Elijah Point of View
Stöhnend fuhr ich hoch. Wieso zur Hölle lag ich auf einem Waldweg? Und wann war es bitteschön so scheiße dunkel geworden? Fluchend rappelte ich mich auf und versuchte mich zu erinnern. Also ich hatte mich jedenfalls nicht betrunken, denn sonst hätte ich jetzt höllische Kopfschmerzen gehabt. Doch dann kam mit einem Schlag meine Erinnerung zurück. Ich war auf dem Nachhauseweg gewesen und dann hatte mich auf einmal dieses seltsame Schwindelgefühl heimgesucht. Und dann war da noch diese seltsame Stimme - auch wenn ich mir die wahrscheinlich nur eingebildet haben musste. Allerdings beantwortete mir meine Erinnerung nicht wie ich in diesen beschissenen Wald gekommen war. Hatte ich mir die Stimme am Ende doch nicht eingebildet und ich war entführt worden? Aber wieso sollte mich jemand entführen, nur um mich dann im Wald auszusetzen? War vielleicht noch jemand in der Nähe? Hallo?", rief ich probeweise in den Wald hinein, aber - wer hätte es gedacht - es kam natürlich keine Antwort. Entnervt fuhr ich mir durchs Gesicht. Also musste ich alleine gucken wie ich hier herauskam. Zu allem Überfluss fing auch noch mein Magen an zu knurren - bis auf einen kleinen Snack hatte ich seit dem Frühstück noch nichts gegessen. Meine Stimmung sank immer weiter, je länger ich in diesem Wald herumirrte. Alle Bäume sahen gleich aus und ich bekam immer mehr den Verdacht, dass ich im Kreis herumlief. Da der Baum mit dem seltsam nach vorne gebogenem Stamm! An dem war ich eben definitiv schon einmal vorbeigelaufen. Ich fluchte und wollte meine Faust gegen den Stamm donnern - als wäre es seine Schuld ,dass ich mich verlaufen hatte - aber eine Stimme hielt ich davon ab. Dass würde ich an deiner Stelle nicht tun Elijah. Die Bäume hier sind... speziell". Ich fuhr auf der Stelle herum. Vor mir stand die Frau die so schön war, dass sie nicht echt sein konnte. Ihre Haare schimmerten wie pures Gold und ihre Augen waren von einem so strahlendem Blau, dass man fast nicht hinsehen konnte. Noch dazu war ihre Figur der Hammer. Zugegeben die Farbkombi ihrer Klamotten war ein wenig fragwürdig - wer kombinierte bitte Neongelb mit Lila - aber sonst gab es nichts was ihr Erscheinungsbild beeinträchtigen konnte. Von ihrem überirdisch schönem Aussehen abgelenkt, fiel mir erst ein paar Sekunden später auf, dass sie mich bei meinem Namen genannt hatte, obwohl ich diese Frau noch nie in meinem Leben getroffen hatte. Und außerdem was wollte sie denn damit sagen, dass die Bäume hier speziell waren. Was hieß hier? Tausende Fragen schossen mir durch den Kopf und ehe ich an mich halten konnte sprudelten sie auch schon aus mir heraus: Wer bist du ? Wieso kennst du meinen Namen? Was ist hier an den Bäumen anders als bei den anderen?". Die fremde Schönheit lachte perlend. Ihr Lachen klang wie der Regen in einem Sommergewitter. Fasziniert starrte ich sie an, doch dann schüttelte ich unwillig den Kopf. Die Fremde sagte amüsiert: Himmel stellst du viele Fragen. Naja Elias hat mich ja schon vorgewarnt, schließlich hat das Mädchen ihn genauso mit Fragen überfallen". Wieder lachte sie, doch dann wurde sie ernst. "Setz dich besser erstmal", sagte sie und deutete auf einen herumstehenden Baumstumpf, während sie selbst elegant im Schneidersitz auf dem Boden Platz nahm. Ich bin Tamara und für den Rest deiner Fragen ist wohl eine längere Erklärung nötig". Sie seufzte und strich sich mit einer genervten Bewegung eine vorwitzige Haarsträhne aus dem Gesicht. Und dann setzte sie zu einer langen Erklärung an - naja wohl eher zu einem Fantasyroman - denn was sie mir erklärte war unglaublich. Sie erzählte mir ohne mit der Wimper zu zucken, dass ich mich in einer anderen Zeit befand, magische Fähigkeiten hatte und mit einem Mädchen, welches ebenfalls aus meiner Zeit stammte die Welt retten sollte. Nachdem sie mir diese unglaubliche Story aufgetischt hatte, erzählte sie mir noch, dass die Bäume hier ebenfalls magisch waren und dass ich wenn ich mit der Faust gegen den Baum gehauen hätte, dieser mich wahrscheinlich irgendwo ins Nirwana geschickt hätte. Ich sprang auf. das musste ich mir nicht länger anhören. Klar, hier in Island glaubten viele Menschen an Feen, Kobolde und Gnome und solche Fantasiegestalten, aber ich gehörte nicht dazu. So eine unglaubliche Story hätte ihr wahrscheinlich nicht einmal meine kleine Schwester abgenommen und die war fünf Jahre alt. Auch wenn sie so überzeugend lächelte, ich würde nicht länger hier bleiben. ich würde schon hier herausfinden. In dem Moment kam mir eine Idee und ich könnte mich schlagen, weil mir das nicht schon viel früher eingefallen war. Ich setzte meine Schultasche unsanft auf dem Boden ab und kramte mein Handy heraus. Doch ein Blick darauf zerstörte alle meine Hoffnungen wieder, denn es spielte verrückt. Ich biss meine Zähne zusammen um einen weiteren Fluch zu unterdrücken und schulterte meine Schultasche. Ich probierte alles aus. Die rechte Abzweigung, die linke Abzweigung, die andere Richtung aber ich landete immer wieder bei dem schiefen Baum und Tamara, die weiterhin einfach nur auf geduldig auf dem Boden saß. Es war wie verhext! Nachdem ich bereits das fünfte Mal an der gleichen Stelle gelandet war ließ ich mich wieder auf den Baumstumpf plumpsen. „Ok du hast gewonnen! Was willst du von mir?", sagte ich ein wenig außer Atem und am Ende mit den Nerven. Ein erfreutes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht und sie erhob sich mit einer einzigen grazilen Bewegung. Komm mit", forderte sie mich fröhlich auf, ganz so als wäre nichts gewesen. Ich stand auf und folgte ihr. Jetzt war ich wirklich gespannt, wie sie uns von diesem Ort hier wegbekommen wollte. Sie bog nach rechts ab und dann noch zweimal links und dann lag plötzlich eine Lichtung vor uns. Ich hätte schwören können, dass ich eben den selben Weg genommen hatte, nur mit dem Unterschied dass ich bei diesem vermaledeiten krummen Baum herausgekommen war. Ich starrte Tamara an. "Wie hast du das gemacht?". Tamara grinste nur und zuckte mit den Schultern. Wir waren nun auf der Lichtung angekommen und ich sah wie ein Mädchen aufgebracht auf einen Typen einredete. Das Mädchen kam mir seltsam bekannt vor. Ich kniff die Augen zusammen du sog dann scharf die Luft ein. Keine 5 Meter weiter stand der Rotschopf. Entgeistert drehte ich mich zu Tamara um. „Was macht die denn hier?", fragte ich entsetzt. Mir schwante übles und Tamaras nächste Worte bestätigten mich in meinen Schlimmen Vorahnungen: „Elijah darf ich vorstellen? Deine neue Partnerin Leya". Während ihren Worten lächelte sie so strahlend, dass ich die Augen zusammenkneifen musste. Als ich die Augen wieder öffnete registrierte ich, dass Tamara mir gerade den Namen des Rotschopfes verraten hatte. Leya hieß dieses nervige, rothaarige Mädchen also , dass gerade lautstark ihren Unmut über die Situation kundgab. Ihre grünen Augen blitzten unter den Locken, die ihr Gesicht einrahmten. „Dass kann nicht euer Ernst sein! Erst werft ihr mich so kopfüber in diese Situation und dann stellt ihr mir als Partner auch noch den da an die Seite?". Der Typ mit dem Zopf zuckte mit den Achseln. „Wir haben uns dass nicht ausgesucht", meinte er bedauernd. „Jaja schon klar, dass war der Orakelmeister der in die Zukunft geschaut hat", brummte Leya und setzte dann hinzu: „Aber ihr erwartet doch nicht ernsthaft, dass ich mit diesem Idioten die Welt rette oder?". Langsam kochte in mir die Wut hoch! Was nahm sie sich eigentlich heraus? Es war ja nicht so als hätte ich mich darum gerissen mit ihr zusammenzuarbeiten. „Jetzt mach mal halblang. Ich habe auch keinen Bock mich mit so einer hysterischen Zicke wie dir abzugeben, aber deswegen mache ich noch lange nicht so ein Drama. Vor allem hast du dich doch heute morgen wie Miss-Moralapostel höchstpersönlich aufgeführt und jetzt hängt es von dir ab, ob eine ganze Welt zerstört wird und du kneifst? Das nennt man dann wohl eine Doppelmoral", machte ich meinem Ärger Luft. Leya sah mich mit einem bohrendem Blick an, schwieg aber. Anscheinend hatte ich ihr den Wind aus den Segeln genommen und das erfüllte mich mit Genugtuung. Anscheinend war sie doch nicht so unberührbar wie sie tat. Eben noch hatte man die Abneigung in ihren Augen erkennen können, jetzt war ihre Miene verschlossen und man konnte absolut keine Emotionen mehr in ihr lesen. Ich wandte mich wieder Tamara und dem Typen mit dem Zopf zu: „Hat euer schlauer, allwissender Orakelmeister auch gesagt, was wir jetzt genau machen sollen? Oder hat er wenigstens verraten was wir für besondere Fähigkeiten haben?". Nur am Rande registrierte ich,dass ich das gleice Wort wie Leya benutzt hatte. Die Mundwinkel von dem Typen mit dem Zopf zuckten und er eröffnete uns bedauernd: Das müsst ihr schon selbst herausfinden. Ihr müsst auf jeden Fall den Pfad der Wahrheit gehen, dann wird sich alles zu seiner rechten Zeit ergeben. Mistkerl! Ich mochte den Typen jetzt schon nicht. Tamara deutete auf zwei Rucksäcke, die etwas weiter entfernt standen und erklärte: "Dort drin findet ihr alles Nötige, das ihr für den Weg braucht. Wenn ihr noch etwas aus euren Taschen braucht, dann sollte ihr es dort hineinlegen, denn die Taschen könnt ihr nicht mitnehmen". Neben mir hatte Leya anscheinend ihre Sprache wiedergefunden und fragte: „Und was ist mit euch?". „Wir gehen wieder zurück zum Hauptsitz. Aber keine Sorge wir treffen uns noch wieder", antwortete Tamara und zwinkerte mir kokett zu. Der Typ ergänzte: „Falls irgendetwas ist, wir bleiben im Kontakt. In euren Rucksäcken befinden sich auch Teikis. Mit denen könnt ihr uns immer erreichen". Er zog ein längliches Gerät aus der Tasche, welches nach obenhin spitz zulief. Es war nicht flach, wie ein herkömmliches Handy, sondern war rundlich. An der Unterseite waren drei Knöpfe zu sehen. Er drückte auf den mittleren Knopf und alle drei Knöpfe blinkten kurz auf. Der Knopf der, der Spitze am nächsten war blinkte rot, der in der Mitte blinkte grün und der unterste blinkte lila. Dann leuchtete das Display auf und ein Feld mit verschiedenen Farben erschien. Der Typ tippte auf drei Farben und drückte dann auf den obersten Knopf. Dann hörte man plötzlich ein Summen - obwohl eigentlich spürte man es eher als dass man es hörte und dann zog Tamara ebenfalls in Gerät aus der Tasche. Ihre Knöpfe blinkten orange, blau und rosa. „Jedes Teiki hat einen individuellen Farbcode. Ihr habt sie ja gerade gesehen, aber in euren Rucksäcken steckt auch noch ein Zettel wo sie nochmal notiert sind", erklärte sie. Ich hatte dem ganzen Spektakel stumm zugesehen und auch Miss-Neunmalklug hatte es anscheinend für ratsam gehalten, das ganze zu beobachten. Jetzt aber ging sie zu den Rucksäcken und öffnete einen davon. Sie kramte in ihrer Schultasche und holte etwas heraus, dass sie in den Rucksack hineinlegte. Dann griff sie nochmal in ihre Tasche und ich konnte etwas weißes aufblitzen sehen, als sie es ebenfalls in den Rucksack legte. Packst du ein paar Schulsachen ein, damit du auch ja nichts verpasst oder was?", spottete ich. Doch sie ging nicht darauf ein und warf mir nur einen genervten Blick zu. Wenn du keine Ahnung hast, kannst du vielleicht auch einfach mal die Fresse halten", versetzte sie und schloss ihren Rucksack wieder. Ich rollte mit den Augen. Oh ich freute mich jetzt schon darauf mit Miss-ich-verstehe-absolut-keinen-Spaß für ich weiß nicht wie lange unterwegs zu sein. Mal abgesehen davon war meine Bemerkung gar nicht mal so unrealistisch. Sie schien mir genau das perfekte Töchterchen zu sein, das immer sine Eltern stolz machte. Plötzlich meldete sich der Typ wieder zu Wort: „Es ist schon zu dunkel um heute noch aufzubrechen, also übernachtet ihr am besten hier. In euren Rucksäcken befindet sich ein Zelt". Leya zuckte zusammen. Wahrscheinlich war sie so ein Kind, welches noch nie einen Campingurlaub gemacht hatte und sich nicht vorstellen konnte eine Nacht in freier Natur zu übernachten. Doch ihre darauffolgenden Worte belehrten mich eines Besseren: Wir kriegen nur ein Zelt?". Entsetzt schaute sie den Typen an und ließ ihren Blick dann rüber zu mir wandern. Ein wenig Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen. Ich selber fand die Vorstellung auch nicht so prickelnd mir mit ihr ein Zelt teilen zu müssen und wandte mich an Tamara: "Können wir nicht noch ein Zelt bekommen? Die Rucksäcke sind doch riesig". Sie lächelte bedauernd und ließ mich wissen, dass wir den Platz anscheinend für andere Dinge brauchten. Zum Beispiel für den Plan, der uns zeigte wohin wir gehen mussten. Ich griff in meinen Rucksack und wühlte drin herum, bis ich ein , ein wenig staubiges Papier zutage förderte. Es fühlte sich alt und porös an, so als würde es jeden Augenblick auseinanderfallen. Behutsam pustete ich den Staub hinunter. Auf der Karte waren grob gezeichnete Umrisse zu erkennen, von einem Wald in dem ein grüner Punkt leuchtete, von dem aus eine rote Linie bis an den Rand der Karte ging. Tamara nahm mir die Karte aus der Hand und legte den Finger auf den grünen Punkt. Hier seid ihr", erklärte sie und fuhr dann mit dem Finger die rote Linie entlang. Die rote Linie ist der Weg den ihr nehmen müsst, er entwickelt sich weiter wenn ihr geht", führte sie weiter aus. Dann drückte sie mir die Karte wieder zurück in die Hand und ich verstaute sie vorsichtig wieder im Rucksack. Der Typ räusperte sich und äußerte dann, dass er und Tamara jetzt wirklich aufbrechen mussten, was in mir ein etwas mulmiges Gefühl hervorrief. Gleich waren wir auf uns alleine gestellt und ich hatte das dumpfe Gefühl, dass noch so einiges auf uns beide zukam...
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In einer anderen Zeit
FantasyMit Leyas Umzug ändert sich Ihr ganzes Leben. Ausgerechnet auf der kleinen Insel Island soll sie ein neues Leben beginnen. Der Start verläuft geradezu katastrophal. Nachdem sie sich mit den Badboys der Schule angelegt hat und obendrein noch eine una...