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Mit geschlossenen Augen lehne ich mich an eine Hauswand etwas weiter vom Abattoir weg.
Gerade ist nicht viel los und die Ecke, in der ich auf mein Opfer warte, ist relativ dunkel.
Während ich warte beginnen meine Gedanken mich zu verschlingen und ich frage mich, wieso Finn mir das angetan hat.
Er hat anscheinend herausgefunden, dass ich schon damals meine Probleme mit Medikamenten und ähnlichem hatte. Wieso musste er mich auf diesen Weg zurück drängen?
Will er etwa, dass ich ein unsterblicher Junkie werde oder wieso tut er das?

,,Entschuldigung. Miss?''
Eine sanfte Stimme reißt mich aus meinen Gedanken und ich öffne langsam die Augen.
,,Geht es ihnen gut?
Kann ich ihnen irgendwie helfen?'', fragt mich eine braunhaarige Frau und ich schüttele den Kopf.
,,Wissen Sie, wie schwer es ist clean zu werden?'', frage ich sie und ihr Blick wechselt von besorgt zu verwirrt.
,,Nein, das weiß ich nicht.
Wieso fragen Sie?
Haben sie eine Drogensucht?'', fragt sie und ich stoße mich von der Wand ab.
,,Medikamente...um genau zu sein, aber das liegt in meiner Vergangenheit'', antworte ich und sie kommt einen Schritt näher.
Mit dieser Bewegung wird ihr Duft in meine Richtung geblasen und ich atme ihn tief ein, woraufhin es in meinem Hals zu kratzen beginnt.
,,Die Vergangenheit holt einen manchmal schneller ein, als man denkt'', sagt sie ruhig und ich lächele sie an, wobei meine Fangzähne entblößt werden.
,,Da haben Sie recht'', seufze ich und sie weicht ängstlich zurück.

In VS ziehe ich sie am Arm zu mir und halte sie mit einer Hand auf dem Mund davon ab zu schreien.
,,Ich bewundere euch Menschen...in einem Moment seid ihr so selbstlos und plötzlich dreht sich alles nur noch um euch'', flüstere ich ihr ins Ohr und drücke sie blitzschnell an die Wand hinter mir.
,,Manchmal ist es doch besser egoistisch zu sein'', füge ich noch hinzu und versenke dann meine Zähne in ihrem Hals.
Verängstigt versucht sie zu schreien, doch es dringen nur gedämpfte Geräusche durch meine Hand.
Grinsend ziehe ich sie noch näher zu mir und schließe die Augen, während ihr warmes Blut in meine Kehle fließt und meinen Hunger stillt.
Nach kurzer Zeit schlägt ihr Herz nur noch schwach und ich weiß, dass ich sie jetzt heilen müsste, doch etwas in mir sträubt sich dagegen.
Wieso kann ich nicht aufhören ihr Blut zu trinken?
Frustriert knurre ich an ihrem Hals und drücke noch fester zu, woraufhin ein lautes Knacken ertönt und ihr Körper in sich zusammen fällt.
Erschrocken ziehe ich meine Zähne aus ihrem Hals und sehe in ihre Augen, die jegliches Licht verloren haben.
Ich...ich habe sie getötet

Mir entweicht ein erstickter Schrei und ich lasse die Frau geschockt auf den Boden fallen.
,,Nein, nein das wollte ich nicht.
Oh Gott, es tut mir so leid'', flüstere ich überfordert und knie mich neben sie. Schnell beiße ich mir ins Handgelenk und versuche ihr mein Blut einzuflößen, doch es bringt alles nichts, da ich ihr das Genick gebrochen habe.
,,Wieso hast du das getan?!'', schreie ich mich selbst an und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Schuldbewusst beginne ich zu weinen und verfluche mich selbst, bis ich ein Geräusch von der Straße höre.
Sofort sehe ich auf und meine Adern treten wieder deutlich hervor.
,,Hallo? Ist da jemand?'', ruft eine Stimme und ich sehe panisch auf die Leiche vor mir.
,,Incendia'', flüstere ich schnell und der Körper beginnt zu brennen, weshalb ich aufstehe.
,,Oh mein Gott! Feuer! Feuer!'', schreit die Person und rennt auf mich zu.
In VS springe ich hoch auf das Dach des Gebäudes und sehe zu, wie mehrere Menschen auf den brennenden Körper sehen und versuchen das Feuer zu löschen.
Beschämt schaue ich weg und auf einmal trifft mich eine Art Welle, die mich ins taumeln bringt.
Sofort sinke ich auf ein Knie runter und versuche mein Gleichgewicht zu halten, damit ich nicht vom Dach runterfalle.
Bilder von letzter Nacht erscheinen vor meinem inneren Auge und Finns Stimme ist für mich ganz deutlich zu hören. 

,,Kol dachte wirklich, ich würde ein weiteres Mal auf seine Tricks reinfallen, aber nicht heute.
Er hat seine Strafe bekommen und wenn ihr nicht tut was ich sage, seid ihr die nächsten'', sagt er wütend und sieht erst mich an und dann...Marcel.
,,Das kannst du vergessen.
Ich werde niemals deine Drecksarbeit machen'', sage ich verachtend und er beginnt zu lachen, was mich verwirrt.
,,Ich habe nicht gefragt.
Außerdem hast du als drogensüchtiger Ripper ohne Kontrolle gar keine andere Wahl, als die Mikaelsons abzulenken, während Marcel mir hilft Klaus' Tochter zu finden. Es wird für dich eine reine Qual sein, wenn du nienandem sagen kannst, was du weißt'', sagt er und legt seine Hände auf meinen Kopf, woraufhin ein lauter Schrei ertönt...mein Schrei. 

The loneliness is my mate II - a place to rememberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt