5. Kapitel - Ein Abend mit Idioten 1/2

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Die Tatsache, dass Michael jeden Sonntag in dem Café ist, in welchem ich arbeite, ging mir die ganze Nacht nicht aus dem Kopf. Allgemein geht er mir nicht mehr aus dem Kopf. Andauernd hallt sein Lachen durch meine Gedankengänge, seine verdammtes Gesicht mit den verfluchten grünen Augen und dem rot gefärbten Haar wandern wie ein Bild vor mein Sichtfeld und bringen mich zum Tagträumen. Wie es wäre, wenn wir beide ein erstes Date hätten, unseren ersten Kuss.. Okay, nicht schon wieder. In letzter Zeit erwische ich mich viel zu oft dabei, wie ich an ihn denke. Und genau das ist falsch, denn ich kenne ihn ja überhaupt nicht wirklich und er hat eine Freundin, mit welcher er jeden Moment in das Geschäft hineinspazieren wird. Wie würde das denn aussehen, wenn sie reinkommen und eine fast vor sich hin sabbernde Peggy vorfinden? Okay, sabbern ist etwas übertrieben. Mit einem letzten Kopfschütteln beseitige ich die restlichen Gedanken von Michael und suche anschließend Ina, die irgendwo bei dem Toiletten sein müsste.
Doch irgendwo in der hintersten Ecke meines Hirns kann ich nicht aufhören an ihn zu denken, was mich langsam ziemlich ärgerlich macht. Kann mein Gehirn denn nicht mal machen, was ich ihm befehle?
"Ina?"
"Jo?"
"Brauchst du Hilfe?" lache ich, als ich sie in der Kabine, in welcher ich das Fenster kaputter gemacht habe, entdecke.
Völlig verzweifelt steht sie mit einem neuen Türgriff auf der Toilette und nickt leicht mit dem Kopf. Diese Haltung erinnert mich an mich, wie ich in einer Klassenarbeit einfach mal nichts gecheckt habe, da saß und verzweifelt versucht habe unauffälligen Blickkontakt mit Ina zu machen, damit diese ihren Zettel für mich lesbar hinlegt. Nur, dass meine Situation im Gegensatz zu ihrer gerade echt zum brüllen war. Normalerweise hätte ich heulen müssen, doch stattdessen lachte ich mich aus. Aufgrund meiner Dummheit.
"Okay, lass uns das bei Ladenschluss zusammen machen. Du weißt, Michael kommt gleich."
"Und seine Freundin!" erinnert Ina mich mit einem frechen Grinsen, worauf ich ihr einfach nur den Mittelfinger zeige und von ihr erneut ein diesmal nur lauteres Lachen kassiere.
"Ach leck mich doch!" funkel ich sie an, was allerdings ein Fehler war, da diese mit den Worten: "Komm her!" von der Toilette springt und auf mich zu rennt.
Da ich weiß, dass sie es ernst meint, weil sie es früher auch einmal gemacht hat, renne ich so schnell es geht von ihr weg. Leider ist das Café klein und nurnoch der Bereich mit den Gästen als Fluchtort übrig, weswegen mir keine andere Möglichkeit bleibt, als dort hinzurennen.
Völlig außer Atem, durch das ganze Lachen, halte ich mich an dem Tresen fest um mich ersteinmal zu beruhigen.
Es ist gut zu wissen keine komischen Blicke von den Gästen zugeworfen zu bekommen, da die meisten des öfteren hier sind und es nicht anders von uns kennen.
Nur ein paar Fremde blicken uns ab und zu komisch oder verwirrt an. Das passiert aber echt mega selten. Die meisten lachen mit oder ignorieren uns.
"Oh mein Gott, wie ist die denn drauf?" höre ich eine weibliche Stimme abwertend seufzen, was aber laut genug ist, damit ich es hören kann. Augenblicklich fährt mein Kopf zu der Person, von der diese Aussage gekommen ist.
Eine dünne, braunhaarige Frau, ungefähr in meinem Alter und einem recht hübschem Gesicht schielt genau in meine Richtung. Vor ihr sitzt, wegen den knalligen Haaren kaum zu übersehen, Michael, der einfach nur mit den Augen rollt.
Okay, das muss seine Freundin sein. Und Wow, sie scheint einen echt netten Charakter zu haben. Mehr Pluspunkte kann man sich beim Kennenlernen echt nicht holen.
Schnell drehe ich mich zu Ina um und berichte ihr von der eben abgelaufenen Situation.
"Komm, stell dich nicht so an. Sie ist bestimmt nett!" grinst diese einfach nur uns widmet sich nun den Gästen.
Toll. So eine Reaktion habe ich von meiner besten Freundin nicht erwartet. Naja, vielleicht hat sie ja Recht. Ich sollte aufhören so schnell über sie zu urteilen, denn sie hat ja bisher nur ein bisschen meine Gefühle verletzt.
"Hey Leute!" mit einem Lächeln auf meinen Lippen gehe ich auf Michael und dessen Freundin zu, worauf Michael sofort von seinem Stuhl aufsteht und mich umarmt.
"Hey Peggy, wie gehts?" fragt er während der Umarmung worauf ich lachend: "Gut und dir?" antworte.
"Freut mich, mir auch." lacht er züruck, befreit mich aus seiner Umarmung und setzt sich zurück auf den Stuhl. Ich widme mich derzeit der brünetten Person zu und strecke ihr lächelnd meine Hand entgegen.
"Hey, ich bin Peggy. Freut mich dich kennenzulernen."
"Ashley." Antwortet sie falsch grinsend, allerdings ohne die Absicht mir die Hand zu geben. Stattdessen hält sie ihre Nase in die Speisekarte.
Ernsthaft? Ich glaubs nicht. Wie kann man nur so frech sein?
Sie soll sich mal nicht so anstellen und die Tatsache, dass sie mich nicht mag, warum auch immer, kurz nach hinten rücken lassen und mir aus reiner Höflichkeit die Hand geben. Man muss Menschen ja nicht so offensichtlich zeigen, dass sie verabscheut werden. Oder will die feine Dame mich aus reinen hygienischen Gründen nicht anfassen? Vielleicht denkt sie ja, dass meine Hände total bekeimt sind, nur weil ich in einem Café arbeite und mit Lebensmitteln zutun habe. Aber da hat sie sich deutlich geschnitten. Es wurde nämlich so etwas wie Seife erfunden.
Okay, ich sollte mich nicht so aufregen. Vielleicht gibt es ja noch andere Gründe, wie der Vorfall von eben zum Beispiel.
So als wäre nichts gewesen lasse ich meine rechte Hand schnell zu meinem Schreibblock fahren und frage nun etwas verunsichert, ob die beiden bereits wissen, was sie bestellen möchten.
"Was für Torten habt ihr diesmal zur Auswahl?" fragt Michael neugierig, nachdem er mir einen entschuldigenden Blick zugeworfen hat.
"Ich glaub es wäre besser, wenn du mal mit zum Tresen kommst und dir die Torten anguckst. Allein schon wenn du die Namen hörst wirst du dich nicht entscheiden können."
"Aye Aye Captain! Honey, willst du auch Torte?"
"Nein, ich nehme nur ein Glas Wasser. Ich muss auf meine Figur achten." Antwortet Ashley mit verfinsterter Miene, die sie allerdings erfolglos zu überspielen versucht, worauf Michael mit einem monotonen Gesichtsausdruck nur nickt.
Alter, dieses Mädchen hat einfach mal einen perfekten Körper. Nicht zu dünn, genau perfekt. Ich glaube, nein, ich könnte wetten, dass alle Mädchen, die sie sehen, total neidisch auf ihr Aussehen sind. Ich gehör auch zu einen von denen. Ich mein, sogar ihr Gesicht ist ultra schön, wer kann dabei nicht neidisch werden? Aber trotzdem ist ihr bisheriger Charakter echt nicht der Burner. Sie scheint ziemlich unhöflich und eingebildet zu sein, aber sie hat wahrscheinlich heute nur einen schlechten Tag erwischt, da Michael sonst locker nicht mit so einer wie ihr zusammen wäre. Das würde einfach nicht passen. Aber wie sagt man so schön? Gegensätze ziehen sich an.
Nicht, das man das jetzt falsch versteht, ich gehe natürlich nur vom Charakter aus, da Michael auch ziemlich gut aussieht. Oh man, ich sollte echt mal aufhören mir so viele Gedanken zu machen.
"Du kannst dir locker ein Stück erlauben. Wenn nicht sogar 20. Du hast nämlich echt eine-" setzte ich an, doch werde schon nach wenigen Sekunden von einer etwas lauteren Stimme unterbrochen.
"Einfach nur ein Wasser, oder ist das etwa so schwer zu verstehen?"
"Tut mir leid ich-"
"Ist schon gut, Peggy. Komm, suchen wir mir eine Torte aus." befreit Michael mich von der unangenehmen Situation, legt seine Hand um mein Handgelenk und zieht mich zum Tresen, wo die Torten servierbereit stehen.
"Sie hasst mich." flüster ich betrübt, worauf Michael mich zu sich undreht, damit ich ihm in die Augen sehe.
"Tut sie nicht. Sie ist einfach nur schlecht drauf. Es hat nichts mit dir zutun." grinst er mir mit einem schrägem Lächeln zu.
"Sicher?"
"Nein." Lachend dreht Michael sich um, um sich die Torten anzugucken, während ich leicht grinsend, da es schon etwas lustig ist, aber trotzdem verletzt Michael angucke.
Ich weiß echt nicht, was ich von der ganzen Situation halten soll. Soll ich sie jetzt auch in eine Schublade stecken und nicht mögen, nur weil sie das bei mir getan hat?
Soll ich weiterhin nett mit ihr umgehen und versuchen mit ihr gut klar zu kommen?
Oder soll ich sie ganz einfach so gut es geht ignorieren und halt, wenns sein muss, mit ihr reden, damit ich nicht als unhöflich dargestellt werde?
Ach man, am Besten wäre es wohl doch gewesen, wenn ich heute direkt nach der Schule nach Hause gefahren wäre und mich dort mit einer Packung Eis vor den Fernseher geschmissen hätte.
Irgendwie habe ich schon geahnt , dass der Tag scheiße werden würde.
"Alter Falter. Ihr habt ja mega viele Torten, ist heute irgendein besonderer Tag?"
"So weit ich weiß nicht."
"Oh man, ich kann mich zwischen diesem Pink Ombre Cake, Schoko-Daim-Eistorte, Brownietorte mit Mascarpone und Erdbeercoulis Blueberry-Cream-Cheesecake mit Crunchy-Boden nicht entscheiden. Ich bin echt die schlimmste Person auf der Welt, wenn es darum geht zwischen Essen auszusuchen." seufzt Michael verzweifelt, worauf ich ihm ermutigend auf die Schulter Klopfe.
"Glaub mir, Niall hat es immer noch schwerer. Du kannst ja wenigstens schon mehrere Sachen aussortieren, Niall aber endet fast immer so, dass er sich fast den ganzen Laden bestellt, da er sich nicht entscheiden kann."
"Ernsthaft? Diesen Typen muss ich kennen lernen."
"Gerne, er wohnt mit Ina, mir und noch zwei weiten Jungs in einer WG. Du kannst jeder Zeit vorbei kommen wenn du willst." lache ich auf, was Michael sofort ein Grinsen ins Gesicht zaubert und er ebenso grinsend zustimmt. Eigentlich war das ein Scherz, da ich dachte, dass er keine Interesse hat. Okay, das hat er wahrscheinlich auch nicht. Das alles sagt er bestimmt nur aus Spaß.
"Wann könnte ich denn mal vorbei kommen?"
"Heute!" scherze ich ebenso und kassiere von Michael erneut ein Lächeln, welches ich erwidere.
"Okay, denn geb mir gleich mal deine Adresse, denn komm ich so zwischen 19 und 20 Uhr vorbei, wenns recht ist."
"Warte, meinst du das gerade ernst?" Verwirrt ziehe ich meine Augenbrauen zusammen und schaue ihn mit leichten Falten auf der Stirn, die durch das Stirnrunzeln kommen, an.
"Ja klar, was denkst du denn?" schaut Michael ebenso verwirrt, aber immernoch mit dem Lächeln von eben auf den Lippen.
"Nichts nichts. Also denn heute Abend bei mir?" stelle ich fragend klar, worauf er leise auflachend mit dem Kopf nickt uns sich schlussendlich für den Pink OmbreCake entscheidet. Meiner Meinung nach eine sehr gute Entscheidung, da ich selbst schon davon probiert habe und diese echt mega war.
"Naja, ich muss denn mal weiter arbeiten." grinse ich, während ich Michael und seiner Freundin deren Bestellungen auf den Tisch stelle und mich anschließend der Arbeit widme.
Während der ganzen Zeit, in der Michael und seine Freundin im Café waren und ich des öfteren mit den redete, naja eher mit Michael, da Ashley mich ignorierte, stellte ich fest, dass seine Freundin echt die letzte Person auf der Welt ist, mit der ich irgendetwas zutun haben möchte. Andauernd versucht zu mich aus dem Gespräch auszugrenzen, wechselte sogar das Thema, wenn Michael und ich uns über etwas unterhalten haben, beleidigt mich auf hohem Niveau, also so, dass es gar nicht wirklich so auffällt, dass es eine Beleidigung war und zu guter letzt warf sie mir immer diese undefinierbaren, aber jedenfalls negativen Blicke zu. Ich habe wirklich versucht normal mit ihr umzugehen, sie in die Gespräche mit einzubringen, doch die blöde Kuh denkt einfach, die ganze Welt würde sich um sie drehen. Echt, was für einen abgefuckten Geschmack hat Michael denn bitteschön?
"So wir müssen denn auch mal los. Ich hab noch einen Termin." höre ich Ashley vom weiten sagen, worauf Michael wie so oft an diesem Tag mit den Augen rollt.
"Echt jetzt? Wir sitzen doch gerade mal erst eine Stunde hier."
"Michael, der Termin ist echt wichtig. Ich kann den nicht einfach verpassen, sonst muss ich wieder eine Woche auf einen neuen warten."
Ina, die natürlich alles von dieser Situation mitbekommen hat, da der Laden heute relativ ruhig ist, wirft Ashley einen kurzen finsteren Blick zu, eher sie beginnt zusammen mit mir das Geschirr von dem Tisch in die Spülmaschine zu tun.
"Boa.." murmelt Michael und kommt, während seine Freundin ohne Tschüss zu sagen aus dem Laden stolziert, auf mich zu und drückt mir genau passend das Geld in die Hand.
An meinem Blick muss Michael sehen, dass es mich auf einer gewissen Weise schon verletzt, also das alles mit seiner Freundin.
"Echt, mach dir nichts draus. Ich werde noch einmal mit Ashley reden, bevor ich zu euch komme."
"Du kommst heute zu uns?" verwundert hebt Ina ihre Augenbrauen und wirft mir einen 'Wovon zur Hölle redet er bitteschön?' Blick zu.
"Jap, das tut er. Ist doch okay, oder?" antworte ich, eher Michael die Chance hat zu antworten.
"Ja klar, aber hey, kommt deine Freundin auch mit?"
"Ich glaube, die hat da gar keinen Bock drauf. Naja, ich muss denn mal los. Denn bis später."
"Ein Glück. Hey, weiß er überhaupt, wo wir wohnen?" kommt die Frage von Ina, nachdem Michael ebenfalls das Geschäft verlassen hat. Ich schaue ihm noch etwas hinterher, wie er kurz vor dem Café stehen bleibt um sich seine Kaputze aufzusetzten, sich anschließend kurz umguckt und denn, leicht mit dem Kopf schüttelnd und den Händen tief vergraben in den Jackentaschen, auf den Weg macht, bis er schlussendlich aus meinem Blickfeld verschwindet.
"Peggy?"
"Mh? Uhm, ja. Ich hab ihm die aufgeschrieben."
-
Ungefähr eine Stunde später, so gegen 17.30, schließen Ina und ich das Café, fahren nach Hause und reden währenddessen über den heutigen Tag. Es stellt sich raus, dass meine beste Freundin diese Ashley ebenso wenig mag wie ich, was mir ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Es wäre echt das Schlimmste überhaupt gewesen, wenn die beiden sich angefreundet hätten.

You saved me - Michael Clifford FF ~ GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt