Trevors Sicht
Heute ist es soweit.
Ich kann es beim besten Willen nicht länger aufschieben. Das hat Rebecca nicht verdient und Hailey erst recht nicht.
Ich habe Hailey hoch und heilig versprochen, dass ich mit Rebecca Schluss mache und ganz ehrlich – ich kann es kaum erwarten, dass sich mir und Hailey nichts mehr in die Wege stellt. Das mit uns ist etwas besonderes und ich möchte mich nicht länger mit ihr verstecken. Solange Hailey aber noch für Rebecca arbeiten wird, müssen wir uns wohl oder übel noch ein wenig gedulden, bevor wir endlich in die Öffentlichkeit können und ich ihr ein Date bieten kann, dass sie sich mehr als verdient hat. Ich empfinde Gefühle für sie, die stärker sind als jemals zuvor. Es ist zwecklos das zu leugnen und ich bin mir sicher, dass sie mich vom ersten Moment beeindruckt hat und meine Versuche, mich von ihr fernzuhalten, vom ersten Moment an zum Scheitern verurteilt waren.
Die Beziehung mit Rebecca hielt fast zwei Jahre. Ich glaube in den nächsten Monaten wäre irgendwann der Jahrestag gewesen und auch, wenn ich die Zeit bis vor wenigen Monaten, noch bevor ich Hailey überhaupt kannte, genossen habe, habe ich gemerkt, dass die Situation zwischen uns sich deutlich geändert hatte.
Als ich sie kennengelernt habe, war ich noch im ganzen Land unterwegs und wir haben uns nur am Wochenende gesehen oder eben dann, wenn es sich ergeben hat. Die meiste Zeit haben wir allerdings miteinander verbracht, als ich wieder nach New York gezogen bin und vorrübergehend in einem Hotel gewohnt habe, weil Rebeccas und mein Zusammenleben meist im Streit geendet hatte. Wenn wir uns gesehen haben, was meist nur wenige Tage am Stück waren, lief alles gut, aber ich hatte immer das Gefühl, wenn ich wieder weggeflogen bin, dass immer ein wenig Anspannung von mir gefallen ist. Ich weiß, dass sie sich immer gewünscht hat, dass wir beide für immer zusammenbleiben werden, doch ich bin auf diese Andeutungen nie eingegangen, weil ich nicht wusste, ob es auch das ist, was ich möchte.
Jetzt, wo ich Hailey kenne, weiß ich plötzlich genau, was ich will und ich habe keine Angst daran zu denken, mich für immer an eine Frau zu binden. Ich habe keine Angst, mein kostbares Singleleben, wie Aiden es so schön gesagt hatte, für eine Frau aufzugeben, weil Hailey alles ist, was ich mir in meinem Leben wünsche.
Ich parke meinen Wagen am Straßenrand, statt in der Garage, die sich direkt unter ihrer Stadtvilla befindet. Nach meinem Gespräch mit Rebecca möchte ich mich nicht lange aufhalten, sondern verschwinden, um es ihr nicht noch schwerer zu machen. Rebecca rechnet vermutlich nicht einmal mit mir. Ich habe ihr eine Nachricht auf ihrer Mailbox hinterlassen, dass ich auf dem Weg bin. Seit Tagen herrscht zwischen uns Funkstille.
Ich schließe das Auto ab, ehe ich meine Anzugjacke schließe und mich auf dem Weg zum Eingang mache. Mit dem Schlüssel, den sie mir gegeben hat, verschaffe ich mir Zugang und löse ihm in nächsten Moment von meinem Schlüsselbund. Ich lege ihn auf den kleinen Tisch, wo sie ihre restlichen Schlüssel zu sämtlichen Autos und Wohnungen sammelt, die sie besitzt, ehe ich mich auf den Weg nach oben mache, wo sie sich meistens aufhält.
»Rebecca?«, rufe ich, doch erhalte keine Antwort. Ich betrete ihr Wohnzimmer, doch auch hier ist sie nicht. Vermutlich sitzt sie im Büro und arbeitet, weil sie erst wenige Stunden zuvor zurückgekommen ist und nicht mehr im Büro war. Jedenfalls meinte Hailey das, als wir vorhin telefoniert haben.
Ich schiebe ihre Tür zum Büro auf und entdecke sie tatsächlich an ihrem Schreibtisch. Ich räuspere mich und lehne mich in den Türrahmen, als sie sich auf ihrem Drehstuhl zu mir herum dreht.
»Trevor«, begrüßt sie mich lächelnd, doch mein Blick bleibt nicht an ihr hängen. Er bleibt an ihrem Bildschirm hängen. Ein Foto von Hailey ist darauf abgebildet. Darunter lauter Kinderfotos, wo sie tanzt. Ich erkenne sie sofort und frage mich, was Rebecca mit diesen Fotos macht.
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Blinding Lights
Chick-LitSeit vier Jahren lebt Hailey Michaels nach einem Schema - arbeiten, schlafen und ganz nebenbei noch ihren kleinen Bruder Calvin versorgen. Spontanität und Spaß sind in ihrem Leben wirklich ein Fremdwort geworden, zumindest solange bis ihre Freundi...