_the fight against myself (pt. 2 - haeun)

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Noch immer tat sich nichts. Die Geräte, an denen Somin angeschlossen waren piepten in unberuhigendem Rhythmus, die Ärzte machten mehrmals am Tag ihren Kontrollgang und kamen immer zu dem selben Schluss: Somins Zustand war unverändert.
Es war jetzt beinahe eine Woche her, seitdem sie Jimin in die Abgründe der Traumwelt gefolgt war. Und beinahe seitdem hatte ich diese schrecklichen Träume, die sich so real anfühlten. Wie sie mir immer wieder entglitt und ich ihr dennoch hinterherrannte, während sie sich entfernte und noch weiter entfernte.
Ich war auch am Vortag ein weiteres mal Jungkook in diesem seltsamen Wald begegnet. Ich hatte mich abgehetzt diesen Abgrund zu finden, aber alles war weit und breit nur bewaldet gewesen.
Ich konnte ihr einfach nicht helfen. Ich wusste nicht wie.
"Sag mir doch, was ich tun kann", schluchzte ich und legte meine Stirn auf ihre kalte Hand.

Eunji und ich waren uns ebenfalls weiter aus dem Weg gegangen. Immer, wenn sie versucht hatte, sich mir zu nähern, hatte ich so getan, als würde "mein Freund" mich anrufen oder mir texten. Die Wahrheit war jedoch, dass ich zu Yongjoon jeglichen Kontakt abgebrochen hatte. Ich ignorierte seine Nachrichten, seine Anrufe. Und das, obwohl ich ihm gesagt hatte, ich würde mit ihm ausgehen, wenn ich wieder zurück war.
Ich hatte ihn nur angelogen, seitdem ich hier war und ich wusste nicht, ob nicht sogar die Gefühle, die ich für ihn hatte nur reine Einbildung gewesen waren, denn es war nichts mehr übrig.
Ich hatte alle angelogen, sogar mich selbst.

Da Somin mich sowieso nicht hören konnte und ich meine Probleme nicht auf noch auf ihre laden wollte, stand ich kurzerhand auf, ließ ihre Hand aus meiner gleiten und verließ das Krankenzimmer um den Kopf ein bisschen freizubekommen. Ich war die meiste Zeit nur noch hier gewesen, hatte Somin dabei zugesehen, wie sie immer ruhiger zu werden schien und sich immer weiter auflöste, obwohl sie immer an der selben Stelle lag, für alle gut sichtbar. Keiner wusste, wie weit sie wirklich entfernt war. Vielleicht entfernte sie sich von Tag zu Tag immer weiter und ich würde schon bald nicht weiter auf sie warten können.

Am Nachmittag des nächsten Tages würde mein Flug zurück nach Jeju-Do gehen. Und ich könnte Somin nicht einfach anrufen oder mit ihr Skypen, um mich danach zu erkundigen, wie es ihr ging. Sie wäre einfach weiter in diesem Zustand und kaum einer wäre mehr bei ihr.
Gestern hatte Jungkook mir gesagt, dass Jimin morgen ebenfalls verlegt werden würde, in ein Krankenhaus in der Nähe seines Geburtsortes, so dass seine Familie ihn besser besuchen konnte. Außerdem wollte die Agentur dem Presserummel entgehen, der lauter und lauter wurde, je länger unklar für die Öffentlichkeit war, was mit Jimin los war.
Wenn einer der beiden je aufwachte, Jimin oder Somin, wäre direkt wieder ein Keil zwischen sie getrieben worden. Sie brauchten einander, wenn sie aufwachten. Und wenn nur einer aufwachte, vielleicht konnte die Person die andere dazu bewegen ebenfalls wieder aus diesem Traum herauszukommen.

 Auf der Suche nach einem Getränkeautomaten wanderte ich durch das Krankenhaus. Ich war an diesem Tag schon am frühen morgen hier aufgetaucht, obwohl ich an Tag davor bis spät am Abend geblieben war. Ich hatte sogar den letzten Bus zu Somin nach Hause verpasst und hatte durch eisige Kälte laufen müssen, denn der Winter war bereits auf dem Anmarsch.
Als ich endlich gefunden hatte, wonach ich gesagt hatte, kaufte ich mir einen warmen Tee und setzte mich auf die Bank, unweit des Automaten entfernt. An dem warmen Pappbecher wärmte ich meine Hände, während ich verloren auf den Boden sah.

Mit einem bitteren Geschmack im Mund dachte ich an die Lügen, die ich gesponnen hatte und an die Auswirkungen, die sich nun um mich wanden, als wäre ich in einem Spinnennetz gelandet. Wie war ich nur in all das hineingeraten? Wieso konnten Gefühle so schrecklich sein?
Ein Paar schwarzer Stiefel tauchte in meinem Blickfeld auf, schlanke Beine in einer grauen Strumpfhose, die unter einem schwarzen Rock endeten. Mein Blick ging vorbei an einer dunkelblauen Winterjacke, bis ein zugleich grimmiges und besorgtes Gesicht auftauchte, heute einmal befreit von jeglicher Kosmetik, aber nicht weniger perfekt.
Mit einem Schlag wurde mir warm und es war nicht dem Tee zu Schulden, der plötzlich seine Wirkung erfüllte.
"Hey", sagte Eunji zögerlich und presste die Lippen aufeinander.

Dreamland Prisoners || park jiminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt