Wir waren dem Entrinnen dieses Albtraumabgrundes so nahe und dennoch würden wir vermutlich etwas einbüßen müssen, für die Freiheit, die uns zustehen sollte. Aber es war ein Opfer, dass ich gewillt war zu bringen. Für Jimin. Für die Chance, dass wir endlich unsere Ruhe hatten. Und vor allem für die Möglichkeit wieder zu unserem alten Wir zurückzukehren, so weit es eben mit den Erlebnissen und Erfahrungen, die wir gemacht hatten, möglich war.
Mein Kopf drehte sich, während ich versuchte im Hier und Jetzt zu bleiben. Der Schatten, der sich über meine Haut erstreckt hatte, richtete äußerste Verwirrung in meinem Gehirn an. Stimmen wurden laut. Leisere Stimmen im Hintergrund trieben mich in den Wahnsinn, während sie klangen wie ein zischendes Rauschen.
Das einzige, dass mich davon ablenkte, war Jimins fester Griff um meiner Taille und meinem Oberarm, sein entschlossen werdender Blick und seine sanfte Stimme, als er mir zuraunte: "Wir schaffen das."Die Eiskalte Frau streckte ihre Hände aus. Unnatürliche lange schmale Finger wurden uns offenbart und sie forderte uns mit einem grimmigen Funkeln ihres grauen Auges auf, unsere Hände in ihre zu legen.
"Wir müssen unsere Kräfte bündeln, um den Abgrund zu verlassen. Ich habe lange nach einem Weg gesucht hier rauszukommen und als ich endlich durch Zufall auf einen gestoßen bin, musste ich feststellen, dass ich zu schwach war."
Zögernd sahen Jimin und ich uns an, bewegten uns dann aber in die Richtung der Eiskalten Frau und legten jeweils eine Hand in ihre.
"Aber ich weiß nicht, wie tief uns das noch ziehen wird. Von dir und mir ist kaum noch eine freie Stelle Haut übrig und bei meinem letzten Versuch ist mir der Schatten so schnell den Rücken hinaufgekrochen, dass ich so geendet bin, wie ich jetzt aussehe."Sie sprach ganz speziell mich an, denn wie ihr, blieb mir nur ein unberührtes Auge und ein noch halbwegs freier Verstand. Anders als sie, hatte ich aber schnell diesen Zustand erlangt. Die Eiskalte Frau hingegen hatte sich seit unserer ersten Begegnung nicht verändert. Sie hatte nicht nur eine Möglichkeit hier raus gefunden, sondern auch eine Methode, die Schatten davon abzuhalten, sie weiter zu befallen.
Vermutlich würde sie die Nutzung unserer "Kräfte" kein bisschen beeinflussen. Und ich musste es ebenfalls bis dahin schaffen, damit nicht alles umsonst war.
"Wie hast du es geschafft, dich nicht weiter zu verändern? Deine Form ist gleichgeblieben, während uns die Schatten immer weiter verzehrt haben."Die Eiskalte Frau legte ihre Finger fest um meine.
"Haltet euch ebenfalls an den Händen", sagte sie, statt meine Frage zu beantworten.
Ich legte meinen Streitkolben ab und verschränkte meine Finger mit Jimins. Mir fehlte sein unnachgiebiger Griff um mich schon jetzt, aber ich stand in unserem kleinen Kreis, ohne mir etwas anmerken zu lassen.
"Das Geheimnis ist, die Illusionen zu durchbrechen, die negativen Emotionen, die einem unterschwellig eingeflößt werden abprallen zu lassen. Als ich es bemerkt hatte, war es beinahe zu spät. Ein Zurück aus diesem Zustand gibt es nicht mehr. Zumindest nicht hier unten."Gegen die negativen Einflüsse dieser Welt hatten Jimin und ich ununterbrochen angekämpft, aber scheinbar ohne Erfolg. Negative Gedanken hatten unsere Köpfe gespeist und uns mehr und mehr runtergezogen. Vielleicht kamen uns die felsartigen Gebilde, auf denen sich die Traumwelten befanden, deshalb so unüberwindbar riesig vor.
"Ihr müsst die Augen schließen", leitete uns die Eiskalte Frau an.
Wir sollten tief einatmen, unsere Umgebung entlangtasten und, das ihrer Meinung nach gefährlichste von allem, die Negativität dieses Abgrundes zu fassen bekommen und für unsere Zwecke benutzen.Zuerst hielt ich das für den größten Quatsch, doch dann spürte ich etwas kaltes, schleichendes, das mir unschöne Dinge ins Ohr wisperte und meinen Körper wie ein Luftlasso umwob, nachdem ich es zu mir herangezogen hatte.
Die Eiskalte Frau raunte uns noch weitere Befehle zu. Wir sollten nicht auf das hören, was uns die Stimmen der Verdammten zu wisperten oder gar zuriefen.
Ich blendete also den Inhalt der furchtbaren Worte und Sätze aus und konzentrierte mich ganz auf die Macht, die mich umspülte, wie ein wildes, tosendes Meer. Es versuchte mich immer mehr mitzureißen, aber ich stemmte mich gegen die Wellen und da begann etwas hinter uns zu knirschen und auseinanderzubrechen.
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Dreamland Prisoners || park jimin
Fanfiction~Teil 2~ Nachdem Somin herausfindet, dass Jimin, nach seinem Sturz in einen noch unbekannten Teil der Traumwelt, in einen Schlaf gefallen ist aus dem er von außen nicht mehr geweckt werden kann, beschließt sie ihm in die dunklen Tiefen des Abgrundes...