5. Der Geburtstag an dem man sich erinnert:

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Das Klingeln des Weckers borte sich in meine Gehörgänge . Ich verspürte wie jeden Morgen den Drang im Bett zu bleiben aber auch wie jeden Morgen musste ich früh aufstehen. Obwohl ich wahrscheinlich motivierter wäre aufzustehen, wenn ich nicht zur Schule müsste.

Die Tür ging auf. Meine Eltern
kamen herein und fingen an zu singen :" Happy birthday to you, happy birthday to you, happy birthday liebe Thalia, happy birthday
to you." Dann fingen sie fröhlich an zu klatschen. Herzlichen Glückwünsch zum Geburtstag Schatz", sagten sie wie im Chor . "Danke", sagte ich noch etwas benommen. Irgendwie war ich gestern echt fertig gewesen. Ich hatte vollkommen vergessen, dass ich Geburtstag hatte.
"Komm, wir gehen nach unten, Schatz", sagte meine Mutter so aufgeregt, als ob sie selber Geburtstag hätte.
Unten staunte ich nicht schlecht: Auf dem Tisch lagen Geschenke und ein Blech mit Brownies. Dann erblickte ich die Schokoladentorte. Ich musste schon zugegeben, dass sich meine Mutter Mühe gemacht hatte.
Zum Frühstück gab es mein Lieblingsessen: Weiche Crossoins mit Kakao.

Obwohl es mein Geburtstag, war war ich seltsam still und es sagte kaum jemand ein Wort, während des Frühstücks.
Ich wusste nicht woran meine Eltern dachten, aber ich dachte einfach nur daran, dass ich die letzten Jahre das Leben mit so unnötigen Dingen verbracht hatte und hoffte einfach, dass dieser Abschnitt meines Lebens gut verlaufen würde.
Meine Mutter brach das Schweigen:" "Willst du vielleicht etwas mit deinen Freunden unternehmen? Ihr könntet doch einen Ausflug machen."
Meine Antwort war ein Schulterzucken. .1. Hatte ich echt nicht so viele Freunde. Und 2.War ich mir auch gar nicht sicher, ob sie so spontan Zeit hatten. Ich hatte meinen Geburtstag in den letzten Wochen so verdrängt, weil ich wegen der Schule so viel um die Ohren hatte. Jetzt hätte ich den Salat.
Ich fragte mich warum ich mich nicht mehr auf die guten Aspekte eines Geburtstages konzentrieren konnte. Helene war da anders. Sie war in diversen Sachen das Gegenteil von mir. Sie sieht nur die guten Aspekte eines Geburtstages wie: Es beginnt ein neuer Abschnitt seines Lebens oder man hat einen Grund zu feiern. Und so weiter. Aber ich, ich sehe das eben anders. Wenn alles gut laufen, hatte man jeden Tag einen Gründe zum Feiern. Aber es lief nicht immer etwas gut. Am Geburtstag begannen die Leute dann plötzlich mit dem richtigen Bein aufzustehen und alles positiv zu sehen, anstatt jeden Tag genau das zu machen:Alles positiv zu sehen.

Um mich abzulenken schaute ich zu meinen Eltern. Da bemerkte ich einen ängstlichen Blick in ihren Augen und als ich dann noch genauer hin schaute sah ich das dieser Blick auf mich gerichtet war.
Eigendlich war es ja vollkommen verrückt zu glauben sie hätten vor mir Angst aber im Moment sah es aber genau so aus. Oh Gott diese ganzen Einbildungen machten mich fertig. Was war bloß los mit mir?
Grade wollte ich mein Kopf auf meine Hände legen als ich erstarte : Bunte
Streifen schossen aus meinen Händen umwanden sich und bildeten über dem Tisch einen Kreis aus immer weiter drehenden Funken. Erschrocken starrte ich auf sie und konnte kaum glauben, dass diese Hände mir gehörten.
Plötzlich waren alle hell wach. Meine Eltern sowohl auch ich.
Die Streifen wurden immer heller und bildeten langsam inmitten des Tisches ein Gewölbe. Was war das um Gottes Willen?
Ich wusste nicht wieso aber im nächste Moment versteckte ich mich unter dem Tisch. Dort harrte ich inne und wartete darauf das meine Eltern auch kamen aber nichts geschah.
Unter dem Tisch versuchte ich allerdings auch die Gefühle die auf mich eindroschen unter Kontrolle zu halten. Hätte ich nicht eben von Einbildungen gesprochen?
Es vergingen qualvolle lange Sekunden, bis es aufhörte.
Als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen, erhob ich mit wackeligen Beinen. Sowohl mein Vater, als auch meine Mutter waren aufgesprungen und kamen mit besorgten Blicken auf mich zu. "Schatz bist du okay?", die Stimme meiner Mutter zitterte leicht.
"Ich weiß es nicht", auch meine Stimme zitterte. "Was war das?"
" Warte Tahlia. Wir haben dir was zu sagen".
Plötzlich bemerkte ich das außer das meine Hände Farbenwirbel verursacht hatten, irgendetwas anderes auch noch im Gange war. Es wirkte fast so, als wüssten meine Eltern, was das gerade gewesen war, was natürlich völliger Quatsch war und bestimmt schon die nächste Einbildung.
Eigendlich wollte ich mich wieder umwenden und irgendwo hin laufen wo ich darüber nachdenken konnte, ob das was passiert war mit irgendwelchen mir bekannten Phänomen zu tun hatte. Ob es irgendwelche chemischen oder physikalischen Erklärungen gab.
"Thalia", mein Vater machte ein Gesicht, dass er normalerweise nur aufsetzte, wenn er mit seinen Geschäftsleuten redete. "Wir wissen, was das gerade war. Er tut uns leid", und dann konnte er den Blick eines Geschäftsmannes nicht mehr länger standhalten und eine einzelne Träne kullerte sein Gesicht herunter. "Du musst von hier fort", schloss er dann mit etwas brüchiger Stimme ab.
Ich konnte nicht anders, als meinen Vater geschockt anzustarren. Warum sollte fort? Warum wussten sie von diesem Farbenstrudel? Wohin sollte ich denn?
"Was dein Vater eigentlich damit sagen will", meiner Mutter reckte das Kinn und man sah, wie sie sich ein paar Tränen vetrückte: "ist, dass diese Farbenstrudel ein Zeichen dafür sind, dass du magische Fähigkeiten hast. Das Problem ist, dass wir beide keine magischen Fähigkeiten haben. Und gerade um diese magischen Fähigkeiten unter Kontrolle zu halten, musst du von uns fort zu Leuten, die die magischen Fähigkeiten unter Kontrolle halten können." Sie ratterte dass alles so schnell runter das ich nur solche Wörter wie "Magische Fähigkeit" oder "Unter Kontrolle bringen" verstand, was die in mir bereits ausgebrochende innere Panik noch größer werden ließ.
"Und deshalb packst du jetzt deine Sachen", mein Vater hatte es geschafft seinen Geschäftsmannausdruck wieder zu erlangen. "Wir fahren heute noch los."
Abwechselnd starrte ich in die Gesichter der Menschen, welchen ich so vertraut hatte und welche mich so hintergangen hatten. Wie hatten sie mir ein so großes Geheimnis dieser Art vorenthalten können?
Ich schaffte es nicht mehr sie länger anzusehen, drehte mich und rannte die Treppen zu meinem Zimmer hoch.
Oben hörte ich, wie mein Vater mit irgendjemanden redete und wie er zum Schluss sagte: "Bis gleich."
Fassungslos ließ ich mich auf mein Bett sinken. Meine Eltern hatten all das was sie gesagt hatten, ernst gemeint. Noch heute würde ich mein Elternhaus verlassen müssen.
Mein Blick streifte durch mein Zimmer und blieb letztendlich an der Stelle stehen, wo mein Koffer stand. Er sollte bald alles enthalten, was mir in meinem Elternhaus wichtig war?
Ich konnte nicht anders. Ich konnte ihn nicht packen.
(...)
Meine Eltern ließen mir keine Zeit mehr. Irgendwann kam meine Mutter und ohne uns anzuschauen oder ein Wort zu wechseln begannen wird den Koffer zu packen.
Besonders mein Vater trieb uns dazu an, schnell zu machen. Er war einer von der Truppe die sofort handelte. Deswegen war er es der mich am Arm packte und in Richtung Tür zog, sobald der Koffer gepackt war.
Die Hände meines Vaters krallten sich in meinem Arm, als wir nach draußen zum Auto gingen. Ich hatte noch schnell beim hinaus gehen, meinen Schlüssel zu der Haustür eingesteckt, keine Ahnung wieso.
Alles schien so, als hätten meine Eltern Angst, dass ich mich jederzeit losreißen und Weg laufen würde.
Die Autofahrt war kurz, aber mir kam sie lang vor, denn die Stimmung im Auto war schlimmer, als die, auf der Beerdigung meiner Oma.
Irgendwann, endlose Minuten später hielten wie vor einem roten Backstein-Gebäude.
Spätestens dann wurde mir klar, dass das ein Geburtstag war, der mir immer in Erinnerung bleiben würde. Ob ich das wollte war eine andere Frage.

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