Am Ausgang des Gates warteten Iara und Vincent auf uns und obwohl ich schon damit gerechnet hatte, dass sie uns zusammenscheißen würden, war es doch eine Überraschung für mich, dass wir nicht einmal in Ruhe nach Hause fahren konnten, bis wir uns ihr wütendes Gezeter anhören mussten. Ab jetzt hieß es für Dag und mich, verständnisvoll nicken und Reue zeigen.
„Digga, bist du komplett verblödet?", posaunte Vincent noch vor Iara los, die mich zunächst bloß abschätzig musterte. Ihr Blick sagte klar und deutlich: Was hast du dir dabei nur gedacht?
„Meine Mutter", fuhr Vincent fort, „hat dir Hühnersuppe gekocht, Alter. Ich bin zu dir gefahren und stand vor verschlossener Tür. Du gehst nicht an dein beschissenes Handy, Alexa weiß nicht, wo du hin bist, Pari geht auch nicht ran und dann fragt Iara mich, ob ich mir auch solche Sorgen mache, weil du mit deiner Affäre nach Paris geflogen bist. Bist du wahnsinnig?" Er klang sauer, erschöpft, enttäuscht und fassungslos, alles gleichzeitig. Mit verschränkten Armen schüttelte er den Kopf über seinen besten Freund. „Wer bist du, Mann? Warum ziehst du so 'ne Scheiße mit mir ab?" Dag ließ meine Hand los. Er wollte etwas erwidern, wusste aber scheinbar nicht, was er zu seiner Verteidigung vorbringen sollte. Nichts von dem, was er in petto hatte, hätte Vince besänftigen können. Als der keine Reaktion von ihm erhielt, lachte er blechern. „Fick dich, Dag. Ich dachte, wir wären Freunde."
„Vincent", rief Dag ihm nach, als sein Kumpel sich umdrehte und verschwand.
„Fick dich!", wiederholte Vince laut und hob den Mittelfinger. Ohne mich eines letzten Blickes zu würdigen, marschierte Dag ihm direkt hinterher.„Iara?", fragte ich meine beste Freundin, die den beiden Jungs nachsah. „Es ist alles noch viel komplizierter geworden", begann ich ihr mit erstickter Stimme mein Herz auszuschütten.
„Ich hoffe, du bist dir im Klaren darüber, dass ihr euch gegenseitig auf die schlechteste Art beeinflusst habt. Herzlichen Glückwunsch", gratulierte sie mir trocken.
„Ja, ich weiß", nickte ich demütig. Iara packte mich am Arm und zerrte mich mit sich durch den Gang. Hinter der Tür, durch die sie mich ins Freie bugsierte, befand sich ein Taxi-Stand. Sie begrüßte einen der Fahrer, der den Kofferraum öffnete. Meine Freundin hob mein Gepäck hoch und schob es hinein, dann drückte sie mich auf die Rückbank des Wagens. Sie nannte dem Fahrer unsere Adresse und schaute mir dann abwartend in die Augen. „Ich will eine Erklärung von dir", forderte sie mich auf.„Ich musste das machen", begann ich.
„Lüg mich nicht an. Du hast Gefühle für ihn, das ist der einzige Grund, warum du das getan hast. Du musstest nicht – Du wolltest. Ist schön scheiße für dich gelaufen in Paris, oder? Ups, sind wohl doch ziemlich starke Gefühle, die du da für jemanden entwickelt hast, der gar nicht in deine Welt passt. Und? Zu welchem Ergebnis bist du gekommen? Was ist dir wichtiger? Dag, für den du deine Gefühle kaum noch unterdrücken kannst, oder deine Identität als das brave Mädchen, die du um jeden Preis wahren willst, weil du zu faul bist, sie zu überdenken?"Ich wischte mir mit dem Handrücken unter der Nase entlang.
„Er hat die drei Worte fallen lassen und ich auch."Iara ballte beide Hände zu Fäusten, ihr gesamter Körper spannte sich an. „Ihr hirnverbrannten – Argh!" Die Zähne fest aufeinandergepresst, blickte sie aus dem Fenster, um sich zu beruhigen. „Bitte sag mir, dass das nicht wahr ist", murmelte sie irgendwann. Ich schwieg. „Er hat es zuerst gesagt, oder?", fragte sie und ich nickte dumpf.
„Ich könnte ihm den Hals umdrehen", fluchte sie finster. „Und dir auch!"
„Es ist passiert, ich kann's doch nicht mehr ändern", klagte ich.„Es hätte nicht passieren dürfen! Sei verdammt nochmal ehrlich zu dir selbst. Du wirst einer Beziehung nie und nimmer zustimmen, selbst wenn er dich fragt. Falls er überhaupt den Mumm dazu aufbringt."
„Du glaubst, er wird mich fragen, ob ich seine Freundin werden will?", frage ich sie mit großen Augen.
„Er hat ‚Ich liebe dich' gesagt und du hast es erwidert! Welche Schlüsse wird er daraus wohl ziehen?!"
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Don't Enter the Friendzone
Fanfiction~ Auf der Suche nach uns selbst kann uns niemand begleiten. ~ Pari hat sich nie sonderlich für die Leute interessiert, mit denen Iara, ihre beste Freundin, sich sonst so umgibt. Die meisten von ihnen verdienen Unsummen mit ihrer Musik und treten deu...