In den letzten Tagen der Sommerferien genoss Tania die Ruhe innerhalb der Schlossmauern in vollen Zügen. Die Strafarbeit bei Filch war weniger grausam als sie erwartet hatte.
Der Hausmeister schien seine Zeit lieber außerhalb der Schlossmauern zu verbringen. Tania tippte insgeheim darauf, dass er Stammkunde im Eberkopf war. Sie war ungestört, während sie die Pokale und Auszeichnungen auf Hochglanz polierte. Nur Mrs. Norris beobachtete sie bei ihren Kontrollgängen misstrauisch.
Der erste September brachte wechselhafte Temperaturen, Regenschauer und Sturmböen. Tania hatte sich am Abend in die große Halle begeben und schaute verträumt zu den Kerzen empor, welche die Halle in ein warmes Licht tauchten. Einige Professoren hatten sich schon am Lehrertisch eingefunden und warteten auf die Ankunft der Schüler. Die erste pferdelose Kutsche müsste in den nächsten Minuten vor dem Eingangsportal halten.
Nachdenklich beobachte Tania Professorin Trelawney, die sich nur selten in die große Halle wagte. Sie fragte sich schmunzelnd, wieso sich Snape während seiner Wahnvorstellung ausgerechnet mit der verrückten Wahrsagerin gestritten hatte.
›Vielleicht führen die Beiden eine heimliche Liebschaft‹, schoss es ihr durch den Kopf. Sie grinste und konnte sich nicht recht entscheiden, was abwegiger war - Der Gedanke an ein so ungleiches Paar oder an die empathielose Fledermaus, die so etwas wie Liebe empfand.
Plötzlich ertönte ein stetig lauter werdendes Summen. Die geflügelte Eingangstür wurden aufgestoßen und die erste Schar plappernder Schüler strömte in die Halle.
Tania begrüßte einige Ravenclaws aus ihrem Jahrgang mit einem Händeschütteln. Wahre Freunde hatte sie in all den Jahren in Hogwarts nicht finden können, vermutlich weil sie zu sehr in sich selbst ruhte. An der Anwesenheit ihrer Mitschüler hatte sie nie viel Gefallen gefunden.
Sie bevorzugte es, über die Schlossgründe zu spazieren oder sich mit einem Buch zurückzuziehen. Nichts brauchte sie mehr, als den Freiraum, um ihren Gedanken nachzuhängen.
Insgesamt betrachtet ging es am Tisch ihres Hauses ruhiger zu, als bei den Gryffindors und Hufflepuffs. Nur der Tisch der Slytherins verhielt sich ähnlich reserviert. Tania warf einen neugierigen Blick hinüber. Einige der Schüler thronten nahezu an der Tafel. Mit Voldemorts Rückkehr hatten Reinblüter an Ansehen gewonnen. Tania befürchtete, dass eine gute Hand voll Slytherins es kaum erwarten konnte, dass die dunkle Seite die Macht ergriff.
Ihr Blick blieb an Draco hängen, der seinen begeisterten Anhängern pantomimisch demonstrierte, wie er jemandem die Nase brach. Dabei wechselte er geschickt zwischen der Rolle des Schlägers und der Rolle des Opfers. Die Slytherins brachen in tosendes Gelächter aus.
»Schauspielerisches Talent hat er zweifellos«, murmelte Mandy Brocklehurst, ebenfalls eine Ravenclaw, trocken. Tania grinste.
Als ein leises Klingeln ertönte, wurde es still in der großen Halle. Dann gingen die Flügeltüren auf und die neuen Erstklässler liefen hinein. Die Auswahlzeremonie wurde von Professor McGonagall eröffnet, der sprechende Hut verteilte wie in jedem Jahr die aufgeregten Erstklässler und anschließend erschien das Festmahl.
Der Hauptgang war verspeist, als sich das Eichenportal erneut öffnete. Harry Potter trat in die große Halle und alle Augen richteten sich auf ihn. Sein Gesicht war mit Blut besprenkelt und die Aufmerksamkeit war ihm sichtlich unangenehm. Als er sich zu seinem Tisch begab, folgten ihm alle Augenpaare.
Lediglich Tania hatte ihre dunkelblauen Augen auf Snape geheftet, der hinter Harry die Halle betrat. Er stolzierte zum Lehrertisch, während sein Blick über die Schüler schweifte.
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Seelenfrieden
FanfictionEin Todesser trägt seine Maske, um sich zu verbergen. Snape braucht die Maske nicht mehr, denn seine Fassade aus Zynismus und Gefühlskälte ist ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Nachdem Tania ihrem Professor im verbotenen Wald begegnet, wächst in...