Chapter 12

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Mit weit aufgerissen Augen und einem schmerzerfülltem Blick starrte Alan mich ungläubig an. "Was fällt dir ein? Du kannst mich doch nicht einfach so schlagen, das ist ja echt unerhört!", platzte es aus ihm heraus. Vorwurfsvoll wartete er auf eine Entschuldigung meinerseits.

"Ich habe dir doch gesagt, dass ich nichts mit dir zu tun haben will und wenn du mich doch in irgendeiner Form belästigen solltest, weißt du jetzt, dass du dich besser in Acht nehmen solltest, nicht wahr. Außerdem, stell dich nicht so an, es ist ja noch nicht einmal eine Fleischwunde, du wirst allerhöchstens einen blauen Fleck bekommen. Aber ich kann dir nicht versprechen, dass du beim nächsten Mal, falls es so etwas geben sollte, auch so gut davonkommst.", erwiderte ich verächtlich.

Nun lief er wirklich rot an. "Gut davongekommen? Bitte was? Ich muss mich wohl verhört haben, erst behauptest du, es wäre keine schlimme Verletzung und danach drohst du mir? Hast du eigentlich eine Ahnung, wie viel Einfluss ich habe? Und warum bist du so, ich weiß nicht, schwierig? Solltest du mir nicht eigentlich zu Füßen liegen und mich bis ans Ende unserer Tage lieben? Das wäre doch natürlich für Mates. Alles, was ich je wollte, war eine, mich liebende und treue Frau. Warum versuchst du nicht, genau das für mich zu sein?"

"Warum sollte ich das tun? Ich habe keine Verbindung zu dir, der Kontakt zwischen uns beiden ist mir schon fast aufgezwungen. Ich werde nie die perfekte Frau sein, für niemanden, erst Recht nicht für dich. Und wenn du eine zweite Chance erhältst und sie so behandelst wie mich, dann wirst du nie jemanden haben, der dich aufrichtig liebt.

Du solltest ein solches Geschenk wie einen Seelenverwandten nicht durch den Dreck ziehen, ihn nicht wie einen Sklaven behandeln, denn das sind sie nicht. Es ist etwas einzigartiges, jemanden zu finden, mit dem man sich seelisch verbunden fühlt, das solltest du nicht ausnutzen oder misshandeln!" Ich atmete tief durch, versuchte mich zu beherrschen.

Alan schluckte. Und dann kam etwas, das mich im Herzen traf, mit dem ich nicht gerechnet hatte und dass mich zurück stolpern ließ: "Und das sagst du? Wer von uns beiden ignoriert seinen Mate denn vollkommen? Nur weil du verletzt bist, heißt es nicht, dass anderen hier nicht auch schon etwas Schlimmes zugestoßen ist, aber du nimmst nur Rücksicht auf dich selber, du bist egoistisch und denkst nicht daran, dass du anderen damit Schäden könntest, sie verletzt. 

Du verurteilst mich, denkst, du hättest eine schreckliche Vergangenheit, die unsere übertrumpfen würde, dabei verlierst du aus den Augen, dass auch wir bereits etwas durchgemacht haben, dass genauso schlimm ist, wie dass, was dir zugestoßen ist."

Kurz dachte ich darüber nach, was er gesagt hatte. Vielleicht hätte er ja Recht, ihm könnte etwas ähnliches passiert sein. Aber ich bezweifelte, dass dies der Fall war, denn sonst würde er sich doch anders verhalten? Oder etwa doch nicht? Etwas ruhiger antwortete ich ihm: "Du weißt nicht, was ich mit mir herumtrage, also schweig still. Ich weiß, dass ich ändere so behandele, als wären sie mir egal, nun, das liegt daran, dass sie mir egal sind."

Erschrockenes und empörtes Einatmen war zu hören, wir waren nicht allein. Doch das störte mich nicht, ich fuhr fort.

"Das heißt nicht, dass ich herzlos bin, leider denn sonst würde mir einiges erspart bleiben, aber ich gehe einfach keine sozialen Beziehungen ein, ich lasse es nicht zu, dass mir jemand ans Herz wächst, denn das wäre schädlich für mich und für die jeweiligen Personen. Es mag sein, dass einige hier schlimme Dinge erlebt haben, aber genauso habe ich das und jeder hat eine andere Art mit Kummer umzugehen. Und wenn ich fragen darf, was ist dir denn passiert, dass du es mit meiner Erfahrung vergleichen möchtest?"

"Meine Eltern haben sich getrennt, als ich 13 Jahre alt war. Es war der grausamste Moment meines Lebens und ich werde mich immer daran erinnern.", kam aus seinem Mund.

Ich starrte ihn so sehr an, dass mir beinahe die Augen aus dem Kopf fielen. "Du.. Was? Das kann jetzt nicht dein Ernst sein! Ich bin dann Mal weg, okay?", war alles, was ich dazu sagen konnte. Ich verließ mit schnellen, langen Schritten die Küche und ging in den blühenden und wundervoll grünen Garten, der an der Sonnenseite des Hauses angepflanzt worden war.

Beinahe hatte er es geschafft, mir weiß zu machen, dass er gar nicht wo unsympathisch war, dass ihn vielleicht auch nur ein Moment in seinem Leben gezeichnet hatte. Aber dass er die Trennung seiner Eltern mit meinem Leid verglich, sogar sagte, es wäre schlimmer? Natürlich ist die Scheidung der eigenen Eltern ein traumatisches Ereignis, das wollte ich keineswegs bezweifeln, viele Träume und Leben würden dadurch zerstört, aber was sollten denn Kinder sagen, die ihre Eltern komplett verloren hatten, im jungen Alter schon keine Familie mehr besaßen?

Neben mir hörte ich ein leises Rascheln, welches mir sagte, dass sich jemand auf mich zu bewegte. Ohne mich zu bewegen wusste ich, dass es William war, seine Schrittfolge war leicht zu erkennen. Ein leichtes, etwas aufgeregtes Trappeln gemischt mit einigen Malen, bei denen er über seine eigenen Füße stolperte.

Er setzte sich leise neben mich und schwieg. Vielleicht verstand er einfach, dass ich jetzt gerade einfach nur den Frieden genießen wollte, den mir die Natur schenkte. Oder, was ich für wahrscheinlicher hielt, ihm fiel gerade noch nichts ein, was er sagen könnte.



Authors Note:

Was haltet ihr bis jetzt so von

Faye

Maya

Alan

Will

und Fayes "Familie"?

Tschö mit ö und ich hoffe ihr bleibt alle gesund und munter ;*

Mate? Let's see... (Slow Updates)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt