_wandering around

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Wir hatten Durst. Einen riesigen Durst, von dem wir nicht wussten, wie man ihn stillen sollte.
Die eisige Wüste zerrte an unseren Körpern und der peitschende Wind, der vor nicht allzu langer Zeit eingesetzt hatte, trug seinen Teil dazu bei uns auszukühlen und unsere Lippen so sehr auszutrocknen, dass es sich schon längst nicht mehr lohnte sie wieder zu befeuchten.
Jimins Humpeln war obendrauf auch noch schlimmer geworden und so versuchten wir uns gegenseitig zu stützen. Zitternd, ausgelaugt, durstig.

Es war nichts in Sicht außer der nicht enden wollenden Schwärze des Sandes und das trübe Grau des Himmels. Selbst die ekelerregenden Sandwürmer hatten sich tief im Sand verbuddelt und tauchten nicht wieder auf.
Das war auch das einzige Glück das wir hatten.
Frierend kämpften wir uns weiter durch den Sand, der uns immer wieder einsinken oder wegrutschen ließ und versuchten so schnell voranzukommen, wie wir konnten. Bis Jimins Bein schließlich komplett nachgab und er in den Sand sackte, mit vor Schmerzen verzerrtem Gesicht.
"Brauchst du eine Pause? Lass uns hier warten, bis sich dein Bein ein wenig erholt hat", sagte ich und setzte mich neben ihm, half ihm dabei sein Bein in eine gerade Position zu bringen, damit es nicht mehr so sehr schmerzte.

Mit einem Kopfschütteln griff Jimin nach meiner Hand und lächelte mich mit zusammengebissenen Zähnen an. Er hievte sich hoch und mir blieb nichts anderes übrig, als mit ihm aufzustehen, damit er nicht noch zusätzliches Gewicht hatte, das auf seinem Bein lasten konnte.
"Wir müssen weiter, wir können keine Pause einlegen. Wir sind bestimmt schon seit Tagen hier, zumindest fühlt es sich so an", entgegnete er und humpelte weiter, langsamer als zuvor.
"Für mich hat es sich angefühlt wie Wochen, bis ich dich gefunden habe. Aber trotzdem, eine Pause entlastet dein Bein ein wenig und danach kommen wir wieder schneller voran. Es hält uns vermutlich weniger auf, als würdest du jetzt weiter laufen, bist du es gar nicht mehr kannst", versuchte ich ihn zu überzeugen und Jimin seufzte laut, als wusste er, dass ich recht hatte, wollte es aber nicht zugeben.
"Es ist sicherlich nicht mehr weit. Wenn wir diese Oase gefunden haben, von der du gesprochen hast, dann legen wir eine Pause ein."

So ging es also weiter für uns und der Win peitschte uns immer mehr um die Ohren und zerrte immer mehr an unseren Körpern, bis es uns schließlich ziemlich schwer fiel, das Gleichgewicht zu halten. Wäre Jimin nicht verletzt gewesen, hätte ich versucht an ihm den nötigen Halt zu finden, durch die gegebene Situation fiel das allerdings anders herum aus und das war nicht unbedingt von Vorteil. Jimin war nicht schwer, aber dass uns beiden das nötige Gleichgewicht fehlte zerrte ganz schön an meinen Kräften.
Irgendwann, als ich das ganze Stolpern leid war, ließ ich mich in den Sand fallen. Jimin fiel mit, bei dem Versuch von mir gestützt zu werden und versuchte seinen Sturz auf mich abzufedern, indem er auf seinen Ellenbogen landete, die er neben meinem Kopf platzierte.
"Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt um meine Nähe zu suchen, Somin", scherzte er, klang aber alles andere als belustigt. Schmerz erfüllte seine Stimme und er stöhnte durch zusammengebissene Zähne, als er sich versuchte wieder aufzurichten.
Schnell hielt ich ihn fest.

"Ruh dich aus. Der Sturm wird immer schlimmer und ich kann dich kaum halten, wenn der Wind uns weiter so hin und her wirft. Wenn das so weiter geht, kannst du bald wirklich nicht mehr laufen", sagte ich besorgt und Jimin warf sich neben mich, streckte das Bein gerade aus und atmete hörbar aus.
Seine Stirn war schweißnass und seine Wangen gerötet. Trotz der eisigen Kälte strahlte er eine unfassbare Wärme aus.
"Hast du Fieber?", fragte ich ihn und befühlte seine glühende Stirn und seine Wangen. Erschöpft wandte er den Kopf hin und her, um zu verneinen.
"Mir ist kalt. So eine Kälte habe ich noch nie gespürt. Aber du fühlst dich warm an. Als wärst du diejenige mit Fieber."
Jimin griff nach meiner Hand, damit sie weiter auf seiner Wange ruhte. Er klammerte sich daran und seufzte wohlig, als wäre es ein willkommenes Heilmittel. Zumindest gegen die Kälte.

Dreamland Prisoners || park jiminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt