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Ungeduldig sitze ich im Taxi und versuche immer wieder die Banking-App zu starten, um zu sehen, wie hoch mein Kontostand für den Rest des Monats sein wird

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Ungeduldig sitze ich im Taxi und versuche immer wieder die Banking-App zu starten, um zu sehen, wie hoch mein Kontostand für den Rest des Monats sein wird. Die Verbindung bricht jedoch immer wieder ab, was mich kurz genervt seufzen lässt.

In mir wütet ein Chaos, dass ich kaum bändigen kann. Einerseits mache ich mir große Sorgen um Calvin, andererseits bin ich unfassbar sauer auf ihn, dass er mich angelogen hat. In letzter Zeit passiert das schon häufiger und meistens komme ich auch immer hinter seine Lügengeschichten. Ich weiß, dass er mit 16 ebenfalls ein Recht auf Privatsphäre hat, aber dennoch möchte ich nicht, dass er mich einfach hintergeht und sich auf irgendwelchen Partys in Manhattan rumtreibt.

Unweigerlich muss ich wieder an meinen bisherigen Abend denken und vor allem an das, was vor Calvins Anruf passiert ist. Noch immer toben Schmetterlinge in meinem Bauch, allerdings nicht mehr ganz so stark.

Die Tatsache, dass er mich einfach stehen lassen hat, hat mir einen kleinen Dämpfer verpasst. Ich weiß nicht, was ich genau erwartet hatte, aber... nicht das. Ich hatte nicht erwartet, dass ich heute Abend noch mit jemanden tanzen würde, der nicht Sadie oder Nola hieß. Ich hatte nicht erwartet, dass ich heute noch jemanden küssen würde und ich hatte nicht erwartet, dass ich mich in nächster Zeit zu jemanden so stark hingezogen fühlen würde. Ein Tanz und ich war Wachs in seinen Händen.

Meine Gedanken werden unterbrochen, als das Taxi stoppt und der Fahrer sich räuspert.

»Würden Sie warten? Es dauert nur zwei Minuten, wenn überhaupt«, frage ich an ihn gewandt und er grummelt nur. Ich bin mir bewusst, dass das Taxameter noch läuft, allerdings sehe ich gerade keine andere Möglichkeit Calvin schnellstmöglich nach Hause zu schaffen.

Um nicht mehr Zeit als nötig zu vertrödeln, schwinge ich mich aus dem Wagen und laufe auf das Wohnhaus zu, aus dem laute Musik dröhnt. Bereits im Vorgarten sammeln sich einige Leute an, allerdings ist Calvin nicht unter ihnen. Ich will gerade das Haus betreten, als ich seine Stimme höre und er nach mir ruft.

Ich mache auf dem Absatz kehrt und laufe die kleine Treppe wieder hinunter, um meinen Bruder in meine Arme zu schließen. Mit einem gequälten Gesichtsausdruck schiebt er mich nach kurzer Zeit jedoch wieder von sich. Er ist blass und sieht müde aus.

»Alles okay?«

Calvin nickt leicht, bückt sich jedoch in der nächsten Sekunde und greift nach einem Eimer, den er scheinbar schon einmal benutzt hat, der am Rande eines Beetes steht. Er würgt und in der nächsten Sekunde höre ich ein Plätschern, das mich beinahe ebenfalls dazu bringt, meinen Magen zu entleeren. Ich trete einen Schritt zurück und hoffe inständig, dass es das letzte Mal für diesen Abend sein wird.

Nach ein paar Momenten beruhigt sich Calvin wieder und stellt den Eimer ab, den ich mit einer verzogenen Mimik betrachte.

»Was hast du dir nur dabei gedacht, Calvin? Du bist sechzehn und das bedeutet, dass Alkohol für dich tabu ist«, zische ich und ziehe ihn an seinem Arm hinter mir her. Ich habe wirklich keine Lust, das nicht doch noch irgendwann die Polizei auftaucht und wir in Schwierigkeiten geraten könnten.

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