Verzweiflung

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Yuis Sicht

Ein stechender Schmerz zieht durch meine rechte, unter Gesichtshälfte und verebbt erst an meiner rechten Schulter. Zitternd legt sich meine linke Hand auf meinen Hals, was mich leicht auf zischen lässt. Ich hab die Explosion wohl doch nicht so gut weg gesteckt und am Ende konnte ich ihn doch nicht retten. Ich konnte keinen von ihnen retten.

Sachte löse ich meine Hand wieder von meinem Hals und blicke auf meine rote Handfläche. Keiner hatte auf mich gehört und nun sind alle Tod. Verzweifelt klammert sich meine Hand um meine Hundemarke, welche schlaff auf meinem kaputten Shirt liegt. Mit meiner Jacke versuche ich schon seit etlichen Minuten die Blutung an meinen Oberschenkel zu stoppen. So ein blöder Granaten Splitter hat sich in mein Fleisch gefressen und da ich im feindlichen Gebiet bin, konnte ich die Wunde nicht sofort versorgen.

Das kalte Gestein der Höhle kühlt meinen erhitzten Körper etwas ab. Es ist inzwischen Nacht und ich verbringen diese in einer kleinen Höhle. Mit zitterner Hand ziehe ich eines meiner Messer und ein Feuerzeug aus meiner Tasche. Dazu reiße ich ein Stück meines Shirts ab und binde es Oberhalb meines Oberschenkels fest. Etwa fünf Zentimeter über meiner Wunde. Zitternd hebe ich vorsichtig die Jacke hoch und blicke auf den schwarzen Splitter, welcher nur ein paar Millimeter heraus steht. Das wird schmerzhaft werden, aber ich mach das nicht für mich. Meine Gedanken schweifen kurz zu meiner Einheit, der 3E und zu guter letzt zu Karasuma. Wenn ich jetzt aufgebe, dann werde ich Sie nie wieder sehen. Dann werde ich entweder von den Feinden getötet oder elendig an meinen Wunden zu Grunde gehen

Ich beiße die Zähne aufeinander und lege meine Fingerspitzen auf das kleine Stück Metall. Sofort spüre ich die Schmerzen, aber ich muss jetzt stark bleiben. Langsam und mit einem leichten Zittern ziehe ich den Splitter aus meinem Bein und lasse ihn neben mir fallen. Eine Träne rennt über meine Wange, doch verlässt kein Ton meine Lippen. Immerhin bin ich noch im Feindlichen Gebiet. Jetzt nur noch die Wunde ausbrennen und dann sollte das für das Erste halten.

Meine Gedanken schweifen zu den Ereignissen von den letzten Tagen. Daniel, der blond haarige Soldat, hat noch nie auf mich gehört. Obwohl ich bei diesem Einsatz klare Befehle gegeben habe, hat keiner auf mich gehört und Sie sind alle gestorben. Der blonde starb als letztes aus der Einheit. Er wurde am Bein angeschossen und ist hinter einer Mauer in Deckung gegangen. Neben mir. In seinen Augen glänzte Wut und Verzweiflung, während sein Blick kurz über meinen Blutverschmierten Körper glitt. Feindliches Blut, das Blut der Kameraden und mein eigenes. Bis dahin waren es nur Streifschüsse und ein Treffer am Oberarm gewesen. Keiner von ihnen hat mir geholfen.

"Bleib hier, ich werde die Feinde ausschalten und dann bring ich dich ins Versorgungslager. Davor müssen wir aber die Wunde versorgen und egal was du tust, geh nicht in diese Ruine", der blonde hatte mich nach diesen Worten ungläubig angesehen. Mein Blick hat kurz das eingestürzte Gebäude vor uns ins Auge genommen. Der Feind konnte den Eingang perfekt im Auge behalten. Das war viel zu gefährlich.

Ich bin leicht aufgestanden und habe auf unsere Feinde geschossen. Es war ungewohnt wieder eine Waffe in der Hand zu halten, aber das Resultat war das gleiche. Ich töte andere Menschen. Aber besser sie als wir. Nach und nach fallen die ersten Soldaten, bis ich ein leises Rascheln neben mir höre. Unsere Feinde schießen nicht mehr, während ich mich zu meinem Kameraden umdrehe. Ob das Verzweiflung oder Selbstmord war, kann ich leider nicht sagen. Die Bilder brennen sich vor mein inneres Auge.

"Nicht Daniel, das ist eine", doch er war schon durch die Tür. Ich bin aufgestanden und wollte ihm nach, doch ich kam nicht weiter, als ein paar Schritte. Eine Granate wurde geworfen und blieb mitten im Eingang liegen. Mein Kopf hat sich nach links gedreht, allerdings war der Rest von meinem Körper wie gelähmt. Dann ein lauter Knall und die Hitze erwischt meinen Körper. Durch die Druckwelle wurde ich nach hinten geschleudert und bin schmerzhaft an der Wand hängen geblieben.

Meine eigene EntscheidungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt