Chapter 22

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„Ach, was macht es schon, wenn ich dir sage, wer mitkommt.", grübelte sie laut. „Eigentlich kommen nur Fyona, die beiden kleinen und wir beide mit, aber mein Schatz hat gesagt, dass du ruhig noch jemanden mitnehmen kannst, Will zum Beispiel.", sie wackelte mit ihren Augenbrauen. Ich verdrehte die Augen, wurde jedoch gleich wieder nachdenklich. „Findest du wirklich, wir würden uns wie ein Pärchen verhalten? Seltsam. Dann könnte man doch eigentlich auch dasselbe über uns beide sagen. Außerdem weiß ich, dass ihr nur wollt, dass jemand mitkommt, damit ich nicht das dritte Rad am Wagen bin. 

Denkst du eigentlich wirklich, dass er jetzt schon wach ist? Ich meine, so früh ist doch niemand freiwillig auf und selbst wenn; warum sollte man dann schon etwas unternehmen wollen? Egal, ich schaue trotzdem einmal bei ihm vorbei, vielleicht ist er auch durch mich aufgewacht." Beschämt grinsend deutete ich erst auf meinen Kopf und dann die Wand, woraufhin Maya belustigt giggelte und verließ den Raum, nicht bevor ihr vorher eine Kopfnuss und eine Umarmung gegeben zu haben.

Die Gedanken in meinem Kopf schwirrten. Wirkten Will und ich wirklich wie ein Pärchen? Bestimmt hatte Alan das auch so aufgefasst. Alan. Ich seufzte. Ich war mir inzwischen sicher, dass ich nichts mit ihm zu tun haben wollte, aber wie konnte ich ihm das nur klarmachen? Schnell schüttelte ich meinen Kopf und versuchte mich zusammenzureißen. 

Erst jetzt fiel mir auf, dass ich gar nicht wusste, in welchem Zimmer Will schlief. Aber ich wollte auch nicht zurückgehen und fragen, dafür war es mir zu unangenehm. Verärgert versuchte ich seinem Geruch zu einem Zimmer zu folgen, aber verlor ihn vor den letzten beiden Türen im Flur. Jetzt musste ich mich nur noch entscheiden, an welche der beiden ich zuerst klopfen wollte. Nach kurzem Zögern entschied ich mich für rechts, hob meine Hand, schloss die Augen, atmete tief durch und pochte mir der leicht geballten Faust gegen-

"Aua! Was soll das denn?" Gegen eine Stirn?

Erschrocken zog ich blitzschnell meine Hand zurück, aber als ich meinem Gegenüber in das entrüstete Gesicht blickte, verflog der Schock und ich prustete auf sehr undamenhafte Weise los. Vor mir stand Will, der sich, mit leicht verzogenen Gesichtszügen, die Stirn rieb.

"Entschuldigung, das war nicht meine Absicht." Immer noch lachend blickte ich hoch und sag ihm in die eisblauen, leicht schimmernden Augen. "Eigentlich wollte ich nur schauen, ob du schon wach bist. Maya und Fyona wollen mich irgendwohin bringen und da ich nicht das dritte Rad am Wagen sein wollte, hatte ich die Idee dich zu fragen, ob du vielleicht-" "-Das vierte Rad am Wagen sein möchte?", unterbrach er mich mit einem leichten Schmunzeln.

Verlegen trat ich von einem Fuß auf den anderen und mir fiel einmal mehr auf, dass wir uns noch nicht sehr lange kannten. Warum war ich noch gleich auf die Idee gekommen ihn zu fragen? Ach ja, weil ich alle anderen in diesem Haus noch weniger kannte oder mochte als William. "Wenn du es so ausdrücken möchtest, ja."

"Okay, dann äh.. packe ich mal ein paar Sachen zusammen? Wann möchtet ihr überhaupt los?" Die unerwarteten Worte erreichten erst einige Zeit nachdem sie gesprochen wurden meine Ohren, oder eher mein Gehirn, weshalb ich mehrmals durcheinandergebracht blinzelte und mir die Schläfen rieb. 

Ich antwortete also verspätet in einem etwas verwirrten Zustand: "Entschuldige, ich bin wohl doch ein wenig müde. Sie wollten gleich los, aber wohin müsstest du sie selber fragen, da bin ich ausgeschlossen worden." Gespielt schmollend rümpfte ich meine Nase und stiefelte davon.

Leicht seufzend und erleichtert, dass ich das nun auch hinter mich gebracht hatte, öffnete ich wieder meine Zimmertür, in der eine beinahe leuchtende Maya stand. In der Zwischenzeit schien sie eine Tasche gepackt zu haben, in der die Kleidung und andere Dinge, von denen sie dachte, dass ich sie bräuchte, sich befanden. Lächelnd hielt sie mir die Tasche entgegen, die ich ihr mit einem Stirnrunzeln abnahm. Die Tasche wog gefühlt einen Zentner.

"Maya, du weißt, dass ich damit nichts gegen dich sage, okay? Aber was zum Donner hast du vor mit mir? Ich ziehe doch nicht um, oder?" Erwartungsvoll blickte ich sie an. Umziehen wäre vielleicht wirklich keine so schlechte Idee, wenn ich an die vielen Wölfe in diesem Haus dachte. Als Ausrede für das Verlassen der anderen könnte ich mir bestimmt etwas ausdenken wie: "Es tut mir ja so leid, aber ich bin allergisch gegen zu viel Gesellschaft."

Ich war gerade kurz davor meine Idee laut zu äußern, als Maya dazwischenfunkte: "Stell dich nicht so an, du jammerst doch auch sonst nicht so viel! Da sind nur Sachen drin die du eventuell brauchen könntest." Ja, eventuell. Sarkasmus lässt grüßen. 

Da ich jedoch wusste, dass sie sich nicht umstimmen ließ und inzwischen sogar Will mit packen fertig war - er hätte bestimmt nicht so viel mit wie ich, der Glückliche - sagte ich einfach nichts dazu und folgte ihr die Treppe hinunter zum Auto. Zwar wäre ich viel lieber gelaufen, allerdings kannte ich das Ziel nicht und die Tasche, von der ich schwören würde, dass sie viel zu viel beinhaltete, würde ich auch nicht allzu gut transportieren können.

Ohne zu protestieren setzte ich mich also auf den Beifahrersitz, da wir uns geeinigt hatten, dass wenn Maya dort sitzen würde, Fyona zu abglenkt sei und hielt den Mund.

Das hielt zwar nur ungefähr für drei Sekunden, da ich bereits dann den Fakt erzählen musste, dass durchschnittlich bei Autounfällen am meisten die Person starb, die auf dem Beifahrersitz saß, worüber ich mich auch lauthals beschwerte, aber immerhin hatte ich es für drei Sekunden geschafft zu schweigen, während wir mit 70 kmh unserem Ziel entgegenfuhren.


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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 24, 2020 ⏰

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