicht das alte ich, das hier in der Stadt angekommen ist. Das Mädchen, welches mit ihrem kleinen Bruder aus einer kleinen Vorstadt angereist...