_rainy days and sleeping beauties

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Es war bereits der Abend angebrochen, als ich am Incheon Airport ankam und gerade auf meinen Koffer wartete, während ich ungeduldig die Knie einknickte und meine Beine dann wieder streckte, als müsste ich dringend zur Toilette. Das war auch nicht ganz falsch, denn ich musste wirklich dringend, aber noch dringender musste ich endlich an meinen Koffer kommen, damit nicht noch mehr Zeit verstrich.
Ich hatte den frühsten Flug nach Incheon gebucht, den ich bekommen konnte, nachdem ich erfahren hatte, dass Somin, genauso wie Jimin, nicht mehr aus ihrem Schlaf erwacht war. Natürlich hatte ich gewusst, dass meine beste Freundin ihm schnellstmöglich folgen würde, um ihn zu retten und wieder aufzuwecken, aber dummerweise hatte ich gehofft, dass sie damit noch wartete, bis sie sich selbst erst einmal erholt hatte.
Immerhin hatte sie vor zwei Nächten einen knallharten Kampf gegen einen düsteren Schatten gewonnen, nachdem sie mit ansehen musste, wie ihr Freund eine Klippe hinuntergestoßen worden war und war dann aufgewacht, nur um festzustellen, dass er tatsächlich in einem riesigen Traumabgrund verschwunden sein musste und alleine wohl nicht mehr in seine Traumwelt zurückfand.

Ich hatte mich noch nicht mit der ganzen Traumsache abgefunden, denn zugegeben, sie war äußerst verrückt und unglaublich. Und dennoch glaubte ich Somin, nicht zuletzt da alles was gerade passierte, stark darauf hindeutete, dass die Träume mancher Menschen richtige, begehbare Gedankenwelten waren, in denen sie auch feststecken konnten. Das ging weit über Luzides Träumen hinaus und ich hatte mich in den letzten Wochen nicht nur einmal gefragt, ob meine beste Freundin irgendwelche abgedrehten und untrainierten magischen Kräfte besaß, die es ihr erlaubten, sich in ihren Träumen mit anderen Menschen zu treffen. Wer wusste schon, in wessen Träume sie alles hätte spazieren können, wenn sie die Zeit dazu gehabt hätte alle Geheimnisse ihrer Superkraft zu enthüllen?
Allerdings war alles etwas kompliziert und Somin musste sich durch massenweise Albträume durchkämpfen, bis ihr endlich mal eine Rettung gekommen war.

Endlich sah ich meinen Koffer und sprintete zu dem Gepäckstück hin. Jetzt musste ich mich beeilen. Eine Pinkelpause konnte ich mir wohl sparen, denn schon jetzt blieben mir nur noch fünf Minuten, um noch pünktlich bis zu dem Bus zu kommen, der mich beinahe bis vor Somins Haustür fuhr.
Hastig eilte ich durch den Flughafen, lief im Slalom an den ganzen Reisenden vorbei und rollte nicht gerade selten jemandem über den Fuß. Mir blieb jedoch keine Zeit für Entschuldigungen.
Als ich fast an dem entsprechenden Bus angekommen war, schloss dieser bereits die Türen und ich legte in dem leichten Regen, der begonnen hatte noch einmal einen Zahn zu, soweit es mir mit meinem Koffer möglich war. Glücklicherweise öffnete sich die Tür wieder und ich konnte noch einsteigen.
Überschwänglich bedankte ich mich bei der Busfahrerin, die sogar noch ein Schmunzeln zustande brachte und ich ließ mich in eine freie Sitzbank fallen und stopfte meinen Koffer vor den freien Sitz neben mir.
Ich war ganz zerzaust von der stressigen Rennerei und glättete erst einmal meine schulterlangen Haare, in die sich einige Regentropfen verfangen hatten, bis ich mit dem Ergebnis in meinem kleinen Handspiegel wieder zufrieden war.

Die Fahrt bis zu Somins Zuhause dauerte ungefähr eine halbe Stunde und ich eilte ungeschickt aus dem Bus, so dass ich beinahe hinfiel, als ich auf dem Bordstein aufkam, sich die Bustür hinter mir wieder schloss und ich in nun strömendem Regen versuchte meinen Koffer wieder unter Kontrolle zu bekommen. Wenn ich sonst nach Incheon flog, um meine beste Freundin zu besuchen, war das alles viel stressfreier und unkomplizierter. Immerhin hatte ich es da nie so eilig, weil ich wusste, dass ich sie putzmunter wiedersehen würde und sie mich mit einem lauten Schrei überfallen würde, so wie ich es ebenfalls bei jedem Wiedersehen tat. Doch jetzt schlief sie einen seltsam tiefen Schlaf und die zuständigen Ärzte in dem Krankenhaus, in dem sie lag, fragten sich genauso wie ihre Eltern was plötzlich mit ihr los war.
Somins Mutter war natürlich ziemlich frustriert, da es einfach keine Antwort darauf gab, was mit ihrer Tochter passiert war und warum Jimin und sie plötzlich beide nicht mehr erwachten.

Dreamland Prisoners || park jiminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt