_fields of the damned

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Hustend erwachte ich. Ich konnte nichts sehen. Nicht den Untergrund, auf dem ich lag, nicht die Hand, die ich mir vor das Gesicht hielt. Alles war dunkel. Und totenstill.
"Jimin?", fragte ich in die Dunkelheit hinein. Meine Stimme war bloß ein unangenehmes Krächzen.
Hustend richtete ich mich auf. Ich hatte keine Orientierung in dieser Dunkelheit und blieb vorerst an meinem momentanen Standpunkt sitzen.
"Jimin?", fragte ich ein weiteres Mal in die Dunkelheit und wurde sogleich von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt.
Wo war Jimin? Was war passiert? Ich erinnerte mich nur noch daran, dass uns diese Steinkreaturen verfolgt hatten ... und dass dieser durchdringende Schrei alles in Dunkelheit getaucht hatte.

Ich tastete mich auf dem Boden vor. Für eine ganze Weile krabbelte ich umher, verzweifelt auf der Suche nach Jimin, der hier irgendwo liegen musste, scheinbar noch bewusstlos. Vielleicht in einem noch schlimmeren Zustand.
Der Boden unter meinen Händen war glatt und kalt und unangenehm. Er fühlte sich an wie Marmor, auf dem immer wieder meine Hände kurz kleben blieben, wenn ich sie darauf absetzte.
Doch irgendwann fühlte ich einen etwas weicheren Wiederstand, einen Arm vielleicht. Es war ganz sicher ein Arm, erkannte ich, als ich mit weiter vortaste.
"Jimin?"

Schnell waren meine Hände an seinem Gesicht angelangt. Ich erfühlte seine vollen Lippen und das leicht eckige Kinn. Als ich spüren konnte, wie er durch die Nase regelmäßig atmete, war ich vorerst erleichtert. Tot war er immerhin nicht. Hoffentlich hatte er auch keinen anderen Schaden genommen.
Leise bat ich ihn, aufzuwachen, hob seinen Kopf ein wenig an, um ihn auf meinen Schoß zu legen, strich ihm durch das weiche, unordentliche Haar.
"Komm schon, Jimin. Du weißt, wir haben es nicht mehr weit. Wir sind so nah." Und gleichzeitig fühlte es sich an, als wären wir unseren Traumwelten ferner denn je.
Seufzend sah ich durch die Dunkelheit. Noch immer war nichts zu erkennen. Uns umgab eine Dunkelheit, an der sich das menschliche Auge wohl nicht gewöhnen konnte.

Würde es das Auge eines Jägers können? Jimin und ich waren auf dem direkten Weg zu Schatten zu werden, wie der Jäger es gewesen war ... was wenn wir nun hier festsaßen, bis unsere Verwandlung komplett abgeschlossen war.
Ich schüttelte den Kopf, meine Gedanken waren zu wirr. Ich konnte mir selbst nicht erklären, wie ich darauf gekommen war. Wie ich darüber neutral nachdenken konnte, ohne Abneigung und Angst zu empfinden.
Als ich mich wieder auf Jimin konzentrierte, konnte ich leicht sein Gesicht sehen. Es war umrahmt von schwarzen Stellen und auch sein Hals war beinahe komplett von Schatten bedeckt und verschmolz mit dem dunklen Untergrund.

Eine Träne fiel auf Jimins Wange und ich strich ihm sein strubbeliges Haar aus der Stirn. Seine Augen waren entspannt geschlossen und es schien ihm soweit gutzugehen. Doch der Prozess der Verwandlung zu einem verlorenen Schatten war ihm stark anzusehen.
Und mir? Meine Fingerspitzen waren an beiden Händen schwarz und sahen aus wie angesengt. Weitere Stellen meiner Hände waren betroffen und ab meinem rechten Handgelenk schien sich die Schwärze meinen ganzen Arm entlangzuziehen.
Ich sah es mir nicht weiter an, achtete wieder voll und ganz auf Jimin und versuchte ihn sanft aufzuwecken.

Immer wieder flüsterte ich seinen Namen, hoffte, dass er meine Bitte, endlich aufzuwachen, hörte und es versuchte. Und als ich anfing vollkommen zu verzweifeln, rührte er sich endlich, stöhnte schmerzerfüllt auf, öffnete blinzelnd die Augen und sah sich um.
Als hätte noch jemand anderes nur auf diesen Moment gewartet, ertönten laute Geräusche um uns, wie, als wurden dutzende riesiger Schalter umgelegt und die dunkle Umgebung wurde erst in der Ferne und dann um uns herum so hell erleuchtet, dass ich zuerst nichts sehen konnte, weil mich das gleißende Licht schmerzhaft blendete.

Ich stützte mich auf dem Boden ab und sah auf einer spiegelnden Oberfläche ein Gesicht, das meinem ähnelte, aber das von Schatten zerfressen war.
Ich riss meine Augen auf, doch nur meinem unberührten Auge war diese Bewegung anzusehen. Das andere, umgeben von Schatten, leuchtete in einem gefährlichen Rot und blickte mir bösartig entgegen.
Panisch versuchtr ich von mir selbst abzurücken, Jimin hatte sich bereits aufgesetzt und war noch dabei richtig zu sich zu kommen.
Und ich? Ich wurde verfolgt von meinem grausigen Ebenbild, das mich über den Boden, über die Wände und sogar über die spiegelnde Decke verfolgte.

Dreamland Prisoners || park jiminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt