Kapitel 11

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Ich strich mir meine Haare aus dem Gesicht, die der Wind mir zerzauste.

Heute war ein sehr windiger Tag und ich bereute es, mir keinen Zopf gemacht zu haben.

Besonders hier unten am Strand des Bodensees war der Wind stark und ich zog mir die Jacke bis nach oben zu.

Der Tag heute war so ereignisreich gewesen und der Wind schien meine Gedanken mitzunehmen.
Ich entspannte mich und beschloss, die letzten warmen Herbsttage zu genießen, bevor der endlose Nieselregen einsetzen würde.

Ich musste schon eine halbe Stunde lang durch den Kies der Promenade gelaufen sein, als mir eine Gestalt auffiel, die auf das Wasser zu starren schien.
Die Kapuze war tief ins Gesicht gezogen, aber ich meinte, diese Person schon einmal gesehen zu haben.

Da fiel mir wieder die Person in dem roten Pullover ein, die ich letztens hier gesehen hatte.
Heute hatte sie wieder diesen roten Pulli an und stand reglos da.

Ich überlegte, ob ich vielleicht näher kommen sollte, als sich die Person plötzlich umdrehte und den Strand verließ.

Ich sah ihr noch hinterher, bis sie auf die Straße gebogen war und drehte mich dann selber um, um nach Hause zu gehen.

***

,,Danke fürs Mitnehmen."

Damian bedankte sich bei meiner Mutter und schloss die Autotür.

,,Kein Problem."

Mum winkte ihm noch kurz und sah mich dann an.

,,Danke Isa, dass du ihm alles zeigst. Das ist wirklich sehr nett."

Klar, weil ich es auch super freiwillig mache.

Ich drehte mich um, damit Mum nicht sah, wie ich die Augen verdrehte. Dann atmete ich einmal tief aus und sah sie wieder an.

,,Kein Problem", sagte ich so wie sie eben.

,,Dann hab noch einen schönen Tag."

Mum lächelte mich an und schloss den Kofferraum.

Eilig rannte ich die Treppen zum Foyer hoch und versuchte nicht allzu laut zu atmen.

Ich war sauer. Stinksauer.

Mum hatte Liam und mich heute zur Schule gefahren und hat Damian an der Haltestelle gesehen.
Da wir ja Freunde waren und sie ihn so gut leiden konnte, hatte sie ihn einfach mitgenommen.

Dabei hatte ich mir für heute fest vorgenommen, ihm aus dem Weg zu gehen, da er gestern so komisch war.

Gut, ich war nach der Busfahrt, in der wir uns so gut verstanden hatten, wieder genau so distanziert wie er, doch irgendwie störte mich das.

Ich musste zugeben, dass es wirklich lustig mit ihm gewesen war, doch ich erinnerte mich auch an mein Versprechen, ihn zu hassen.
Aber auch mein Versprechen störte mich.

Heute störte mich sowieso alles.
Und deshalb war ich auch so sauer auf Mum und Damian.

Sie hätte ihn nicht mitnehmen müssen, aber er hätte auch gar nicht erst mitkommen sollen.

Aber ich wusste trotzdem, dass es dumm von mir war, so zu denken.

Wie auch immer, beschloss ich nun, meine schlechte Laune zu vergessen und den Tag lieber zu genießen.

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