Müde und von dem letzten Abend ausgelaugt, stellte ich mich ins Bushäuschen.
Ich hatte heute glücklicherweise nur vier Stunden, andernfalls würde ich den Tag nicht überstehen.
Als ein leichter Nieselregen einsetze und ich gerade dachte, dass es nicht mehr schlimmer werden könnte, sah ich Damian, der lässig um die Ecke kam.
Ich stöhnte auf, im selben Moment, als mir auch die Kombination aus seinem roten Hoodie und der schwarzen Jeans auffiel.
Die Kapuze hatte er über den Kopf gezogen, sodass nur noch die dunkelblonden Spitzen seiner leicht gewellten Haare herauslugten.Ich fragte mich leise, warum mir sowas auffiel und weshalb der Junge sich keine Jacke anzog.
Er könnte sich ja einen Schnupfen einfangen oder gleich eine ganze Lungenentzündung!Das Zischen der Hydrauliktüren, als der Busfahrer sie öffnete, riss mich aus meinen Gedanken und ich stieg hastig ein.
Ich sah, wie Liam angerannt kam und musste mir ein schadenfrohes Grinsen verkneifen.
Immerhin hatte er ja darauf bestehen müssen, sich die fünf Minuten im Warmen noch zu gönnen.Ich drehte mich um, um zu sehen, ob er eingestiegen war, als ich nur noch rot sah.
Um nicht umzufallen, klammerte ich mich an ihm fest. An ihm, dem Typen, gegen den ich gestoßen war und der sich als Damian herausstellte.
Als ich auf seine braunen Augen traf, sah ich, wie er auf mich herunterschaute und in diesem Moment bemerkte ich, dass auch er mich festhielt.
Und zu meinem Erschrecken musste ich feststellen, dass ich es gerade genoss!Schlagartig ließ ich ihn los und taumelte einen Schritt nach hinten, so gut es eben im Bus möglich war.
,,Kannst du nicht einmal aufpassen wohin du läufst? Hast wohl deine Kapuze zu tief in dein Gesicht gezogen", zischte ich ihn leise an und wusste nicht einmal, woher diese plötzliche Wut kam.
Damian sah nur aus dem Fenster und hielt sich dann an einer Stange fest.
Irgendwie war ich enttäuscht, dass er nichts antworte, aber ich war auch von mir enttäuscht.
Ich hatte mir geschworen ihn zu hassen und hatte den Moment in seinem Arm dennoch genossen.
Zudem hatte ich die ganze Zeit einen Geruch in meiner Nase, den ich nicht identifizieren konnte.
Ich war wohl ziemlich heftig gegen Damian gestoßen, denn solche Gedanken wären mir sonst niemals gekommen.Ich schielte noch einmal kurz zu Damian rüber, welcher immer noch aus dem Fenster sah und sich dann die Kapuze vom Kopf zog.
Mit einer schnellen Bewegung fuhr er durch seine Haare.
Dabei streifte er mich mit seinem Blick und ich sah schnell weg.Ich hob meinen Kopf und machte mich größer, um selbstbewusster zu wirken und wollte gerade mein Handy aus der Jackentasche ziehen, als der Bus plötzlich eine Vollbremsung machte.
Unsanft flog ich gegen Damian und konnte nur noch hoffen, dass er sich gut festhielt.
Ich spürte, wie sich die Muskeln seines Arms neben mir anspannten und wurde von einem kleinen Mädchen noch mehr gegen Damian gedrückt, da sie sich offensichtlich auch nicht festgehalten hatte.Das Mädchen allerdings schien sich nicht mehr aufrappeln zu können, sondern lehnte nun anscheinend an mir.
Doch als ich bemerkte, wie weich der Stoff des Pullis war, an dem ich mich krampfhaft festhielt, wurde mir klar, dass das kleine Mädchen schon längst wieder am anderen Ende des Busses war.
Und mit ihr war wohl auch mein Denk- und Handlungsvermögen verschwunden, denn ich war nicht mehr dazu im Stande, mich aus Damians Armen zu lösen, die er um mich geschlungen hatte.Ich wollte wegrennen und mich im Erdboden vergraben lassen, doch alles was ich tat, war ein Blick in die braunen Augen über mir zu werfen.
Es war ein Blick der mich gefangen hielt und mich unbeweglich machte.
Mir stockte der Atem und da war er wieder, dieser Geruch, der mich so benebelte.Plötzlich räusperte sich Damian und steckte eine Hand in seine Pulli-Tasche.
Er grinste.
Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte, doch definitiv kein Grinsen.
,,Kannst du nicht einmal aufpassen wohin du läufst? Hattest wohl dein Kinn zu weit oben."
Abrupt starrte ich ihn an.
Er hatte diese Worte gespielt zickig gesagt, sich jedoch keine Mühe gegeben, sein Grinsen zu verbergen.
Schamesröte schoss mir in die Wangen und ich starrte auf den Boden, damit Damian es nicht sah.
,,Von mir aus kann der Bus ruhig öfter bremsen, wenn du dich dann immer so in meine Arme schmeißt."
Was!
Was?
Verwirrt schaute ich ihn wieder an.
Er grinste mich immer noch an und da begriff ich, dass er gerade mit mir flirtete.
Scheiße, was?!
,,Sag mal, spinnst du? Du hast sie ja wohl nicht mehr alle!"
Ich funkelte Damian geschockt an.
Doch statt aufzuhören, grinste er weiterhin so dumm und beugte sich langsam zu mir runter.
,,Jetzt spiel mit! Dein kleiner Bruder steht hier. Also tu so, als würden wir uns blendend verstehen."
Ich verstand, dass er eine Anspielung auf unsere vermeintliche Freundschaft machen, doch ich würde ganz sicher nicht mitspielen!
Ich schüttelte den Kopf und sah demonstrativ weg.
Doch ehe ich mich versah, hatte sich Damian die nächste Kurve zum Nutzen gemacht und stand plötzlich keine zehn Zentimeter mehr von mir entfernt.
,,Unsere Mütter glauben, wir wären jetzt best Friends und dein kleiner Bruder kann uns verpfeifen, wenn du nicht mitmachst. Wenn er das tut, dann werden wir noch bei euch einziehen, nur damit wir uns verstehen, also bitte mach mit, Bella."
Mein Herz blieb stehen.
Bittersüße Erinnerungen kamen hoch.
Nur eine Person hatte mich so genannt. Doch nachdem sie starb, hasste ich diesen Namen.Bella- Schönheit.
Mit seinen halb-italienischen Wurzeln hatte mein Opa mich damit immer aufgezogen.
Ich vermisste ihn.
,,Alles okay?"
Ich sah in Damians besorgtes Gesicht und traf eine Entscheidung.
,,Natürlich."
Ich schenkte ihm ein breites Lächeln und schielte kurz zu Liam, welcher uns offenbar scharf beobachtete.Verwirrt sah Damian mich an, doch dann verstand er und auch auf seinen Lippen bildete sich ein Lächeln.
Ein echtes.——————————
Aaahhh...heute mal ein Kapitel, in dem seehr viel mit den beiden zusammen passiert ist...
Ich hoffe, euch hat's gefallen:))Übrigens hab ich mir überlegt, dass ich jetzt auch noch jeden Sonntag etwas uploaden werde. Viel Spaß beim Lesen<3
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All the things we left behind
Teen FictionIsabella ist eigentlich ganz glücklich, mit dem Leben, das sie auf der kleinen Insel Reichenau führt. Bis er auftaucht. Damian Winter, der neue und gut aussehende Nachbar, der einfach in ihr Leben platzt und sie immer wieder an die Grenze ihrer Ner...