Chapter 13

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Wir saßen eine Weile dort, schweigend, die Stille genießend, bis Will sich räusperte und zu meinem Erstaunen anfing, zu singen. Wunderschön zu singen, was ein Lächeln auf mein Gesicht zauberte.

"Loving and fighting
Accusing, denying
I can't imagine a world with you gone
The joy and the chaos, the demons we're made of
I'd be so lost if you left me alone"

Mein Lächeln vertiefte sich, als ich das Lied erkannte, oft schon hatte ich es gehört, wenn ich traurig war und alles beenden wollte, mich einfach nur verstanden und geborgen fühlen wollte. Leise und bedächtig stieg ich in den Gesang mit ein, unsere Stimmen harmonieren miteinander, flossen dahin wie ein kleiner Bach in einem blühenden Wald:

"You locked yourself in the bathroom
Lying on the floor when I break through
I pull you in to feel your heartbeat
Can you hear me screaming 'Please don't leave me'"

Kleine Tränen bildeten sich in meinen Augen, bevor ich sie Zurückzwingen konnte. Wie lange war es schon her, dass ich mit jemandem gesungen hatte, meinen Schmerz geteilt und herausgelassen hatte? Es mussten Jahre sein. Ich wurde lauter, nahm Wills Hand und verschränkte seine Finger mit den meinen, warf ihm einen dankenden Blick zu.

"Hold on, I still want you
 Come back, I still need you
 Let me take your hand, I'll make it right
 I swear to love you all my life
 Hold on, I still..-"

Jemand riss unsere Hände auseinander, stieß Will fort von mir und fing an, wie ein Besessener zu schreien. Ich konnte nur ein leises Summen von der Stimme vernehmen, mir wurde etwas schwindelig und mit einem letzten, schwachen Atemzug würde alles ruhig um mich herum, meine Augen schlossen sich und eine beruhigende Schwärze umgab mich.

Ich wanderte wieder durch einen Wald, aber es war diesmal anders, als in meinen Träumen. Es war ein lichter, mir vollkommen unbekannter Wald, die Vöglein zwitscherten, eine Hasenfamilie hoppelte vor mir durchs Gras, ein Rehkitz verbarg sich hinter dem Schutz seiner Mutter. Doch eines war gleich geblieben: Ich hörte Stimmen.

Diesmal aber, könnte ich verstehen was sie sagten, sie bedrohten mich nicht und irgendwoher kannte ich die Personen, die da sprachen, nur wollte mir nicht einfallen, woher.

"Du hast sie bewusstlos geschlagen, natürlich geht es ihr nicht gut!" Eine Stimme, wütend und rau antwortete: "Wenn du nicht versucht hättest, dich bei ihr einzuschmeicheln und mir meine Freundin auszuspannen, wäre das nicht passiert. Es ist also deine Schuld und ich weiß auch schon, wer hier später an ihrer Stelle im Krankenzimmer sein wird!" 

Ich schauderte, diese Stimme war mir bekannt und sie berührte einen Teil meines Herzens, doch gleichzeitig stieß sie mich ab, ließ mich voller Abscheu zurückzucken. Dann meldete sich eine Stimme zu Wort, die ich nicht kannte, sehr sanft und doch hart und sachlich. "Sie wurde nicht bewusstlos geschlagen, in diesem Falle sind sie nicht schuldig Mr. Gray."

"Siehst du, es ist nicht meine Schuld, sondern-" er wurde unterbrochen. "Ich hatte gesagt, in diesem Falle, nicht, dass sie unschuldig wären." Scharf schnitt die Stimme durch den Wald und alles verstummte. Erst nach kurzer Zeit wagte sich die Stimme, die ich zuerst vernommen hatte, wieder etwas zu fragen: "Wenn ich fragen dürfte, warum ist es denn passiert? Sie haben schließlich gesagt, dass sie nicht durch einen Schlag ohnmächtig geworden ist."

"Das ist richtig. Soweit ich bis jetzt weiß, ist sie durch Sauerstoffmangel ohnmächtig geworden, sie hat nicht mehr gleichmäßig geatmet und außerdem hat ihr Herz sich, sagen wir verkrampft, was ich sehr interessant finde, so etwas ist mir bis jetzt nur in Büchern unter die Finger geraten, jedenfalls könnte dadurch nicht genug Sauerstoff zu ihrem Gehirn gelangen und vermutlich war dieses auch gerade mit der Gesamtsituation überfordert, also hat es eine Ohnmacht verursacht."

"Wissen sie, warum ihr Herz sich verkrampft hat? In diesen Büchern, die sie gelesen haben, stand da etwas zu den Gründen warum so etwas passieren könnte?" Eine weibliche, mir sehr bekannte Stimme äußerte sich zum ersten Mal in dieser Konversation, sie schien besorgt zu sein.

"Nun, es stand in der Tat nicht viel darüber in ihnen, aber es wurde gesagt, dies sei etwas sehr seltenes, nicht viele Menschen hätten es und es würde durch Emotionen bewirkt oder wenn eine Person bereits unter Luftmangel leidet. Es wurde auch kurz erwähnt, dass die betreffenden Personen es manchmal auch selber verursachen können und einige der Patienten eine gewisse Abhängigkeit, beziehungsweise Sucht nach dem Gefühl des, wie es genannt wurde, 'kalten Herzens', aufweisten. Kaltes Herz wurde es übrigens genannt, da wenn man zu oft das Herz in dieser Weise belastete, es oft einfach stehen blieb und die daran leidenden Menschen starben."

"Kann man etwas dagegen unternehmen?" Wieder hatte sich die Stimme eingemischt, die mir die Haare zu Berge stehen ließ.

"Nun. Nicht wirklich, nein. Sie können nur hoffen, dass ihre Freundin nicht süchtig danach wird oder noch schlimmer, es bereits ist. Oft waren die Patienten, die abhängig davon wurden, depressiv, weil ihnen in ihrer Vergangenheit schreckliches Leid angetan wurde. Ich hoffe, das ist bei ihr nicht der Fall, sonst hätten sie jetzt ein Problem. 

Ich muss mich jetzt verabschieden, meine Hilfe wird anderswo benötigt. Lasst uns hoffen, dass sie meine Hilfe nicht wieder in nächster Zeit brauchen werden."

Ich vernahm Schritte, die sich zügig entfernten und schließlich das Geräusch einer Tür, die geöffnet und gleich darauf wieder geschlossen wurde. Ein erleichtertes Seufzen einer weiblichen Stimme drang an meine Ohren. "Irgendwie macht mich ihre Anwesenheit immer nervös, sie ist so..." "Sachlich? Gefühlslos? Abgrundtief böse?", erwiderte die männliche Stimme, von der vorher behauptet wurde, sie sei Schuld, dass mich jemand anders niedergeschlagen hätte. "Nein. Neutral, denke ich, trifft es am besten. Das ist irgendwie furchteinflössend, sollte sie nicht versuchen uns zu töten?"

"Ich weiß, was du meinst, aber wir sollten vermutlich einfach froh sein, dass sie es nicht tut. Okay, Themawechsel: Was tun wir jetzt? Immerhin wissen wir jetzt über ihre Bewusstlosigkeit Bescheid, auch über die Ursachen, aber wenn es stimmt, was Miss Dubrois gesagt hat, dann haben wir jetzt ein Problem, nicht wahr?", fragte die weibliche Stimme, die mir so bekannt schien, verzweifelt und besorgt.

Der Mann, wessen Stimme mich bis auf die Knochen frieren ließ, erwiderte: "Wieso? Ich bin mir sicher, dass sie keine Sucht danach entwickelt, sie scheint keine Depressionen zu haben und ihre Vergangenheit war vermutlich auch nicht so schlimm, wie sie immer sagt. Sie will damit einfach nur Mitleid erhalten, sonst hätte sie es längst jemandem erzählt, dem sie vertraut, aber das tut sie nicht, weil sie so schlau ist, dass sie weiß, sie würde sich sonst in ihren Lügen verfangen, wie eine Fliege im Spinnennetz."

Die Stimme der Frau, ich hatte endlich erkannt dass es Mayas war, erkaltete so sehr, dass es ihm Raum fast merkbar kälter wurde: "Du hast keine Ahnung von ihrer Vergangenheit Alan, bilde dir nicht ein, du würdest Faye auch nur ein Stückchen weiter verstanden haben. Niemand kennt sie, auch ich nicht und ich bin seit unserer Kindheit mit ihr befreundet.

Selbst ich weiß nur Bruchstücke, durch Sachen, die ich aus ihren Albträumen erfahren habe, aus denen sie schreiend aufgewacht ist. Du wirst sie nie kennen und wage es ja nicht, anzuzweifeln, dass ihr etwas widerfahren ist, weswegen viele Leute die ich kenne, Selbstmord begangen hätten, um nicht mit der Erinnerung leben zu müssen. Wage es ja nicht zu sagen, dass sie lügt, nicht, wenn es um so etwas Ernstes geht, ist das klar? Ist. Das. Klar?" Am Ende schrie sie nur noch, sie war kurz vor dem Weinen und am Rande ihrer Nerven. 



Authors Note:

Wir haben gerade die 500 Reads geschafft und ich möchte einmal ein großes Danke an alle sagen, die es bis hier geschafft haben. Mir ist klar, dass ich alles andere als professionell schreibe, aber ich wollte es immer einmal versuchen, obwohl ich nicht sehr viel Übung darin habe. Umso größer ist meine Dankbarkeit an alle, die mich bis hier begleitet haben und es hoffentlich auch weiterhin tun. Danke an euch, die ihr voted, kommentiert, aber auch an die, die einfach nur lesen und mir diese Chance geben, mich motivieren. Ich hätte es nie erwartet, dass tatsächlich Leute meine Geschichte bis hierhin verfolgen würden, umso glücklicher macht es mich, dass es trotzdem so ist. Also noch einmal danke, für eure Unterstützung und Motivation. Bleibt gesund und munter und wir lesen uns hoffentlich beim nächsten Kapitel❤


Mate? Let's see... (Slow Updates)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt