Chapter 6

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Kontrolle. Mein ganzes Leben hatte ich trainiert, um jeden Teil von mir bedingungslos unter Kontrolle zu haben. Und jetzt kommt da einfach jemand daher und will das alles wieder zunichte machen? Nicht mit mir mein Lieber!...

Es musste doch einen Weg geben, um ihn loszuwerden. Vielleicht sollte ich wirklich einfach gehen. Was hielt mich denn eigentlich hier? Ja natürlich hatte ich hier eine "Familie" und Maya, aber war es das wert? Ich wollte unabhängig sein, niemand sollte irgendwie einen Einfluss auf mich haben können, wie beispielsweise durch Erpressen.

Das war auch einer der Gründe, warum ich selbst Maya und meine Familie nie komplett in mein Herz gelassen habe, auch wenn ich wusste, dass es meiner besten Freundin wehtat. Mum, Dad und Keith ist es nie aufgefallen, ich konnte sie täuschen. Aber Maya kannte mich schon zu gut und lange, als dass ich sie unbemerkt anlügen konnte.

Natürlich war es für mich auch nicht wirklich angenehm, aber so konnten sie mich durch sie nicht verletzten und falls ihnen etwas zustoßen sollte, würde ich nicht allzu sehr und lange trauern.

Das mochte vielleicht hart und herzlos klingen, aber ich wollte und konnte nicht noch einmal derartig verletzt werden. Mein Herz war schon einmal in viele kleine Stücke zersplittert und ich war mir sicher, dass niemand außer dem, der mich mein ganzes Leben lang verfolgt und mithilfe dessen ich meinen letzten Schritt gehen, meinen letzten Atemzug machen, meinen letzten Gedanken ausführen und meine letzte Träne weinen würde, es wieder zusammenfügen und wahrlich fühlen lassen könnte.

Schon vor einigen Jahren war mir klar geworden, wie wichtig es mir war, dass durch mich, wenn ich es zu verhindern weiß, niemand zu physischem Schaden kommen sollte, doch in diesem Falle war mir das ausnahmsweise einmal egal.

Ich konnte nicht zulassen, dass mein Körper etwas für jemanden empfand, der nie nachvollziehen könnte, durch was ich gegangen bin. Außerdem half es in diesem Falle auch nicht, dass mein sogenannter "Mate" ein arroganter, selbstverliebter und anscheinend auch noch recht inkompetenter Welpe war. Er musste wohl noch lernen, loszulassen.

Alan pov.

Ich rannte nun schon seit einer Stunde durch den Wald, hatte aber keine Spur von Faye gefunden. Warum war sie nur so störrisch? Sie musste doch einsehen, dass sie mir gehörte! Immerhin war ich ihr Mate und dadurch ihr übergeordnet. Demnach sollte sie mir von Anfang an gehorchen und nicht vor mir fliehen.

Als ich langsamer wurde, sah ich eine kleine Lichtung, auf die gerade die Sonne schien und das Wasser eines kleinen, plätschernden Baches in den Farben eines Regenbogen glitzern ließ.

Recht spontan entschied ich mich dazu, erst einmal eine kurze Pause zum Ausruhen und Nachdenken einzulegen. Ich setzte mich hin und begann nachzudenken.

Warum war sie vor mir geflohen? Ich war meiner Meinung nach in keiner Art angsteinflößend oder unhöflich gewesen und Faye war, soweit ich das beurteilen konnte, nicht die Art Person, die leicht zu verschrecken wäre.

Eigentlich hatte ich vor, sie, nachdem sie sich entschuldigt hätte, zu markieren und in mein Rudel einzuführen, wozu auch eine Vorstellrunde gehört hätte, da alle wissen sollten, dass sie nur mir gehörte, sie mein war.

Aber nein, sie war stur und durchkreuzte meinen Plan, sodass ich inzwischen nicht einmal wusste, wo sie sich im Moment befand. Ich wurde immer wütender, je länger ich darüber nachdachte, dass sie jetzt bereits mein sein könnte, wenn sie nicht ohne mein Wissen aus dem Haus geflohen wäre.

Meine Muskeln spannten sich an und verkrampften sich, ich sprang auf und schlug wahllos auf irgendetwas ein. Sobald ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte, bemerkte ich, was ich angestellt hatte:

Mehrere Bäume lagen zetrümmert auf dem Boden, sie waren mit Wurzeln ausgerissen worden, einige Teile waren im Bach gelandet und ein Teil der ehemaligen Wiese, auf der ich stand, war vollständig durchwühlt, als wäre eine Horde Wildschweine hier gewesen.

Ich ließ die verwüstete Lichtung hinter mir und lief in Richtung des Hauses, in dem das Rudel wohnte. Falls mich irgendjemand über diese fragen wollte, würde ich einfach behaupten, dass ich sie so schon vorgefunden hätte, nicht dass irgendjemand auf die Idee käme, mich dafür zu beschuldigen.

Schuld hatte ich ja wirklich keine. Es lag nicht an mir, sondern an Faye, dass meine Gefühle Oberhand gewonnen hatten und ich so ausgetickt war.

Mate? Let's see... (Slow Updates)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt