Chapter 8

130 9 21
                                    


"Nein. Bitte, sag, dass das ein Scherz sein soll.", war das einzige, was ich in dem Moment rausbringen konnte. In meinem Kopf malte ich mir schon mögliche Szenarien aus, in denen Kate und ich uns über die kleinsten Dinge beinahe umbrachten, als Mums Stimme mich erreichte:


"Oh, keine Sorge mein Schatz, du musst nicht mit, Gott nein! Das wäre ja lebensmüde... Aber wir fahren eben alle, auch dein Bruder und da du sonst alleine zu Hause wärst haben wir Maya gefragt, ob wir dich so lange, wie wir weg sind, bei ihr einquartieren dürfen, immerhin ist sie bereits volljährig. Wusstest du eigentlich, dass sie inzwischen in eine andere WG gezogen ist? Eigentlich ein wenig unnötig, immerhin ist sie genau neben ihrer alten, aber vermutlich hatte sie ihre Gründe, nicht wahr?"

"Ja, vermutlich hatte sie die.", murmelte ich und stand auf. "Ich geh dann mal, okay? Ich bin schon echt müde und möchte noch ein wenig lesen.", sagte ich, brachte mein Geschirr weg und lies meine Familie mit leicht verdutztem Gesichtsausdruck zurück.

Ich stapfte die Treppe herauf zu meinem Zimmer, schnappte mir das Telefon auf dem Weg und schmiss mich auf mein Bett. Rasch wählte ich die Nummer meiner besten Freundin und wartete. Ungeduldig wartete ich darauf, dass sie abnahm und atmete frustriert auf, bis ich ein vertrautes "Och ne, nicht du schon wieder.", vernahm.

Die Begrüßung sparte ich mir. Stattdessen ging ich sofort zu etwas mir wichtigerem über: "Wann wolltest du Dulli mir erzählen, dass du umgezogen bist?! Und wenn du mir jetzt versuchst vorzumachen, dass das nicht so wichtig sei, dann möchte ich dich an den Vorfall früher erinnern, als du es als "nicht so wichtig" empfunden hast, mir zu erzählen, dass deine Katze weggelaufen ist und ich es erst nach 5 Monaten überhaupt mitbekommen habe.

Also: Warum, wann und muss ich helfen?" Auch wenn ich sie anscheinend etwas überrumpelt hatte, fing sie sich relativ schnell wieder und fing an zu sprechen: "Du weißt doch, dass Fyona meine Mate ist..? Und naja, was soll ich sagen, ich bin alt genug um so etwas für mich selber zu entscheiden, also habe ich entschlossen, bei ihr einzuziehen und ihr Rudel zu betreten, als sie mich gefragt hat. Bevor du jetzt etwas sagst, es tut mir leid. Ich wollte dich nie alleine lassen, aber es ist vermutlich besser so, ich-."

"-Maya.", unterbrach ich ihren Wortfluss. "Hey, alles gut. Wir hatten doch schon darüber gesprochen. Es ist nicht schlimm. Das ist der Lauf der Natur, man gewinnt und verliert Freunde, aber das ist kein Weltuntergang. Es war klar, dass das hier passieren würde, das ist ganz natürlich, dass jeder normale Mensch und somit auch Werwolf, sich nach Gesellschaft und erwiderter Liebe sehnt, nur hat das Schicksal eben nicht für jeden ein Happy End geplant.

Umso glücklicher bin ich für dich, dass du mit Fyona deines gefunden hast. Bereue es also nicht, dass du eine Person verlierst, wenn du dafür so viel gewinnst. Ich freue mich für dich, wirklich. Und bevor du jetzt anfängst zu weinen, weil du sentimental geworden bist, wechseln wir das Thema. Wann soll ich denn eigentlich bei dir sein? Und was muss ich mitbringen?"

Ich hörte Gerangel an der anderen Seite des Telefones und nur noch ein "Am besten Morgen nach der Schule und deine Kosmetik-Tasche und Kleidung für ein paar Tage, vielleicht etwas Geld, wenn du der Meinung bist, dass es nötig ist, bis da-." Das Gespräch brach ab.

Ich seufzte auf, schnappte mir meine Kopfhörer und begann mit Musik auf den Ohren meine Tasche zu packen, damit ich sie am nächsten Tag nicht erst packen müsste, wenn Maya schon vor der Tür stünde. Erst, als ich begann meine Kleidung einzupacken, realisierte ich, dass ich die nächsten Tage mit einer Truppe testosterongesteuerten Jungs verbringen würde und darunter sich auch noch ausgerechnet Alan befand.

Ohne weiterhin nachzudenken, packte ich die etwas freigiebigeren Stücke weg und füllte die Tasche stattdessen mit ein paar Jogginghosen, Hoodies und großen T-shirts. Ich mochte es nicht besonders meinen Körper zur Schau zu stellen, da ich nicht hundertprozentig zufrieden mit ihm war, weshalb der Großteil meiner Kleidung oversized war.

Es kam mir aber meistens nicht darauf an, ob etwas gut aussah, sondern mehr, ob es bequem war und was ich damit machen wollte, demnach holte ich auch noch ein paar Tops aus dem Schrank, in denen ich immer schlief.

Als ich mit Packen soweit fertig war, merkte ich, dass ich auf Toilette musste und schlich die Treppe hinunter, da meine Eltern und mein Bruder schon schlafen gegangen waren, da sie am nächsten Morgen früh aufstehen wollten. Mir war nicht einmal aufgefallen, wie lange ich für das Packen gebraucht hatte, aber es war länger, als ich erwartet hatte.

Nachdem ich auf Klo war, fiel mir auf, dass ich in Bälde meine Menstruation bekommen sollte. Genervt stöhnte ich auf und lief die Treppe ein weiteres Mal hinunter um mich "auszurüsten". Hielten wir das einmal fest: Ich musste jetzt für wer weiß wie lange, mit einem fremden Rudel von Werwölfen, die zudem sehr gut Blut riechen konnten, in ein und demselben Haus wohnen? Fabelhaft.

"Einfach nur super gemacht, Mum und Dad, danke dafür.", dachte ich, während ich die Binden und meine Wärmflasche auch noch verstaute. Wenn man jetzt darüber nachdachte, erschien einem die Idee doch, ohne etwas geplant zu haben, abzuhauen, gar nicht einmal mehr so abwegig.

Um vor dem Schlafen noch auf ein paar andere Gedanken zu kommen, nahm ich mir, nachdem ich geduscht, Zähne geputzt und mir etwas Bequemes, Luftiges angezogen hatte, noch das Buch, an dem ich momentan las, in die Hand. Die Hexer-Reihe von Andrzej Sapkowski, hatte mich wohl zum mindestens fünften Mal in den Bann gezogen.

Und obwohl ich zugeben musste, dass ich einfach kein Lieblingsbuch hatte, dafür las ich bedeutend zu viel, gehörte es eindeutig zu meinen Lieblingen. Als ich noch jünger war, hatte mein Vater mir immer daraus vorgelesen, als eine Art Gutenachtgeschichte, als ich dann selbst lesen konnte, hatte ich angefangen, die Bücher noch einmal zu lesen und festgestellt, dass sie keineswegs schlechter geworden waren. Sie waren beim zweiten Mal sogar besser, da man die Details besser erfassen konnte und mehr verstand.

Schließlich wurde es aber auch für Geralt fast unmöglich, mich wachzuhalten, also legte ich das Buch zur Seite und kuschelte mich in mein warmes, behagliches Bett.

Am nächsten Morgen wachte ich durch lautes Klingeln an der Tür auf. Ich versuchte schnell meine Haare in einen halbwegs ordentlichen Zopf zu zwängen und zog mir meinen Morgenmantel über, rauschte die Treppe hinunter, wobei ich fast ausgerutscht und hingeflogen wäre, blieb unten keuchend stehen und versuchte erst einmal meine Atmung zu beruhigen.

Ich öffnete die Tür. Und schlug sie im nächsten Moment auch schon wieder zu. Fluchend schnappte ich das Telefon, wählte Mayas Nummer und wartete bis sie abnahm. "Nicht dein verfluchter Ernst oder?!", barst es aus mir heraus.

Mate? Let's see... (Slow Updates)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt