Meine Mittagspause verbringe ich am darauffolgenden Montag am Schreibtisch. Das Wochenende war eine seltsame Mischung aus meinem normalen Leben und gleichzeitig habe ich die ganze Zeit an Trevor denken müssen. Ich habe mich immer wieder an das Gefühl seiner Lippen auf meinen erinnern müssen und es ist noch immer so unwirklich, dass wir uns geküsst haben – schon wieder. Egal, wie sehr ich mir vorgenommen hatte, dass das zwischen uns nicht sein darf, ich kriege Trevor und seine weichen Lippen, die so wunderbar auf meinen gelegen haben, einfach nicht aus dem Kopf. Es ist wie ein Fluch und ein Segen zugleich.
Ich weiß noch nicht, was ich nun tun soll, nachdem wir einander schon wieder nicht widerstehen konnten. Ich bin ihm definitiv nicht abgeneigt, wäre da nicht diese kleine, aber feine Tatsache, dass er sich in einer festen Beziehung mit meiner Chefin befindet. Ich weiß nicht, was diese Küsse zu bedeuten haben und ehrlich gesagt – ich will mir nicht ausmalen, was zwischen uns weiterhin entstehen könnte, nur damit er mich als zweite Frau in der Hinterhand haben kann, sollte ihm Rebecca doch einmal zu langweilig werden.
Dabei kann ich mir kaum vorstellen, dass das jemals der Fall sein wird. Rebecca Ashton ist eine Traumfrau. Sie ist ganze 1,84 Meter groß, gertenschlank und jeder einzelner ihrer Muskeln scheint perfekt trainiert zu sein. Noch dazu ist sie eine Blondine, die aus dem Klischee bricht, weil sie eine ganze Menge auf dem Kasten hat. Ein Studium abgeschlossen, ganz nebenbei als Jahrgangsbeste und mit neunundzwanzig Jahren eine eigene Firma und ein Vermögen, das für mehrere dutzende Familien bis ans Lebensende ausreichen würde.
Warum sollte Trevor mich überhaupt in Betracht ziehen? Ich habe nichts von alle dem. Ich habe nicht einmal eine Ausbildung und werde mein Leben lang den Job nehmen, den ich kriegen kann, damit es Calvin gut geht. Ich habe es meinen Eltern versprochen, dass ich immer auf ihn Acht geben werde und ich möchte, dass es ihm gut geht. Ich möchte, dass wenigstens er die Chance hat, ein Studium beenden zu können, um es mal besser zu haben und nicht auf jeden Penny achten zu müssen.
Wenn ich einen Vergleich zwischen meiner und Rebeccas Pro- und Contraliste erstellen würde, wäre mir sofort klar, wer überwiegen würde. Rebecca ist ein perfektes Gesamtpaket, während ich mich mit einer Banane vergleichen würde. Ich sehe gut aus, doch mein Inneres ist voller brauner Dellen, die keiner haben möchte. Und so wird Trevor es sicherlich auch sehen. Immerhin ist er ebenfalls in einer Welt aufgewachsen, die der von Rebecca beinahe identisch ist und meiner nicht einmal ansatzweise ähnelt.
Mein Handydisplay leuchtet auf und stoppt meine Gedankengänge inwieweit Rebecca und ich uns voneinander unterscheiden.
Sadie ruft an.
Ich runzele die Stirn und frage mich, was meine beste Freundin an einem Montagmittag von mir wollen könnte. Normalerweise erholt sie sich montags von anstrengenden Wochenenden, wenn sie ihre Eltern mal wieder zu irgendeiner Benefiz-Veranstaltung oder irgendeinem anderen hirnrissigen Ereignis in der New Yorker High Society begleiten musste.
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Blinding Lights
Literatura FemininaSeit vier Jahren lebt Hailey Michaels nach einem Schema - arbeiten, schlafen und ganz nebenbei noch ihren kleinen Bruder Calvin versorgen. Spontanität und Spaß sind in ihrem Leben wirklich ein Fremdwort geworden, zumindest solange bis ihre Freundi...