Rough konnte nicht fassen, was er eben gesehen hatte. Er konnte nicht fassen, wie sein bester Freund gehandelt hatte. Dass er die Schmerzen von Ava spüren konnte aber Draco scheinbar nicht.
Er war gerade dabei gewesen ein entspannendes Bad im Höhlensee zu nehmen, als er eine Unruhe in sich spürte, die nicht von ihm selbst kommen konnte. Eine Unruhe, die sich schnell in Trauer und Schmerz verwandelte. Zuerst dachte er diese Gefühle kämen von Draco und Rough scherte sich nicht weiter darum, denn wenn Draco einmal einen Gefühlsausbruch hatte, sollte man ihn in Ruhe lassen. Als dann allerdings noch Schmerzen dazu kamen, kletterte er schnell aus dem See, zog sich seine Hosen an und rannte in Richtung Wohnzimmer, wo er Draco vermutete.
Vielleicht wurden sie ja angegriffen? Hatte Igor sie gefunden? Waren sie hier noch sicher? All diese Fragen rasten durch seinen Kopf, während seine Beine ihn immer schneller zu der Quelle der fremden Gefühle trugen. Als er die Tür aufriss erstarrte er kurz bei dem Bild, dass sich ihm bot. Ava saß verkrampft auf einem Sessel. Draco kniete vor ihr und man hätte meinen können, er hielte sie in einer liebevollen Geste im Arm, doch dann erreichte Rough der Blutgeruch. Und dieses Blut musste von Ava kommen. Sofort ließ er seinen Blick genauer über Ava wandern, bemerkte den leeren Blick ihrer Augen, sah die Pfade der Tränen auf ihren Wangen und dann entdeckte er Dracos Klauen in ihrer Seite. Seine Hände hatten sich teilweise in seine Drachenklauen verwandelt und seine Krallen saßen tief in Avas Fleisch. Sie musste sehr starke Schmerzen haben, doch fand er keinen Schmerz in ihrem Blick. Sie wirkte abwesend. Was hatte dieser Idiot von König nur getan?
Wütend begann Rough mit Draco zu schimpfen und versuchte diesen von Ava zu lösen. Der aber rührte sich keinen Zentimeter von ihr weg. Also brüllte Rough ihn nun an.Er musste sie schnell los lassen, damit sie nicht noch schlimmer verletzt wurde. Damit sie nicht noch mehr Blut verlor. Damit sie nicht starb.
„Sag mal spinnst du? Willst du sie etwa töten? Deine eigene Frau töten?", schrie er Draco an, als der auch noch die Frechheit besaß ihn einfach nur verständnislos anzusehen drehte Rough nun vollkommen durch. Dieser Idiot! War erwirklich so blöd und hatte noch immer nicht gemerkt wer Ava für ihn war? Hatte er nicht gemerkt, wie sehr er ihr in diesem Moment schadete? Und wieso verdammt konnte er nichts anderes als Rough fragend anzugucken und machte ansonsten nichts? Rough platze endgültig der Kragen. Wenn er Draco jetzt nicht von Ava weg bekam,dann konnte es zu spät für sie sein. Er musste ihr helfen!
„Lass sofort Ava los du Dummkopf!", schrie Rough also los so laut er konnte und Draco zuckte zusammen, wobei er Ava hoffentlich nicht noch mehr verletze. Langsam ließ dieser sie los, noch immer mit einem verwirrten Blick.
Rough hingegen wandte sich nun nur noch Ava zu und versuchte erst mit seinen Händen die Blutung zu stoppen. Viel half dies allerdings nicht und als er sich wieder zu Draco umdrehen wollte, um ihn um ein paar saubere Handtücher zu bitten, ließ dieser ein ohrenbetäubendes Brüllen los. Rough befürchtete erst,dass es daran lag, dass er Ava berührte und das Draco nicht mochte,doch wurde eines Besseren belehrt, als er Draco aus dem Raum stürmen sah. War das jetzt sein ernst? Draco verschwand? Wirklich jetzt? Erließ Rough mit einer schwer verletzten Ava allein zurück? Hatte er sie noch alle?
Plötzlich hörte er Avas Atem rasseln. Oh Gott!Das war gar nicht gut. Was sollte er nur machen? Panik kroch in ihm hoch und doch versuchte er auf Ava ruhig zu wirken.
„Alles wird wieder gut Ava. Ich bin da.", versuchte er ihr zu vermitteln, doch sie wirkte noch immer abwesend. Draco konnte definitiv etwas erleben,wenn er wiederkam.
„Ich bin gleich wieder bei dir Ava. Ich hole nur schnell ein paar Handtücher und etwas zu trinken für dich.",sagte er und legte dann ihre eigenen Hände auf ihre Wunden. „Du musst, bis ich wieder da bin, so fest du kannst da drauf drücken.Ich beeile mich." Schnell stand er auf und rannte in das Bad, holte mehrere Handtücher und rannte dann weiter zur Küche um dort eine Wasserflasche mitzunehmen. Er brauchte für all dies vielleicht wenige Sekunden. Voll bepackt kam er dann wieder bei Ava an. Sie saß noch immer so da, wie er sie verlassen hatte. Ihr Atem ging allerdings noch rasselnder als noch vor einem Augenblick und Rough begann sich noch größere Sorgen um sie zu machen. Sie durfte ihm nicht verbluten. Schnell drückte er jeweils ein Handtuch auf ihre Seite, welche sich sofort mit Blut vollsogen. Avas Blick lag leer auf ihm und dieser Blick machte ihm fast genauso viel Angst, wie ihre Wunden. Rough wusste nicht, was er noch tun konnte, ohne ihr noch mehr Schaden zuzufügen. Es war zum verzweifeln. Wäre sie eine Drachenfrau gewesen, dann hätte er sie mit seinem Feuer heilen können. Er hätte die Wunde sozusagen zulöten können. Doch Ava war nach wie vor ein Mensch und sein Feuer würde sie nur töten.Natürlich hätte er ihre Wunden nähen können, so wie es die Menschen taten, aber er hatte so etwas noch nie zuvor getan und deswegen ebenfalls Angst davor. Das Rough einmal wegen einer Frau soviel Angst verspüren würde, hätte er niemals gedacht. Auch verstand er nicht, warum er sich so mit Ava verbunden fühlte. Er verstand es nicht.
Plötzlich klingelte Dracos Handy und der Name'Kassie' leuchtete auf. Rough ging ran, in der Hoffnung die Hexe könnte ihm mit Avas Wunden helfen. Doch bevor er zu Wort kam plapperte diese auch schon los. „Draco ist alles in Ordnung? Geht es Ava gut? Hast du mir vorhin überhaupt richtig zugehört?" Rough unterbrach sie an dieser Stelle harsch. „Draco ist nicht da Kassie.Hilf mir. Ava ist schwer verletzt. Sie verliert zu viel Blut." Er konnte förmlich spüren, wie die Hexe am anderen Ende der Leitung zusammenzuckte. „Was ist denn passiert?", fragte sie auch gleichstotternd nach. „Draco ist wohl etwas wütend geworden und hat ihr seine Krallen in die Seiten gerammt. Kassie sie verliert so viel Blut.", erklärte er, während er die nun roten Handtücher gegenfrische austauschte und diese sich auch gleich mit ihrem Blut vollsogen. „Ich weiß nicht, wie ich ihr helfen kann. Sie reagiert auch nicht mehr. Sie sieht aus wie eine leere Hülle, Kassie. Hilf mir, sie wieder gesund zu machen Hexe." Er konnte hören, wie seine Stimme immer brüchiger wurde und doch konnte er noch immer nicht sagen, warum ihn das ganze so mitnahm. „Bring sie nach draußen vor den Wasserfall. Ich komme sofort dahin. Und bring sauberes Wasser und Handtücher mit. Bis gleich." Und mit diesen hektisch genuschelten Worten legte die Hexe auch schon wieder auf. Rough schmiss das Handy weg und hob Ava so vorsichtig wie möglich auf seine Arme und rannte mit ihr die Gänge der Höhle entlang.
Unter höchster Anstrengung achtete er darauf Ava nicht noch mehr zu verletzen oder ihr wehzutun. Immer wieder vergewisserte er sich, dass sie noch bei Bewusstsein war, dass sie noch atmete. Der Weg nach draußen dauerte keine Minute und doch kam es Rough vor wie mehrere Stunden. Kritisch wurde es dabei auch einmal. Denn schließlich musste er einmal durch die Wassermassen des Wasserfalls hindurch laufen, um wieder vor die Höhle zu kommen. Diese Wassermassen mit der gewaltigen Kraft durften Ava nicht berühren im besten Fall. Dieses Wasser fiel mit einer solchen Wucht die Felsen hinunter, dass diese Ava noch schlimmer hätten verletzen können, sollten diese so auf ihre Wunden treffen. Deswegen hatte sich Rough halb in einen Drachen verwandelt. Im Großen und Ganzen blieb er Mensch, nur seine Flügel kamen hervor und er spannte sie über sich und Ava. Wie eine Art starker Regenschirm schützten diese die beiden nun vor dem Wasser.
Von seinen Flügeln geschützt rannte er vorsichtig durch das kleine Flussbett zum Ufer hin und legte Ava dort ab. Dann schnappte er sich neue Handtücher und wechselte sie mit den alten an Avas Seiten. Wo blieb denn nur die Hexe?
„Ava, Kassie ist gleich hier. Sie weiß, wie wir dir helfen können. Bald geht es dir wieder besser. Das verspreche ich dir." Immer wieder wiederholte er diese Worte und umhüllte Ava etwas mit seiner Wärme, damit sie zumindest nicht fror. „Und das mit Draco bekommen wir auch wieder hin.", murmelte er weiter. Doch bei diesen Worten zeigte Ava die erste Reaktion. Sie zuckte zusammen.Nur kurz und nur leicht, doch sie tat es. „Schhh, alles ist gut. Er ist nicht hier. Er wird dir nie mehr wehtun können. Dafür werde ich sorgen. Mach dir keine Gedanken deswegen. Das bekommen wir alles auch wieder hin. Aber erst mal musst du wieder gesund werden Ava. Das ist das Wichtigste." Langsam schien sie sich bei seinen Worten wiederzu beruhigen und tatsächlich wanderte ihr Blick auch auf ihn und sie blickte ihn mit einem traurigen und schmerzhaften Ausdruck an.
„Wo bleibt nur diese kleine Hexe verdammt?", fluchte er leise, weil ihn dieser Blick wieder zweifeln ließ. Zweifeln daran, ob er all seine Versprechen, die er ihr heute gegeben hatte, einhalten könnte.
„Was willst du denn? Ich bin doch schon da.", ertönte es plötzlich keuchend neben ihm und er zuckte vor Schreck zurück. Gott sei dank war die Hexe endlich da. Jetzt würde es Ava wieder besser gehen.
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Dragonsoul *slow updates*
AléatoireDraco, ein uralter Drache, der bei einem Kampf seine Seele verliert, bis er die ihm zugedachte Frau findet. Ava ist eine junge Frau, die plötzlich entführt und immer tiefer in die Machenschaften zweier, sich bekriegender Drachen gedrängt wird. Wird...