LVIII | Der Dolch

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„Madame Rosario lässt dir ausrichten, dass du zur Anprobe deiner Uniform kommen sollst und Elijah erwartet dich im Versammlungsraum. Ich schätze sein Anliegen ist wichtiger als Madame Rosarios, aber das musst du wissen." Er zuckt gleichgültig mit den Achseln. Es ist mir egal, was die beiden von mir wollen und warum sie ausgerechnet Valentin geschickt haben, aber ich möchte alle drei fest drücken, weil sie mich vor Isabells Etikette-Training gerettet haben. Ich verstehe sowieso nicht, wo sie in diesem ganzen Haltungschaos noch die Zeit finden will, mir den richtigen Umgang beizubringen. Wie Valentin schon gesagt hat, ich bekomme das schon hin.

Ehe Isabell etwas einwenden kann, schlüpfe ich aus ihren Schuhen und zurück in meine Sneaker. Sie betrachtet die schwarzen Turnschuhe immer noch missbilligend, als ich die Schleifen festziehe und ihr die Pumps hinhalte. „Danke für deine Hilfe Isabell. Ich denke, ich werde mich jetzt nicht mehr völlig blamieren."

Die blonde ringt sich ein lächeln ab, welches jedoch nicht ihre Augen erreicht. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass du das auch ohne mich hin gekriegt hättest." „Garantiert nicht!" Ich schüttele heftig den Kopf, was Isabell zum lachen bringt. „Geh jetzt. Val wartet auf dich." Mit diesen Worten scheucht sie mich in die Richtung des Partners meiner Mutter, der an der Tür des Raumes auf mich wartet. Ich winke ihr noch einmal zu, doch sie bemerkt es nicht. Sie ist gerade dabei ihrem Spiegelbild tief in die Augen zu starren, wohl überprüft sie, ob ihre Mascara verwischt ist. Valentin hält mir einladen die Tür auf und ich schlüpfe hindurch. Zwar ist Valentin, zusammen mit Isabell, Elijah und Madame Rosario, einer der einzigen hier, die mir ihre Freundlichkeit nicht vorspielen, aber Elijah hat gestern gesagt, Valentin hätte meine Mutter verraten. Naja, nicht Wortwörtlich, aber man konnte es aus dem Kontext entnehmen. Wäre ich nicht so ungeschickt, was Leute ausquetschen angeht, würde ich ihn liebend gerne fragen, wieso meine Mutter die Stadt verlassen hat. Lag es an ihm? Aber da ich leider das ziemlich unnütze Talent habe, sehr schlecht lügen zu können, lasse ich das lieber.

Was, wenn er mich fragt, ob ich schon etwas darüber weiß. Ich würde rot werden und hysterisch anfangen zu Kichern. Also fällt diese Option schon mal raus. Lieber wende ich mich an Elijah, mit dem ich sowieso noch einiges zu besprechen habe. Ich muss ihm darüber erzählen, dass gestern abend noch mal jemand in meinem Kopf war, dass Danny und Caroline jetzt Bescheid wissen und ich muss noch mit ihm über seine Lüge sprechen. Immerhin hat er mir weismachen wollen, dass seine Eltern tot sind!

„Elijah erzählte mir, dass ihr den Partnerschwur leisten wollt?" Fragt Valentin, während wir nebeneinander durch die unterirdischen Flure wandern. Bestätigend nicke ich und frage mich, ob Elijah gestern Abend noch jeden angerufen hat und die Neuigkeiten verkündet hat. Zutrauen würde ich es ihm. Valentin lächelt. „Eine gute Entscheidung Katherine. Ich möchte dir etwas schenke."

Ich lache leise. „Kriege ich das Geschenk, weil ich eine Entscheidung getroffen habe?" „Du hättest es auch so bekommen, allerdings denke ich, dass das hier ein guter Vorwand ist." Mit diesem ehrlichen, herzlichen grinsen zieht er eine schmale Box hervor. Sie ist in blauem Samt eingewickelt und ich wundere mich, was für ein Geschenk es sein könnte. Immerhin ist die Box nicht gerade breit, dafür aber sehr lang. Normalerweise schenkt man Mädchen in meinem Alter Ohrringe, Ketten oder Armbänder, aber Valentin erscheint mir nicht wie jemand, der normale Geschenke macht. Eher wie jemand, der leere Schachteln verschenkt und im Nachhinein erst das richtige Geschenk übergibt.

Feierlich lüftet er den Deckel. Darunter kommt, in ein schwarzes Samtkissen gebettet, ein Dolch zum Vorschein. Er steckt in einer reich verzierten Scheide, der Griff wurde so bearbeitet, dass es sich aussieht als würde sich eine Rose darum winden. Auch der Rest der Hülle ist voll mit Moonrose Symbolen. Von Rosenblättern, über Monde bis zu Ranken. Ehrfürchtig starre ich die edle Waffe, deren Hauptteil ich noch gar nicht gesehen habe, an, als wäre sie das, was die Welt retten würde.

Time Travelling | Broken SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt