Die Wahrsagerin und der Vampir

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»Incendio!«, wisperte Tania und richtete ihren Zauberstab auf die Gürteltiergalle. Eine kleine Stichflamme flackerte auf. Es begann bestialisch zu stinken, als sie die Galle röstete.

»Was machst du da?«, fragte Blaise, ein hochgewachsener Slytherin. »Das ist ja widerlich!« Er rümpfte die Nase.

»Pass lieber auf, was sich in deinem eigenen Kessel zusammenbraut, Blaise«, erwiderte Tania bissig, packte die verkohlte Gürteltiergalle und bröckelte sie in ihren Gripsschärfungstrank.

»Ich kann die Anweisungen im Lehrbuch jedenfalls lesen«, erwiderte Blaise. »Da steht nicht, dass du die Galle verkohlen sollst!«

»Wirst schon sehen.« Tania schoss im Laufschritt ins Lager, um die letzte Zutat zu holen, wobei sie um ein Haar Slughorn umgerannt hätte. Geschickt sauste ihre Klinge durch den Ingwer, als hätte sie nie etwas anderes getan.

Konzentriert ließ sie die Ingwerscheiben in den Trank fallen und senkte die Temperatur ab. Ein siegessicheres Lächeln erschien auf Tanias Gesicht, als der Trank sich verfärbte und ein süßlicher Duft in ihre Nase stieg. Die Farbe ähnelte frischem Flieder, ganz so, wie es im Buch beschrieben war.

»Wie kann das sein?«, stieß Blaise aus, verzog das Gesicht und stocherte mit dem Zauberstab in seinem Trank herum, der mittlerweile die Konsistenz von Knetmasse hatte.

»Professor Slughorn!« Tania winkte dem Zaubertranklehrer zu. »Mein Trank ist fertig, Sir!«

»Dann lassen Sie mal sehen«, erwiderte der rundliche Professor mit den freundlichen Augen. Eilig kam er auf sie zugewatschelt. Tania konnte ihn gut leiden, auch wenn er ein ungewöhnliches Faible für berühmte Persönlichkeiten hatte.

»Ich habe eine kleine Abwandlung vorgenommen, Sir«, erklärte Tania bescheiden und wartete auf sein Urteil.

»Was soll ich sagen?« Slughorn schöpfte mit einer Kelle etwas von dem Gebräu und begutachtete es. »Das ist ein tadelloser Trank, Miss Green.« Sein Walrossbart zitterte vor Begeisterung.

»Danke, Sir.« Tania strahlte.

»Sie sollten sich mit Mr. Potter zusammensetzen«, schlug Slughorn vor. »Zwei so kluge Köpfe hatte ich lang nicht in meinen Klassen - auch wenn es schon eine Weile her ist.« Seine kleinen Augen hefteten sich auf Harry, dessen Trank soeben denselben fliederfarbenen Ton angenommen hatte.

Tania runzelte die Stirn, als sie die verkohlten Reste der Gürteltiergalle auf seinem Tisch entdeckte. Sie hatte sich diese Vorgehensweise von Snape abgeschaut und konnte sich nicht erklären, wie der Gryffindor darauf gekommen war, die Galle zu rösten. Hatte all die Jahre ein verstecktes Talent in ihm geschlummert? Als Snape noch der Lehrer für Zaubertränke gewesen war, hatte er seine Begabung zumindest nicht offenbart.

»Sagen Sie, Miss Green, was machen Ihre Eltern eigentlich beruflich?«, fragte Slughorn interessiert.

»Meine Mutter ist Abteilungsleiterin der magischen Strafverfolgung«, antwortete Tania. »Mein Vater ist Heiler.«

»Oh, tatsächlich?« Er wippte auf den Fersen vor und zurück. »Sie sind nicht zufällig mit Alfredo Green verwandt?«

»Er ist mein Großvater.«

»Tatsächlich?« Slughorn strahlte wie ein Honigkuchenpferd. »Ich kann mich an seine fantastischen Feuerwerke erinnern. In jedem Jahr zur Sommersonnenwende holte er uns die Sterne vom Himmel!« Slughorn gluckste. »Ist Ihr Großvater wohlauf?«

»Ja - gelegentlich macht er auch noch ein Feuerwerk.«

»Sagen Sie, Miss Green, haben Sie nicht Lust auf eine kleine Party?« Er deutete drohend mit dem Finger auf sie. »Morgen Abend in meinem Büro. Ich akzeptiere keine Ausreden!«

SeelenfriedenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt