Umstände

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Karasumas Sicht

In nicht einmal zehn Minuten hatte sich alles geändert. Yui lebt und hat sich dafür eingesetzt, dass Sie wieder zu uns zurück kommen kann. Dabei war Sie noch nicht einmal zwei Tage wieder im Land. Kater hat Sie mir über lassen und zählt auf mich, das ich auf Sie aufpasse. Das war vor nicht einmal drei Stunde und jetzt sitze ich neben ihrem Krankenbett. Die naht an ihrer rechten Lunge ist wohl wieder auf geplatzt und trotzdem hat Sie mit so einer Verletzung gekämpft.

"Das Mädchen hat mehr Glück als Verstand", verwirrt legt sich mein Blick auf den Arzt, welcher gerade das Zimmer betritt. Er ist noch recht jung und trägt eine dicke Akte mit sich, welche er mir hin hält. "Ich bin der Arzt von Ihrer Einheit und Sie müssen Karasuma sein. Kater hatte mich gebeten, Ihnen mal die Kranken Akte von Yui mitzubringen", meine Augen weiten sich. Das soll die Krankenakte von der siebzehnjährigen sein? Sachte nehme ich Sie entgegen und muss stark schlucken.

"So viel?", ich schlage die erste Seite auf und sehe ein Bild von einem Granatensplitter. Darunter das Bild von ihren Rippen, zwischen welchen der Splitter gesteckt hat. Ist das von Ihrer letzten Behandlung gewesen?

"Wissen Sie, Yui ist ein starkes Mädchen. Das ist einer der Gründe, warum Sie so viel aushält. Die Mappe führe ich seit etwa neun Jahren und da ist jede Wunde von jeder ihrer Missionen verzeichnet. Jede Behandlung und auch jede Impfung. Vielleicht verstehen Sie dann besser, warum Kater so hart mit den Sprüchen gewesen ist. Er wusste das es so weit kommen wird", mein Herz setzt einen Schlag aus. Kater hat also gewusst was passiert? Er hat Yui also bewusst in so eine Gefahr gebracht und trotzdem wusste er, das alles gut gehen wird. Alles nur um ihr zu zeigen, das Sie Freunde in der Klasse hat.

Ich blättere bis ganz nach hinten in der Akte und finde drei Therapie Zettel. Soldat Yui Kazuo hat erfolgreich an der Therapie Sitzung teilgenommen und kann an der nächsten Mission wieder teil nehmen. Verwirrt lese ich diesen Satz auf jedem Zettel noch einmal nach. Was für Therapien? Mein Blick legt sich auf den Arzt, welcher interessiert über meine Schulter schielt.

"Sie wurde mit acht Jahren von Taka in die Einheit geholt und am Anfang brauchte Sie Psychische Betreuung, da Sie mit dem Töten von Menschen Probleme hatte. Zumindest bis neben Ihr ein Kamerad erschossen worden ist. Das müsste bei ihrer vieren Mission passiert sein", ich Nicke verstehend. Es wäre komisch, wenn das nicht so gewesen wäre. Sie ist halt doch ein normales Mädchen oder war es. Ich blättere etwas etwas weiter und sehe auf die verschiedensten Prognosen. Stichwunden, Wunden von Schüssen, Blutvergiftungen, diverse Brüche und Verstauchungen.

"Was ist ihre genaue Diagnose gewesen, nach dem Auslandseinsatz?", die Frage über kommt meine Lippen, ohne das ich wirklich nachdenke. Ich schließe die Akte und reiche ihm diese wieder. Mit der ganzen Fachsprache kann ich nicht viel anfangen. Auch wenn alles ausführlich erklärt wird, kann ich mich darauf nicht wirklich konzentrieren. Nicht wenn Sie bewusstlos vor mir liegt.

"Vier zertrümmerte Rippen auf der linken Seite. Teile des Knochens haben ein Loch in ihre Lunge gerissen", er blättert eine Seite um und zeigt mir ein Röntgenbild, auf dem ich ihre Rippen sehe. "Ein Teil von ihrem Dünn und ihrem Dickdarm wurde entfernt, da wir sie nicht wiederherstellen konnten", nicht wiederherstellen? "Eine Kugel hatte in ihrer Milz gesteckt, weshalb auch davon ein Teil entfernt werden musste", er zeigt mir ein Bild, wo die Organe zu sehen sind. Mir wird schlecht bei dem Foto. So etwas ist in Ihrer Akte vermerkt mit solchen Bildern? "Ach ja, ein Granatensplitter hat zwischen ihren rechten Rippen noch gesteckt, was auch ein Loch in ihre rechte Lunge gerissen hat. Das haben wir aber erst herausgefunden, als Sie uns bei der Rettung von euch umgekippt ist. Ach ja, wir mussten ihr auch eine Niere entfernen", mir entgleisen alle Gesichtszüge.

"Nicht viele hätten trotzdem weiter gemacht. Ich habe noch nie einen Soldaten gesehen, welcher das geschafft hat und ich kann ihre Motivation nicht verstehen", ich bin ehrlich. Meine Ellenbogen stützen sich auf meine Knie, während ich Sie verzweifelt ansehe. Vielleicht wäre der Tod angenehmer gewesen, aber ich bin froh das Sie wieder hier ist. Mein Blick legt sich auf ihr halb verbranntes Gesicht. Trotz allem sieht sie so friedlich aus.

Meine eigene EntscheidungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt