Chapter 2

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"Dann haue ich von hier ab. Ich will nie mehr in ein Rudel, egal worum es geht. Ich will niemanden, der mir Befehle gibt, ich bin eigenständig und kann mit meiner Freiheit und meinem Leben alleine umgehen.", erwiderte ich mit harter, eiskalter Stimme.

Sie nickte verstehend, da sie wusste, was damals passiert ist. Mut weicherer Stimme fügte ich hinzu: "Aber du solltest, beziehungsweise kannst dich ihnen gern anschließen. Ich weiß, wie deine Eltern ticken und dass du dir schon immer ein Rudel gewünscht hast. Ich würde es dir nicht übel nehmen, nur weil ich es nicht wirklich nachvollziehen kann."

Schnell zog sie mich in eine feste Umarmung und flüsterte ein kleines "Dankeschön". Dann gingen wir in den Unterricht, wo ich in der fünften Stunde mal wieder feststellte, dass ich Mathe größtenteils einfach nicht verstand. Nach zehn Minuten war ich am Rande meiner Konzentration und fing an, über die Existenz von Einhörnern nachzudenken. Ich war ein mystisches Wesen, ein Werwolf. Warum sollte es Einhörner also nicht geben?

Gut, vielleicht nicht so, wie alles sie sich vorstellten, Regenbögen pupsend und auf Wolken laufend, aber eine Kreuzung zwischen Ziege und Pferd oder etwas ähnliches? Das konnte ich mir gut vorstellen. Verzweifelnd setzte ich mich wieder an meine Aufgabe und versuchte mich ein zweites Mal daran und diesmal klappte es sogar. Dann klingelte es und alle Schüler strömten erleichtert aus dem Raum.

Zusammen mit Maya ging ich zur Cafeteria und holte mir dort ein Stück Spinatlasagne mit Feta. Ich musste zugeben, es schmeckte ziemlich gut, auch wenn kein Fleisch enthalten war und Maya, die sich ein Schnitzel geholt hatte, mich mit entsetztem Gesichtsausdruck anblickte, aber meine Essenswahl nicht weiter kommentierte.

Mit Grauen dachte ich an das nächste Fach, welches kommen würde: Sport. Man machte nie Sachen, bei denen man sich auspowern konnte oder wenn, dann durfte man es nicht, weil man sich sonst verraten würde. Aber es war trotzdem besser, langsam zu laufen, als Themen wie Hip-Hop oder BallKoRobik zu behandeln, die einfach nur ätzend waren.

Nach dem Essen machten wir uns auf den Weg zur Turnhalle, an der ein Zettel befestigt war, der besagte, wir sollten uns umziehen und zum Sportplatz kommen, da wir heute draußen Unterricht hätten. Ich zog mir ein T-Shirt und eine Sportleggings an, wartete kurz auf Maya, die noch auf Klo musste und lief dann zum Sportplatz, an dem ein Wald angrenzte.

Wir waren die letzten und wurden natürlich wieder von unserer Sportlehrerin, Frau Este angemeckert, warum wir zu spät seien und dass die Gruppen für die Ralley schon los seien, weshalb wir halt eine Zweiergruppe bilden müssten. Der Auftrag war einer bestimmten Route zu folgen und möglichst viele der versteckten Zettel in kürzester Zeit einzusammeln.

Ich schnappte mir den Plan aus ihrer Hand, auf der die Route abgebildet war und forderte Maya mit einem "Komm schon!" auf, mir zu folgen. Schnell waren durch unseren Geruchssinn die meisten Zettel gefunden, als Maya plötzlich aufschaute und dabei etwas murmelte, das sich wie "Meins!" anhörte.

Ich dachte sie macht Spaß und zitierte Gollum mit: "Mein Schatz!", aber sie ignorierte mich komplett und fing an, auf dem Boden rumzuschnüffeln und eine Fährte zu verfolgen. Ich konzentrierte mich ein wenig und riss die Augen auf. Der Geruch stammte von mehreren Werwölfen. Widerwillig folgte ich Maya, da ich zwar den anderen meiner Art nicht begegnen wollte, mich ihr gegenüber jedoch verpflichtet fühlte, auf sie aufzupassen.

Wir liefen so noch circa eine Viertelstunde durch den Wald und ich hoffte, dass uns niemand sah, denn Maya kroch mit der Nase auf dem Boden als Menschen umher, als ich auf einmal Stimmen vernahm. Eine Frau sagte gerade: "Ich sagte ich spüre auch etwas. Meinen Mate! Er ist in der Nähe, ich kann ihn sogar schon riechen."

Mate? Let's see... (Slow Updates)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt