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Katers Sicht

Fünf Wochen nach Yuis Versetzung

Müde liege ich auf der kleinen Couch in dem Büro von Yui. Eigentlich ist es jetzt meins, aber ich kann das nach sechs Jahren nicht einfach so an mich reißen. Für mich wird es immer das Büro von Yui sein, auch wenn nicht ich der neue Befehlshaber wäre, sondern jemand komplett anderes. Genau so geht es auch den anderen, welche länger unter Yuis Führung gestanden haben. Gaito hat sich schon damit abgefunden, dass das jetzt mein Büro ist. Genauso auch wie die beiden neuen in unserer Einheit. Es ist komisch Befehle zu geben und ich bin echt dankbar, das Brown und Rayan mir unter die Arme greifen. Sie helfen mir auch bei den Planungen für Missionen, auch wenn wir seit ein paar Wochen keine mehr hatten. Ob das wohl daran liegt, das Yui in ein Kriegsgebiet versetzt wurde?

Meine Hand klammert sich um die drei Briefe, welche auf meiner Brust liegen. Sie hat mir innerhalb von zwei Wochen drei Briefe geschrieben und seitdem habe ich nichts mehr von ihr gehört. Nicht einmal der General konnte mir etwas sagen. Oder Aiko. Seit Yui weg ist, verstehen wir uns etwas besser. Nicht weil Sie zwischen uns stand, sondern weil wir uns beide sorgen um Sie machen.

Vor fünf Wochen wirkte Sie so verletzlich. Seit knapp sechs Jahren habe ich Sie wieder weinen sehen. Auch wenn es kein anderer wirklich gesehen hat, weil Sie wirklich nichts nach außen hat scheinen lassen. Damals lag Yui an meiner Brust und hat nur Brown und mir ihre schwache Seite gezeigt. Sie war erst elf. Der Tag, an dem Taka in Ihren Armen gestorben ist. Nach ihrem Gefühls Ausbruch hatten wir Sie vier Tage nicht gesehen. Erst als wir wieder in unserem Stützpunkt waren, hat Sie sich uns wieder gezeigt. Ihre Augen waren kälter und Sie hat sich mehr und mehr in das Training vertieft. Sie wollte nie wieder einen geliebten Menschen verlieren. Dafür habe ich Sie immer bewundert.

Sachte nehme ich den ersten Brief zur Hand, den Sie mir schon nach wenigen Tagen geschickt hat. Ich war echt verwirrt, als mir der Brief beim Frühstück gereicht wurde. Vor Ihrer geheimen Mission, hätte Sie das noch nicht getan. Vielleicht war Sie in der Klasse endlich Sie selbst. Kein verstecken mehr. Niemand der Ihr befehle erteilt und eine Siebzehnjährige auf ein Schlachtfeld stellt.

Ich öffne den Brief und ziehe einen weißes Blatt heraus. Auf diesem prangen schwarze Zeichen, welche alle in sauberer Handschrift geschrieben worden sind. Ihrer Handschrift.

Hallo Kater,
hier ist die Hölle los. Ich bin nicht einmal einen ganzen Tag hier und schon wurde ich ausgestoßen. Wieder bin ich das einzige Mädchen, aber das stört mich nicht einmal. Immerhin bin ich das schon gewohnt.
Allerdings war meine Ankunft nicht gerade sehr positiv. Kurz nachdem ich den Männern vorgestellt wurde und welche Position ich beziehen werde, ist einer auf mich los gegangen. Sie haben mir klar gemacht, dass Sie sich nichts von mir sagen lassen werden und das ich nur ein kleines, schwaches Mädchen bin. Ich habe den Kerl auf den Boden verfrachtet und seitdem meiden mich die meisten oder werfen mir Beleidigungen an den Kopf.
Ihr fehlt mir schon richtig. Ich hoffe das sich hier alles noch einränken wird und das bei euch alles glatt läuft. Pass gut auf unsere Einheit auf und grüß Sie von mir.
Deine Yui

Wir haben gelacht, als ich den Brief laut vorgelesen habe. Sie ist ein starkes Mädchen und besser als ein jeder von uns. Niemand kennt Sie besser als wir. Auch wenn diese 3E ihr wirklich nahe stand. Vor allem Karasuma steht ihr wohl näher als die Kinder und vielleicht auch näher als wir es tun. Yui hegt Gefühle für ihn, sonst hätte Sie niemals vor ihm geweint oder sich von ihm trösten lassen.

Ich schließe leicht meine Augen und rufe mir das Bild von Yui vor mein inneres Auge. Das leichte Lächeln auf ihren Zügen, wenn Sie uns wieder mal das leben gerettet hat. Die Schmerzen, welche Sie immer unterdrückt hat. Sie war immer die einzige, die sogar nachts noch Trainiert hat und trotzdem die erste die wach war. Mindestens einmal im Monat hat sie uns nachts aus dem Bett geworfen, durch einen Notfall Alarm. Dann haben wir immer Überlebens spiele gespielt. In den Momenten sah Yui immer so lebendig aus. Aber die Klasse hat Sie verändert. Ich nehme den zweiten Brief in die Hand und ziehe langsam den Inhalt heraus. Ein Zettel und zwei Bilder.

Meine eigene EntscheidungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt