Wir standen uns selbst gegenüber. Die Schattengestalt, die sich Somin näherte, schwänkte den selben Streitkolben wie sie durch die Gegend. Es war unverkennbar an der Form zu erkennen, auch wenn der Streitkolben bei ihrer Gegenspielerin nicht länger silbern glänzte, sondern wie sie, komplett in Schwarz gehüllt war.
Mein Gegenüber dagegen war unbewaffnet, wie es schien. Ein Abbild meiner selbst, bloß weitaus bedrohlicher. Durch rot leuchtende Augen betrachtete mein Gegenüber mich, so wie ich ihn. Während das passierte spürte ich die Schatten auf meiner eigenen Haut pulsieren.Die Zeit verging plötzlich gleichzeitig schnell und langsam. Somin neben mir bewegte sich nach vorne und ging zum Angriff über. Ich hingegen zögerte, nahm einen stabilen Stand ein und konnte sehen, wie sich auch der Schatten mir gegenüber kaum merklich bewegte. Es war bloß die Stellung seiner Beine, die sich änderte. Er war ein wenig in die Knie gegangen und bewegte die Finger, als würde er auf meinen Angriff warten. Er tat genau das selbe, das ich tat.
Er war ein genaues Abbild meines Körpers, meiner Bewegungen, meiner Taten.
Da realisierte ich, dass ein Kampf nichts bewirken würde.Der Schaden, dem ich meinem Schatten-Ich zufügen würde, würde ich genauso zurückstecken müssen. Würde ich ihn verletzten, verletzte er mich.
"Somin!", rief ich aus, doch es schien schon zu spät zu sein, denn sie hob mit wütendem Ächzen ihren Streitkolben und war dabei auf ihre Gegnerin einzuschlagen. Das durfte nicht passieren.
"Hey! Sie kämpfen nur gegen uns, wenn wir gegen sie Kämpfen", versuchte ich es noch einmal, doch da ließ sie ihre Waffe schon hinab sinken.
In einem letzten Versuch rannte ich auf sie zu. Mein Schatten-Ich tat es mir gleich, noch immer bedrohlich, aber ohne dass eine ernsthafte Gefahr von ihm ausging. Es war bloß seine äußere Erscheinung, die mich wieder und wieder erschaudern ließ. Das, was mir bevorstand, wenn Somin und ich nicht so schnell wie möglich hier herauskamen.Aber es stand nicht nur mir bevor, sondern auch Somin und vielleicht war sie noch näher an der Schwelle sich selbst zu verlieren, denn ihre Wut und ihr Antrieb ihre ungefährliche Gegnerin zu besiegen war in der Luft um uns herum zu spüren.
Ganz zu schweigen von dem Druckstoß, als die beiden Streitkolben aufeinandertrafen und die Wucht des Aufpralls mich bedingungslos umwarf. Einen Moment war nichts zu sehen. Die Umgebung war erfüllt von etwas Schwarzem, das aber leuchtete wie Licht. Es brannte in den Augen und kratzte in der Lunge, piekte auf der Haut, wie winzig kleine Nadelstiche.
Als es sich senkte kniete Somin auf dem Boden. Ihr Schatten-Ich war verschwunden. Nach meinem sah ich mich nicht um, denn ich eilte zu dem am Boden knienden Mädchen und betrachtete mit Abstand ihren zitternden Körper.Ich wollte mich ihr nähern, aber es ging nicht. Nicht, bis sie den Blick hob und mir mit ihrer letzten, von den Schatten unbetroffenen Körperstelle, ihrem dunkelbraunen Auge, weinend entgegenblickte.
"Es ist in meinem Kopf", sagte sie, ihre Stimme gleichzeitig zerbrechlich und hart. Es schien nicht mehr nur eine Person aus ihr herauszusprechen.
"Beende es, Jimin. Bitte. Und dann verschwinde von hier."
Ich kniete mich zu ihr, als sie den Kopf schüttelte und ihre Handballen gegen die Schläfen presste. Die durchsichtigen Tränen, die über ihre rabenschwarze Haut flossen, waren pechschwarz, als sie auf den trockenen grauen Boden unter uns trafen."Es ist noch nicht zu spät, Somin", sagte ich, versuchte nicht nur ihr Hoffnungen zu machen, sondern auch mir. Es war noch nicht alles verloren. Noch war etwas von ihr übrig.
"Das wird es aber bald sein und bis dahin musst du hier verschwunden sein. Zumindest das."
Ihre Stimme zitterte und sie presste den Mund zusammen, als wollte noch etwas anderes daraus entkommen, dass nicht Somins Kontrolle unterlag.
"Ich werde dich jagen, ohne dass du entkommen kannst. Bitte geh."
Der Zwiespalt in ihrer Stimme und ihren Worten erschreckte mich, aber ich wusste, dass ein Teil davon nicht Somin war, sondern etwas weitaus grausameres. Der Schatten hatte sie nicht nur umgeben, sondern war auch in ihr Bewusstsein eingedrungen und übernahm immer mehr die Kontrolle.Ein beinahe animalisches Knurren entkam ihrer Kehle, als ich sie hochzog. Ihren Streitkolben hatte sie fest in ihrer Hand, während sie sich mit abgewandtem Blick von mir mitziehen ließ.
Es waren nur noch wenige Meter und ein Aufstieg in eine unserer Traumwelten. Ein schier unmöglicher aufstieg, wenn wir von selbst hinaufklettern mussten.
Ich wusste nicht, wie wir es schaffen sollten. Ich wusste nur, dass wir es mussten. Somin blieb nicht mehr viel Zeit, bis sie sich komplett verlor und auch ich spürte die Schatten auf meinem Körper immer weiter umherwandern und wie sie alles von mir einnahmen, was sie finden konnten.Somin mit mir mitzuziehen wurde immer schwerer, je mehr sie sich wandte und versuchte mich wegzustoßen. Es verletzte mich, aber ich wusste, dass der Teil der in ihr übrig war, es nur tat, um mich zu schützen. Und ich wollte sie schützen, also ließ ich sie nicht los, zog sie enger an mich und erreichte mit ihr das Ziel vor dem Ziel.
Die Steingebilde, auf denen die Traumwelten lagen, waren so hoch, dass man ihr Ende gar nicht sehen konnte, wenn man den Kopf in den Nacken legte.
Ich betrachtete den ungleichmäßigen Stein. Mit etwas Disziplin und Können, könnte man an den hervorstehenden Steinstücken hinaufklettern, aber dazu musste Somin bereit sein und ich musste meine Angst um sie und mich ablegen.Das Klackern wie das eines Kieselsteins lenkte meine Aufmerksamkeit hinter uns.
Eine in Dunkelheit gehüllte Gestalt ragte dort auf, das eine Auge eiskalt und grau, der Rest des Gesichts mit einem alten Stoff verdeckt, als würde es nicht schon der Schatten tun, der sie befallen hatte.
"Ihr habt es fast geschafft. Das hätte ich nicht erwartet. Aber ich habe es gehofft", sagte die große Frau in wehendem schwarzem Umhang und kam langsam näher.
Somin hob den Kopf und linste ebenso zu ihr, wie ich.
"Hilf uns. Bitte. Und wenn es für mich zu spät ist, hilf zumindest Jimin", flehte sie und ich zog Somin noch enger an mich. Ihr Blick huschte kurz zu mir und in diesem Moment wirkte er so leer, dass es mir Angst bereitete. Doch dann klärte er sich und sie sah sehnsüchtig aus."Ich werde euch helfen dort hochzukommen. Aber das ganze kommt wahrscheinlich mit einem Preis, den keiner von uns beeinflussen kann."
Es klang verheißungsvoll und war kaum besser, als das, was uns bevorstand, wenn sie uns nicht half. Auch wenn ich es nicht wollte, um Somins Willen, mussten wir wohl das Risiko eingehen.
"Ich bin einverstanden, so lange dieser Preis nicht Jimin betrifft", sagte Somin. Mir wurde unangenehm heiß-kalt und ich konnte nicht anders, als sie noch enger an mich zu ziehen.
Die verhüllte Frau uns gegenüber schüttelte bedacht den Kopf.
"Dieser Preis wird uns alle etwas kosten, aber eine von uns ganz besonders."
Das sagte sie nur zu Somin und nun war ich mir nicht mehr sicher, ob wir zustimmen sollten. Doch da hatte Somin schon wieder das Ruder ergriffen, richtete sich auf und nickte bestimmt.
"So soll es sein. Hilf uns. Ein letztes mal."[uhm, ich habe einfach drauf losgeschrieben, obwohl ich die story in letzter zeit echt nicht mehr gefühlt habe. aber vielleicht gehe ich jetzt in einen kleinen finalen sprint für die letzten kapitel, um die story endlich zu beenden.
wir lesen uns hier wieder, vielleicht schon sehr bald! <3]
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Dreamland Prisoners || park jimin
ספרות חובבים~Teil 2~ Nachdem Somin herausfindet, dass Jimin, nach seinem Sturz in einen noch unbekannten Teil der Traumwelt, in einen Schlaf gefallen ist aus dem er von außen nicht mehr geweckt werden kann, beschließt sie ihm in die dunklen Tiefen des Abgrundes...