Ich hatte stundenlang mit Yongjoon geredet und mich selbst daran erinnert, was ich an ihm so toll fand. Seine tiefe Stimme, dieses kratzige Lachen, das ein wenig schelmisch wirkte, seine liebe Art und wie er es schaffte in jeder Situation meine Laune anzuheben.
Nachdem wir das Telefonat beendet hatten, weil es langsam Zeit war zu schlafen, hatte sich in mir und um mich herum eine gähnende Leere ausgebreitet.Aber nicht nur fühlte ich mich allein, sondern ich war es auch. Es war bereits ein Uhr nachts und Somins Mutter war noch nicht zurück. Sie hatte mir eine Nachricht geschickt, dass sie nach der Arbeit noch kurz bei Somin vorbeischauen würde, doch nun war sie schon seit Stunden bei ihr.
Ich konnte es ihr nicht verübeln, ich hätte am liebsten ebenfalls jede Minute bei Somin verharrt und darauf gewartet, dass sie endlich die Augen aufschlug.
Bei dem Gedanken daran, wie sie sie öffnete und uns alle anstrahlte, als wäre nichts gewesen, schloss ich die Augen und ließ mich von der Müdigkeit einlullen.Am nächsten Tag stand bereits ein fertiges Frühstück auf dem Küchentisch und eine Notiz, dass sich Somins Mutter heute freigenommen hatte, um bei ihrer Tochter sein zu können. Sie war bereits im Krankenhaus und ich betrachtete das Frühstück, das nie im Leben eine einzige Person hätte essen können.
Dennoch setzte ich mich an den Tisch und überlegte, wovon ich zuerst essen sollte. Somins Mutter hatte extra Schokoladencroissants besorgt, Obst kleingeschnitten und meinen Lieblingskakao auf dem Tisch bereitgestellt.Ich seufzte. Somins Mom war wirklich die Beste, aber ich fühlte mich etwas schlecht, dass sie sich noch so führsorglich um mich kümmerte, obwohl ihre Tochter in einem tiefen Schlaf lag, der einem Koma ähnelte. Es musste doch bereits schwer genug für sie sein.
Trotzdem dankbar für das glücklicherweise größtenteils ungesunde Frühstück, wollte ich gerade in eines der Croissants beißen, als es an der Tür klingelte und mich überrascht aufschrecken ließ. Sofort ließ ich alles stehen und liegen. Vielleicht hatte Somins Mom etwas vergessen, ihren Schlüssel zum Beispiel, und wollte ihn schnell holen.Zumindest redete ich mir das ein. Ich wusste, dass die Mutter meiner besten Freundin manchmal etwas schusselig sein konnte, aber an ihren Schlüssel dachte sie eigentlich immer.
Ich wollte nur nicht, dass eine ganze bestimmte Person vor der Tür stand. Oder vielleicht wollte ich es doch, ich war mir nur nicht ganz sicher.
Es klingelte ein weiteres Mal. Schnell ging ich zur Haustür und öffnete sie, nur um zu sehen, dass meine Befürchtungen sich bewahrheiteten.
"Hey, Haeun. Lass uns reden", sagte Eunji ernst und ein bisschen außer Atem und quetschte sich an mir vorbei ins Haus.
Perplex schloss ich die Haustür wieder.Eunji zog eine kleine süßlich duftende Parfümwolke hinter sich her, als sie in die Küche ging, ohne sich die Schuhe oder die Jacke auszuziehen. Scheinbar hatte sie nicht vor allzu lange zu bleiben.
"Wow, was für ein riesiges Frühstück für eine Person", sagte sie erstaunt. Von dem vorherigen Ernst war nichts mehr zu erkennen.
"Worüber willst du mit mir reden?", fragte ich schließlich, klang ein wenig unverblümt und abweisend."Genau darüber. Diese abweisende Haltung, mir gegenüber seit wenigen Tagen", sagte sie laut, aber nicht böse. Sie schien es mir wirklich nicht übel zu nehmen, sie sah mich einfach nur verwirrt an.
"Ich habe dich nicht so kennengelernt, Haeun. Wenn wir gemeinsam mit Yejun und Somin unsere Telefonkonferenzen abgehalten haben, warst du immer offen, freundlich und süß."
Mir brach der Schweiß aus. Süß. Mein Herz hatte noch nie so stark gepocht, wenn Yongjoon das zu mir gesagt hatte.
Was sollte ich denn darauf antworten? Natürlich verhielt ich mich abweisend. Sie wusste ja nicht, was sie alles durcheinanderbrachte.Ich lehnte mich an den Türrahmen und sah zu Boden. Würde ich weiter in ihr Gesicht sehen oder in diese mit Eyeliner betonten Augen ... vielleicht würde es dann aus mir herausplatzen, weil Eunji mich mit einer so bittenden Miene ansah, dass ich es kaum aushielt. Warum konnte sie nicht einfach wütend auf mich sein.
"Es ist nur", sagte ich und biss mir auf die Unterlippe. War ich wirklich so sehr am Boden, dass ich sie anlog, in der Hoffnung, dass sich etwas in mir änderte. "Mein Freund ..."
Ich hatte es bereits ausgesprochen, doch konnte nicht fortfahren. Ich merkte bereits jetzt, dass es durch diese Lüge nur noch mehr schmerzte. Ich begann zu schluchzen."Hey", sagte Eunji in beruhigendem Ton und legte die Hände an meine Schultern, um mich in den Raum zu ziehen und auf einen der Küchenstühle zu drücken. Ich barg das Gesicht in meine Hände. Vor Scharm, Verwirrung und einem Übermaß an anderen Gefühlen, die sich einfach nicht unterdrücken ließen.
"Ich wusste gar nicht, dass du einen Freund hast. Ist irgendetwas zwischen euch vorgefallen?", fragte sie mich. Sie hatte sich vor mich gekniet und ihre Hand strich beruhigend über meinen Oberschenkel. Wenn sie nur wüsste, was das in mir auslöste. Von der Stelle, auf der ihre Hand so unbedacht lag, ging ein starkes Kribbeln aus und durchfuhr meinen ganzen Körper.
Es wurde nur schlimmer.Lasch schob ich ihre Hand von meinem Bein, stand auf und lief zur Spüle, um mir ein Glas mit Wasser zu füllen. Das stellte ich neben die Spüle und klammerte mich daran.
"Es ist alles okay. Zwischen uns läuft alles super", sagte ich. Nun war die Lüge weiter ausgeschmückt und es gab ohnehin kein Zurück mehr.
"Das hört sich aber nicht danach an, als liefe alles super", entgegnete Eunji zögerlich und mein Griff um das Glas verkrampfte sich. Konnte sie nicht einfach locker lassen und wieder gehen?
Ich drehte mich zu ihr um, um sie anzubrüllen, sie solle einfach gehen und mich in Ruhe lassen, doch als ich mich umgewandt hatte, stand sie genau vor mir und sah mich mit einem mitfühlenden, verständnisvollen Blick an, der mein Herz zum Schmelzen brachte.Sie war mir so nah, dass ich bloß einen kleinen Schritt nach vorne hätte machen müssen, um meine Arme um sie zu schlingen und mich gegen sie zu lehnen. Mir wurde bewusst, dass sie versuchte betont ruhig zu atmen, denn ihr Brustkorb hob sich stark, aber langsam. Ihre dunkelbraunen Augen glitten ruhelos hin und her, fingen meinen Blick auf und äußerten eine stumme Bitte: Ihr die Wahrheit zu sagen.
"Ich liebe ihn", entkam mir die Lüge, ohne wahre Emotionen und wie eine Blockade für weitere Entgegensetzungen. Eunji begann zu blinzeln, als wäre sie erstaunt.
Oder getroffen."Oh, verstehe", sagte sie in entschuldigendem, ausweichendem Ton.
In meinem Hals bildete sich ein Kloß, denn ich hatte das Gefühl, dass sie wirklich verstand, was ich ihr damit sagte. Dass sie wusste, dass dieser Freund eine Lüge war und dass ich mit dieser Lüge bloß meine Gefühle für sie abblocken wollte.
Ohne ein weiteres Wort stapfte Eunji aus der Küche, zur Haustür und verließ das Haus. Sie zog die Haustür so sanft zu, dass ich es kaum hören konnte. Es war bloß ein leises Klicken, als die Tür ins Schloss fiel, doch es fühlte sich an wie ein tödlicher Schuss.Sie hatte es verstanden. Sie musste es verstanden haben. Gesehen haben, dass ich etwas für sie fühlte, das anders war als das, was man in einer reinen Mädchenfreundschaft füreinander empfand.
Ich wischte mir die bereits trocknenden Tränen aus dem Gesicht und sah auf meine feuchten Hände. Wusste sie auch, dass diese Tränen ihr zu zuschulden waren? Dass sie für meine gefühlsmäßige Verzweiflung verantwortlich war?
Ich wusste jedenfalls, dass es nicht ihre Schuld war, es war allein meine. Und das machte die ganze Sache nur noch schmerzhafter.[ouf, das ist so schwierig. ich meine, ich versuche zwar meine eigenen vergangenen gefühle für eine person hier reinzuprojiezieren, um es authentischer zu machen, aber es fällt mir dennoch schwer. ich kann nicht erklären warum, denn liebe ist liebe, aber ich habe mich noch nie näher mit gleichgeschlechtlicher liebe beschäftigt. (wurde mal langsam zeit xD)
ich hoffe es ist nicht zu unnachvollziehbar, was haeuns kampf mit sich selbst angeht.]
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Dreamland Prisoners || park jimin
Fanfiction~Teil 2~ Nachdem Somin herausfindet, dass Jimin, nach seinem Sturz in einen noch unbekannten Teil der Traumwelt, in einen Schlaf gefallen ist aus dem er von außen nicht mehr geweckt werden kann, beschließt sie ihm in die dunklen Tiefen des Abgrundes...