6 | Mittagspause

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Einige Tage später hat sich das Chaos in mir etwas beruhigt

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Einige Tage später hat sich das Chaos in mir etwas beruhigt. Hauptsächlich auch, weil Trevor nicht noch einmal im Büro aufgetaucht ist. Allerdings wäre es unrealistisch zu glauben, dass ich hier nicht noch einmal auf ihn treffen würde, weshalb ich versuchen muss mit dieser Sache abzuschließen.

Wenn er sich dazu entscheiden sollte, Rebecca öfters bei der Arbeit zu besuchen, wird es gleichzeitig bedeuten, dass sich unsere Wege ebenfalls kreuzen und ich möchte ungern jedes Mal einen halben Nervenzusammenbruch erleiden, nur weil er mit seinem charmanten Grinsen und einem eleganten Anzug in unsere Büros hineinspaziert.

Auch, wenn es nur eine kurze Knutscherei war, fühle ich mich meiner Chefin gegenüber schlecht. Sie hat schon öfters von ihrem Freund Trevor erzählt, doch nie hatte ich ein Bild dazu im Kopf. Sie schien immer sehr glücklich zu sein und war des Öfteren unter der Woche in einer anderen Stadt, weil er sich dort gerade geschäftlich aufhielt. Und was macht er? Er küsst mich.

Ich bin mir noch immer ziemlich sicher, dass zwischen uns noch viel mehr passiert wäre, wenn Calvin uns nicht unterbrochen hätte. Das wäre nur noch fataler gewesen als die Situation, in der ich mich jetzt schon befinde. Ich hasse Lügen und ich trage eine ganz schwere Lüge mit mir herum.

Nola und Sadie sind immer noch der Ansicht, dass ich dringend mit Trevor reden muss, sollte er hier im Büro auftauchen, allerdings bin ich mittlerweile nicht mehr überzeugt von dieser Idee.

Ich muss mich darauf konzentrieren, dass ich mich vor Rebecca professionell gebe und meine Arbeit weiterhin zuverlässig erledige. Der Job ist wichtiger als all das Chaos, das seit knapp einer Woche in meinem Kopf herrscht. Mit ihm verdiene ich meinen und Calvins Lebensunterhalt.

Erst gestern kam er mit einem Brief von der Schule nach Hause. Eine Klassenfahrt steht in wenigen Wochen an und ich habe noch immer nicht bezahlt. Entweder ich werde dies in den nächsten Wochen tun, oder Calvin kann nicht mitfahren. Ich muss nicht betonen, dass mein kleiner Bruder gerne an dieser Fahrt teilnehmen würde, allerdings habe ich noch nicht ganz das Geld zusammen. Wenn ich nächste Woche Geld bekomme, könnte es vielleicht passen. Bisher hatte die Schule immer mit Verständnis reagiert, wenn ich gesagt habe, dass ich nicht sofort zahlen kann, aber meistens waren es auch nicht so aufwendige Dinge wie eine Klassenfahrt, die natürlich einer Menge Planung bedarf.

Ich seufze leise und ziehe mein Handy aus meiner Tasche, bevor ich wie so oft meine Banking App öffne, um weiterhin Kontrolle über meine Finanzen zu behalten. Ich führe sehr akribisch eine Liste mit allen Ausgaben, die ich und Calvin im Monat tätigen. Ich weiß, dass er möglichst sparsam mit seinem Taschengeld ist und mich nicht noch mehr belasten will, weshalb er meinen Kontrollzwang diesbezüglich verstehen kann.

Gerade als ich die App und mein Handy wieder in meine Tasche geschoben habe und mich auf meinem Stuhl aufrichte, fällt mein Blick auf den Aufzug, dessen Türen sich gerade öffnen.

Ich halte die Luft an, als ich Trevor auf mich zukommen sehe. Dieses Mal trägt er ein hellblaues Hemd unter einer schwarzen Lederjacke und einer dunklen Jeans. Er sieht damit fast noch besser aus als im Anzug und diese Tatsache tut meinem Vergessens-Prozess, wenn man es denn so nennen kann, nicht unbedingt gut. Es ist einer dieser Momente, in denen die Zeit langsamer vergeht, wie in Zeitlupe, und der Sexgott aus einer dieser Szene in Werbungen oder Filmen sieht nur noch unwiderstehlicher aus.

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