Im Angesicht des Bösen

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Snape kehrte am nächsten Tag nicht zurück und auch nicht am Folgenden. Dumbledore war es, der Tania abhielt, nach ihm zu suchen oder ihm ein Memo zu senden. Der ehemalige Schulleiter meinte, dass es wichtig war, ihm Zeit zu geben, um über alles nachzudenken. Er sollte Recht behalten.

Tania las soeben zum fünften Mal einen besonders komplizierten Absatz in ihrem Arithmantikbuch, als unten im Büro Schritte ertönten. Sofort eilte sie in den Flur, in welchem Snape schon auf sie wartete. Bleich und erschöpft wie immer, aber wohlauf.

»Es ist schön, dass du wieder da bist«, sagte Tania.

»Ich habe nachgedacht« Er starrte sie mit ausdrucksloser Miene an, ganz so, als wäre sie ein Quadratmeter grauer Tapete. »Es ist besser, wenn ich dich von hier wegbringe.«

Tania atmete tief durch. Das durfte nicht wahr sein! Ihn zu verlassen, war das Letzte, was sie tun würde. Hatte Dumbledore doch Recht gehabt? Fürchtete Snape, dass er sie in Gefahr brachte - ihr gar dasselbe Schicksal bevorstand, welches Lily ereilt hatte?

Diese Leere in Snapes Blick war unerträglich. Der letzte Hauch von Lebensmut in seinen Augen war der Hoffnungslosigkeit gewichen. Die Leere musste verschwinden. Jetzt. Irgendwie.

Es gab nichts mehr was sie zu verlieren hatten.

Mit einer schnellen Bewegung überbrückte Tania die Distanz zu Snape. Sie packte ihn am Umhang, drängte ihn zurück, bis er mit dem Rücken an die Wand stieß und schaute ihm tief in die Augen.

Keine Handbreite lag zwischen ihren Gesichtern. Ihre Hand wanderte in seinen Nacken, sie stellte sich auf die Zehenspitzen und berührte seine Lippen. Er stand vor ihr, wie eine Statue auf ihrem Sockel. Unbeweglich und kalt.

Diesmal würde sie sich nicht beirren lassen. Ihre Haut begann zu kribbeln als sie seinen Umhang zur Seite schob um sich dichter an ihn zu schmiegen. Liebevoll strich sie ihm über sein ausdrucksloses Gesicht, den Hals hinab, bis ihre Hand auf seiner Brust zur Ruhe kam. Sie konnte seinen Herzschlag spüren, als sie ihn erneut küsste. Sanft knabberte sie an seinen Lippen und spürte, wie sein Widerstand langsam bröckelte.

»Nicht«, murmelte Snape, doch sie erstickte seine Worte mit ihren Lippen. Ein Keuchen drang über seine Lippen, als ihre Hand über seinen Bauch strich und an seinem Gürtel zu spielen begann.

Ihr Atem beschleunigte sich, als sie seine Erregung spürte. Mit einem leisen Klicken öffnete sie die Schnalle. Im gleichen Moment schlossen sich auch schon seine Finger um ihre Handgelenke. Ruhig schaute Tania zu ihm auf und studierte jede Regung in seinem Gesicht. Betrachtete die Gier in seinen Augen, die besorgten Falten auf seiner Stirn und das leichte Zittern seiner Lippen.

Er war unsicher. Sie konnte es sehen. Hatte er Angst die Kontrolle zu verlieren, die er so sorgsam aufrecht zu halten versuchte?

»Mach die Augen zu«, wisperte sie in sein Ohr.

Überraschenderweise folgte er ihrer Bitte. Geschickt drehte sie ihre Hände aus seinem Griff, sodass ihre Finger sich jetzt um seine Gelenke legten. Geduldig schob sie seine Arme, entgegen seines leichten Widerstandes, zurück.

Sie legte ihre Lippen gierig auf seine, ihr Kuss wurde stürmischer, bis sie ihn schließlich mitriss. Als sie Snapes Hand in ihrem Haar spürte, strich sie seinen Oberkörper hinab, hielt diesmal jedoch nicht inne. Snape entwich ein heiseres Stöhnen. Sein Protest ging in einem Schnaufen unter, während sie mit seiner Zunge spielte.

Seine Hände klammerten sich an ihren Rücken, als sei er ein Ertrinkender. Die Augen hielt er geschlossen, als fürchte er den Blick ihrer dunkelblauen Augen.

›Merlin, das ist besser als Sex‹, fuhr es Tania durch den benebelten Kopf. Mit Sergej und dem älteren Hufflepuff hatte sie ganz andere Dinge getan, doch eine derartige Befriedigung hatte sie nie verspürt. Es war, als spielte sich die Verbundenheit zwischen ihr und Snape mehr in ihren Köpfen ab, als auf körperlicher Ebene.

SeelenfriedenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt