Kapitel 20

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Diesen Menschen weinen zu sehen, machte Draco fertig. Es brachte ihn zum verzweifeln. Aber Drachen und ganz besonders er, durften niemals zweifeln und erst recht nicht verzweifeln. Wer war sie, dass sie seine Gefühle so enorm aufwühlen konnte? Sie war doch nur ein x-beliebiges Menschenmädchen. Wieso war sie also mächtig genug ihn zu verwirren? Er hielt es nicht mehr aus sie so verletzt zu sehen, sie weinen zu sehen. Er ging zu ihr, kniete sich vor sie und begann erstaunlich sanft auf sie einzureden. „Ava, hey Menschlein. Ava!" Doch reagierte sie kaum auf seine Worte. Er rüttelte sie leicht an der Schulter, was sie gar nicht zu bemerken schien und verzweifelte schon wieder. Was wäre, wenn sie nun so bleiben und nie mehr aufhören könnte zu weinen? „Ava,", wurde er lauter und rüttelte sie etwas stärker, „hey. AVA!" Da endlich begann sie verwirrt zu blinzeln und er sprach wieder ruhig auf sie ein. „Ava, hey. Menschlein. Ruhig." Immer wieder murmelte er sanft diese Worte vor sich hin und begann ihr Gesicht in seine großen Hände zu legen und hob dieses an. Dieses wunderschöne...Nein! Dieses Menschengesicht. Er wollte in ihren Augen sehen, ob nun alles wieder gut sei, ob sie sich beruhigt hatte,doch da schloss sie auch schon die Augen. Verwehrte ihm also denBlick darauf und die Wut kroch wieder in ihm herauf. Wie konnte sie es wagen? Doch wusste er auch, dass er ruhig bleiben musste. Er durfte sie nicht schon wieder verschrecken. „Sie mich an!",grummelte er nun also seinen Befehl an sie, doch sie schüttelte einfach mit dem Kopf. Was sollte das? Wollte sie sich über ihn lustig machen? Wollte sie ihn verletzen? Denn das beides tat sie in genau diesem Augenblick. Sie machte sich über ihn als Herrscher und Drache lustig, schien ihn nicht ernst zu nehmen, ja sich sogar mit ihm anlegen zu wollen. Und dieses Verhalten verletzte ihn. Es kränkte ihn in seiner Würde und doch war da noch etwas anderes, weswegen er nun leichte Schmerzen in seiner Brust verspürte. Was war das nur? Er konnte es nicht benennen und genau das war das Frustrierende daran. Er sprach noch beruhigender auf sie ein und langsam schien sie ihren Widerstand aufzugeben und nach ein paar tiefen Atemzügen blickte sie ihn unsicher an.

Draco konnte nicht anders, als ihr in diese unsicher blickenden Augen zu schauen, in denen so viel Schmerz lag. Dieser Schmerz war zuvor noch nicht in ihren Augen zu sehen.Warum also jetzt? Was war denn passiert, dass dieser Schmerz in ihr so tief zu gehen schien? Warum erlitt sie überhaupt Schmerzen? Er hatte ihr doch schließlich nichts gebrochen oder sie zum bluten gebracht. Und an dem Fernsehbericht konnte es auch nicht liegen, dann hätte sie schon vor Stunden diesen Blick gehabt. Warum also erschien sie ihm nun so zerbrechlich?

Ein leises Wimmern, dass von ihr kam, riss ihn aus seinen Gedanken und brachte seinen Drachen dazu sie trösten zu wollen, um dieses Klagegeräusch nie mehr hören zu müssen. Also schloss er sie schnell in seine Arme und fuhr, wie von selbst, mit einer Hand über ihr Haupt, um sie zu trösten. Sie schien sich darauf einzulassen und er selbst entspannte sich nun auch etwas. „Ich wollte dich nicht erschrecken Ava. Ich war sauer auf dich. Ja sogar sehr sauer.", begann er sanft und wurde dann doch immer wütender. Doch sobald er diese Wut auch in seiner Stimme wahrnahm, zügelte er sie wieder und sprach stattdessen bemüht sanft weiter. „Und das bin ich auch noch. Aber ich wollte dir nicht eine solche Angst einjagen."
Er spürte, wie sie sich wieder verkrampfte, obwohl er noch immer sanft über ihr Haar strich und sich ja auch noch gut unter Kontrolle hatte. Schließlich war seine Wut nun wieder unterdrückt und nicht ausgebrochen. Sie sollte froh darüber sein, denn anderenfalls hätte das schlimm für sie ausgehen können. Tief in diesen Gedankengang eingetaucht, nahm er ihre Frage zu erst nur am Rande wahr, bis ihm die Bedeutung derer bewusst wurde. Warum? Warum fragte sie? Dieses elende kleine Menschlein! Wollte sie ihn zum Narren halten? So tun als wüsste sie nichts von ihrem Verrat? Ihrem Wortbruch? Dieses elendige Weibsbild!
Sein Griff legte sich nun fester um ihre Hüften und ein wütendes Grollen entkam seiner Brust. Nun war er wirklich sauer.

„Das fragst du noch? Du, die doch ihr Wort gebrochen hat?"
Sie tat doch tatsächlich so, als wüsste sie nicht, was sie getan hatte. So etwas lächerliches! Gott sei dank hatte Kassie ihm die Wahrheit gesagt, bevor er Ava zum schlafen schicken konnte. Dieses verlogene Menschenkind hatte einfach ein Versprechen ihm gegenüber gebrochen. Sie sollte froh sein in diesem Moment in seinen Armen zu sein und nicht etwa zwei Meter von ihm entfernt, denn liebend gerne würde er ihr grade mit einer seiner Klauen den Kopf abschlagen. Ein Wortbruch wurde von ihm schon immer hart bestraft, denn so jemand war einer der schlimmsten Betrüger und Täuscher auf dieser Welt und sollte mit dem Leben für seine Taten bezahlen.

Doch gerade bei diesen Gedanken, begann Ava in seinen Armen zu zappeln. Sie versuchte sich zu befreien! Sie wollte ihm entkommen! Ein Grund mehr zu glauben, dass sie ihn wirklich willentlich hintergangen hatte. Warum sollte sie schließlich sonst vor ihm fliehen wollen, wenn nicht aus einem schlechten Gewissen heraus? Alleine dieses Rumgezappel in seinen Armen ließ seine Wut überkochen. Ein wütendes Knurren entfuhr ihm und er hielt sie noch fester. Hielt sie still. Sie sollte endlich ruhig sein und sich nicht bewegen!

Endlich schien sie verstanden zu haben. Sie konnte ihm nicht entkommen. Weder seiner Strafe für sie oder ihm persönlich. Sie war nun sein! Nur in seinen Händen lag ihr Leben. Sie sollte froh sein, dass er sie nicht tot sehen konnte. Noch nicht jedenfalls.

Noch tief in seiner Wut gefangen, bemerkte er kaum, wie Rough herein gerannt kam und versuchte ihn von Ava zu trennen. Was sollte das denn nun?

„Sag mal spinnst du? Willst du sie etwa töten? Deine eigene Frau töten?", zeterte dieser auch gleich los, nachdem Draco ihn fragend anblickte. Doch Roughs Worte verwirrten ihn. Er verstand nicht, was sein alter Freund meinte. Welche Frau? Erhatte keine Frau? Und wieso töten? Und verdammt wieso sah Rough so aus, als würde er gerade eine echte Panikattacke bekommen?

„Lass sofort Ava los du Dummkopf!", schrie Rough plötzlich los und Draco zuckte vor Schock zusammen. Er ließ von Ava ab und ging, noch immer verwirrt, ein paar Schritte zurück. Rough hingegen stürzte sich auf sie und hielt nun mit den flachen Händen Avas Seiten bedeckt und redete auf sie ein. Wieso tat er so was? Seine Hände lagen an genau den selben Stellen, wie zuvor Dracos. Das ließ ihn zu seinen eigenen Händen blicken und seine Welt geriet aus den Fugen.

Dragonsoul *slow updates*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt