Als ich in meinem Zimmer ankam, saß bereits jemand auf meinem Bett. Jemand, den ich aufs Blut nicht leiden konnte, der immer noch dachte, er hätte eine Chance bei mir, der meinen Körper ungewollt reagieren ließ und mich genervt aufstöhnen.
"Hey Süße." Ich gab mein bestes, ihn zu ignorieren, schaute ihn nicht einmal an, ging einfach an ihm vorbei ans Fenster und schaute hinaus, inzwischen war es schon dunkel geworden und die Sterne leuchteten mir entgegen. Sofort fühlte ich mich besser, sie waren das einzige konstant bleibende in meinem Leben, sie hatten mich schon immer begleitet und ich war dankbar, sie sehen zu können.
Er redete einfach weiter, seine Stimme nahm einen spöttischen Tonfall an: "Versuchst du etwa mich zu ignorieren? Wir beide wissen, dass du das nicht schaffen wirst." Er hatte Recht, wir beide wussten es, doch würde ich nicht sagen, dass es wegen meiner unsterblichen Liebe ihm gegenüber so war. Mit war klar, dass wenn er mich weiterhin so provozieren würde, ich ihn früher oder später aus meinem Zimmer werfen würde, und das wortwörtlich.
Fürs erste nahm ich mir aber erst einmal vor, mich zusammenzureißen, ich wollte nicht die Konsequenzen dafür tragen, ihm einige Knochen gebrochen zu haben, denn auch wenn Fyona mir gegenüber sehr freundlich war, würde sie wahrscheinlich sehr verärgert sein, wenn ich ihren Beta verletzen würde. Demnach öffnete ich das Fenster und holte einmal tief Luft, in dem Versuch, mich zu beruhigen.
"Was willst du hier?" Meine Stimme klang kalt und gleichgültig und man konnte nicht heraushören, wie wütend ich eigentlich war. Seine Antwort kam schnell und überraschte mich ein wenig: "Es roch nach Blut in deinem Zimmer, also wollte ich auf dich warten und fragen, warum es das tut."
"Das mag ja sein, aber erstens wirst du auf diese Frage wohl nie eine Antwort erhalten und zweitens: Warum warst du überhaupt in meinem Zimmer? Ich dachte ich hätte wenigstens in einem Raum dieses Hauses meine Privatsphäre." Meine Stimme fing ein wenig an vor Wut zu zittern und die Welt vor meinen Augen nahm einen kaum wahrnehmbaren Rotton an. Alan missinterpretierte das Zittern, stand von meinem Bett auf, machte ein paar Schritte in meine Richtung und versuchte mich in eine Umarmung zu ziehen, der ich zwar geschickt entwich, daraufhin aber fast umfiel, da ich über einen Stuhl stolperte.
Er lachte laut los, verkniff sich bei meinem Blick dann aber doch die Bemerkung, die ihm schon auf der Zunge lag. Als er wieder ernst geworden war, kam jedoch ein Satz von ihm, der mein Blut entgültig zum brodeln brachte: "In einem Rudel hat man keine Privatsphäre, aber du brauchst sie ja auch gar nicht, immerhin ist keiner von uns wirklich aufdringlich. Obwohl, Will vielleicht, aber du brauchst es nur sagen, wenn ich ihn von dir fernhalten soll", er unterbrach sich knackte mit den Knöcheln an seiner Hand, woraufhin es mir schwerfiel, ihm nicht mit ausgefahrenen Krallen durchs Gesicht zu fahren und fuhr dann fort: "und du brauchst auch keine Angst haben, selbst wenn jemand in dein Zimmer kommen sollte, wird er ganz sicher nicht versuchen, dich abzuschlachten."
"Ich habe keine Angst.", sagte ich ehrlich und offen. "Wovor sollte ich schon Angst haben, bis jetzt habe ich noch niemanden aus eurem Rudel kennengelernt, der mir gefährlich werden könnte.", eine weitere ernst gemeinte Aussage von mir.
Er zog eine Augenbraue hoch, anscheinend glaubte er mir nicht. "Natürlich hast du Angst, du brauchst dich nicht zu verstellen, das ist etwas ganz natürliches bei einer Frau, dafür brauchst du dich nicht schämen. Deshalb gibt es ja Männer, wir schützen euch Frauen und genau aus diesem Grund, hat die Mondgöttin mich ausgesucht, um dich zu behüten. Du brauchst jemanden, der sehr stark und tapfer ist, da du dich selber vor allem fürchtest, nicht wahr?", trug er seine Theorie mir vor.
Zweifelnd blickte ich ihn an. "Dir ist aber klar, dass du dich vermutlich wesentlich eher fürchtet, als ich mich? Immerhin hast du dein ganzes Leben vom Rudel geschützt gelebt. Deine Theorie hat demnach einige Schwachstellen, wenn überhaupt, würde ich dich behüten müssen und auch wenn das ganz niedlich klingt,", ich verzog spöttisch meinen Mund, "ist das nicht die Aufgabe, die ich machen wollen würde, bis ich irgendwann einmal sterbe."
Gekränkt blickte er mich aus seinen dunklen Augen an und behauptete dann mit fester, zutiefst überzeugter Stimme: "Ich habe mich noch nie gefürchtet, ich weiß gar nicht, was Angst ist!"
Leise knurrend drehte ich mich um, meine Stimme tiefer werdend. "Ich weiß es, ich weiß, wie es ist, gejagt zu werden, Angst zu haben, dass einem jeden Moment jemand den Kopf abreißen, die Kehle aufschlitzen oder eine geliebte Person töten könnte, ich weiß, wie es ist sich so sehr zu fürchten, dass man starr vor Angst ist, ich habe es erlebt! Ich habe sie einmal bezwungen, ich werde es auch ein zweites Mal versuchen, doch es ist besser, wenn man versucht, gar nicht erst Angst zu bekommen.
Und für dich, damit du weißt, wie sich Angst anfühlt, hier, bitte sehr." Ich näherte mich ihm lauernd, schon jetzt weiteten sich seine Augen vor Furcht ein wenig. Als dann meine Augen sich rot färbten und ich mit einem Satz auf ihn zusprang, wurde es zu viel für ihn, er kreischte, seine Stimme belegt und voll Grauen und lief so schnell er konnte aus meinem Zimmer.
Ich wusste, dass er nicht lange Abstand von mir halten würde, schon morgen würde er vermutlich leugen, sich gefürchtet zu haben, aber wenigstens hatte ich ein wenig Zeit ohne ihn.
Ohne das Fenster zu schließen ging ich zu meinem Bett und verzog dann angewidert die Nase. Es roch nach ihm, dabei hatte ich gedacht, ich könnte ihn wenigstens für kurze Zeit aus meinen sowieso schon wirren Gedanken halten. Seufzend schnappte ich mir das Kopfkissen, das glücklicherweise nicht mit seinem Geruch getränkt wurde und eine dünne Decke aus einem Regal im Raum und legte mich auf den nicht allzu harten Fußboden. Noch war es eigentlich ganz bequem, aber ich wusste, dass mir morgen früh einiges weh tun würde.
Ich ignorierte meine lauten und störenden Gedanken und driftete in einen unruhigen Schlaf.
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Mate? Let's see... (Slow Updates)
Hombres LoboEin temperamentvolles Mädchen, welches schon vor Jahren durch ein tragisches Ereignis gelernt hat, ihre Gefühle zu unterdrücken und zu verstecken. Und jetzt kommt so mir nichts dir nichts so ein Werwolf dahergelaufen und will sie für sich erobern? M...