_alive, but nearly dead

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Diese eisige Wüste war wirklich nicht zu unterschätzen.
Ich war nun über einige hohe, kräfteverschlingende Dünen geklettert und hatte mehr oder weniger gesehen, welche Kreaturen sich unter dem schwarzen Sand wanden. Zwischendurch erhoben sich dicke, graue Häute unter den Sandkörnern und stießen ein furchtbares Schreien aus. Ob diese wurmartigen Viecher irgendeine Art Kopf hatten, wusste ich nicht ... bisher sah alles danach aus, als kämen die Geräusche aus den nicht sichtbaren Poren der Würmer.
Somin hätte vermutlich einen Plan gehabt, wie wir hier verschwinden konnten, ohne dass uns einer dieser Sandwürmer anfiel, doch ich war auf mich allein gestellt und musste zu ihr zurückfinden. Ich musste mir selbst etwas einfallen lassen, wie ich sie umging.

Es war bloß leichter gesagt, als getan. Es gab keinerlei Möglichkeit sich zu verstecken und eine andere Lösung fiel mir auf die Schnelle nicht ein, da mich das stetige Beben unter meinen Füßen, wenn einer der Würmer unter dem Sand vorbeikroch, ziemlich ablenkte. Ganz zu schweigen von der Kälte, die sich immer weiter durch meinen Körper zog und meine Gliedmaßen immer steifer werden ließ.
Laufen fühlte sich roboterartig an, die Arme zu heben wie Hochleistungssport. Als würde ich langsam aber sicher einfrieren. Und wenn es so weit war, würde es nicht mehr lange dauern, bis mich der Sand oder die herumwühlenden Würmer verschlangen.

So theatralisch das auch klang, ich lief dennoch weiter und dachte nur an mein Ziel. An mein Ziel die Klippe zu erreichen, zurück in meine Traumwelt zu gelangen, aufzuwachen und Somin zu zeigen, dass ich es geschafft hatte. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, welche Sorgen sie sich um mich machte. Sie hatte ein kleinen Hang zur Negativität, schaffte es aber dennoch immer wieder mit ihrem Kampfgeist eine Art Optimismus heraufzubeschwören, die ich ziemlich bewundernswert fand. Davon könnte ich jetzt etwas gebrauchen, um dem nächsten Wurm auszuweichen, der sich mir mitten in den Weg schob und mich dabei beinahe umnietete.
Ich erwartete, dass er weiterkroch und wieder im tiefschwarzen Sand verschwand, doch das war nicht der Fall.

Als ich die Kreatur näher betrachtete, sah ich, dass sie mich um mindestens vier Köpfe übertrumpfte und ich war mir ziemlich sicher, dass sie sich bloß in einer liegenden Position befand. Die dicke graue Haut war nicht trocken, wie ich zuerst gedacht hatte, sondern umgeben von einer glänzenden Schleimschicht, die sich gerade zu erneuern schien, um den an der Haut haftenden Sand abzuspülen. Um die Kreatur herum breitete sich eine Lache aus glibberiger, dickflüssiger Masse aus, die einen seltsamen Geruch ausströmte.
Im nächsten Moment schien es, als sei sie einfach im Sand versickert ... oder als wäre neuer Sand daraus entstanden.
Angewidert rümpfte ich die Nase und versuchte an dem Vieh herumzuschleichen, um meinen Weg fortzusetzen, doch eine ruckartige Bewegung der Kreatur sorgte dafür, dass ich das Gleichgewicht verlor und im Sand landete.

Ich hatte nicht gewusst, wie sich der Sand anfühlte, doch mit einer zähen, eiskalten Masse hatte ich nicht gerechnet. Nun war für mich klar, dass der Sand gar kein Sand war, sondern aus dem Schleim dieser ekelerregenden Würmer bestand. Wie konnte das möglich sein? Die ganze Zeit hatte hier alles ausgesehen, als bestand es aus Sand. Selbst wenn etwas aufgewirbelt wurde, sah das Sekret, das nun an meinen Händen klebte, aus wie Sandkörner im Wind.
Blitzschnell erhob ich mich, versuchte die schleimige Masse von den Händen loszubekommen, doch das war gar nicht nötig, denn sie löste sich von selbst wieder und rieselte wie trockener Sand von meinen Händen auf den Boden.
Das war alles zu verrückt.

Aber darüber konnte ich mir nun keine weiteren Gedanken machen, denn eine erneute ruckartige Bewegung des Wurmes ließ mich wie automatisch in Kampfposition gehen, obwohl ich wusste, dass ich gegen so ein Ding niemals irgendeine Chance hätte. Es sah so aus, als würde er weiterkriechen wollen und ich verfolgte mit den Augen, wie die graue, unebenmäßige und von Schleim bedeckte Haut sich vor mir bewegte und schließlich das dicke Ende des Wurmes ein paar Meter weiter im Sand verschwand.
Beruhigt wollte ich weitergehen, doch da hörte ich etwas.
Ich sah mich um, da ich mir nicht sicher war, ob ich es mir eingebildet hatte. Mit meinen Augen suchte ich die dunkele Gegend ab und beinahe hätte ich die winkende Person auf einer der Dünen nicht gesehen, die sich nur ganz leicht vom grauen Himmel und dem schwarzen Untergrund hervorhob, als wäre ein nebelhafter Schleier um sie gelegt.
"Jimin!", mit einem weiteren Ruf bestätigte sich mir, dass das keine Einbildung sein konnte und mein Herz blieb fast für den Bruchteil einer Sekunde stehen. Es war Somin. Und sie befand sich hier an diesem gefährlichen Ort.

Dreamland Prisoners || park jiminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt