Blowing out someone's candle doesn't make yours shine brighter.
- Unknown -Ich erinnerte mich an ihn. Er war ein Mitglied der Fünf, ich hatte ihn an dem Tag auf dem Platz gesehen, als ich meine Ausbildung begonnen hatte.
Er war mir schon das letzte Mal breit, groß und nicht gerade fröhlich vorgekommen, doch neben Phoenix wirkte er wie versteinert und eiskalt.Letzterer schlug ihm auf die Schulter.
„Leute, das ist Uriel. Er ist einer der Fünf und ein wahres Kampftalent. Er wird uns, beziehungsweise euch, zur Seite stehen und helfen. Zögert nicht, ihm Fragen zu stellen. Ne, Uriel?"Phoenix haute ihm noch einmal auf die Schulter, doch Uriel verzog keine Miene.
Phoenix löste sich schließlich mit einem Grinsen und teilte uns dann unterschiedlichen Stationen zu.Ich ging zu einer lebensgroßen, menschlich geformten Zielscheibe.
„Messerwerfen," ordnete Phoenix mir an, dann ging er zur nächsten Person.
Perplex sah ich ihm hinterher.
Sollte ich jetzt einfach das Messer auf die Ziele werfen und hoffen, dass es stecken blieb oder wie stellte er sich das vor?Glücklicherweise kam Uriel zu mir, zusammen mit einer Kiste, in der sich weitere zwei Dutzend der kleinen Messer befanden.
Ich war etwas nervös, immerhin war seine reine Gestalt etwas angsteinflößend, doch mit einer Ruhe, die mich sofort entspannte, erklärte er mir, ganz ohne Worte, die Technik zum Werfen und ordnete mir an, es danach selbst zu üben.Ich prägte mir genau die Handhaltung und die Bewegungsabläufe ein.
Messer locker in der Hand halten, Handgelenk steif machen, mit den Armen das Ziel
anvisieren, Arm nach hinten, Gewicht verlagern und werfen.Mit einem Klirren fiel das Messer runter und blieb neben der Zielscheibe liegen.
Enttäuschung überkam mich. Ich hatte Messerwerfen schon mal in einem Buch gesehen, aber da hatte das irgendwie einfacher ausgesehen. Das hier war ganz und gar nicht einfach.
„So eine Versagerin," überhörte ich auf einmal Jamie sagen.
Wütend sah ich ihn an, doch er schlug nur gegen Jonas' Schulter und lachte laut, während er mich unverwandt ansah.
Ich schluckte schwer und schaute mich auf dem Platz um.
Alle, wirklich alle außer mir bekamen ihre Aufgabe perfekt hin.Zumindest trafen sie ihre Ziele.
Olivia war die Beste, obwohl sie eine der schwersten Waffe hatte und Phoenix hörte gar nicht mehr auf, sie zu loben.
Ein Gefühl, dass sich anfühlte wie Neid, breitete sich in mir aus und ich versuchte, es abzuschütteln.
Neid hatte in einer Freundschaft überhaupt nichts zu suchen und jetzt fühlte ich ihn auf einmal selbst.Bevor ich etwas sagen oder tun konnte, hatte sich Uriel von mir weggedreht und ging ganz langsam auf Jamie zu, dem nun, je näher Uriel kam, das Lachen vom Gesicht rutschte.
Ohne die Augen von seinen zu nehmen, nahm Uriel Jamies Messer in die Hand und entriss es ihm, sodass er mit einem leisen Aufschrei seine Hand massierte.„Was willst du?," traute er sich tatsächlich zu fragen, nicht ohne ein Zittern in der Stimme zu haben.
Doch Uriel antwortete ihm nicht, stattdessen hob er seine Hand und umfasste Jamies schneeweiße Kehle mit einem einzigen, kräftigen Griff.Kaum hatten sich seine Finger um seinen Hals geschlossen, schob er Jamie daran nach hinten, bis sie beide an der Zielscheibe zum Stehen kamen, während Jamie mit großen, vor Panik aufgerissenen Augen röchelte und auf Urteils Arm einschlug.
Direkt nachdem er Jamie gegen das Holz der Zielscheibe gedrückt hatte, hob Uriel die rechte Hand, in der er noch immer das Messer hielt, holte aus und stach zu.Mit einem Schrei von Jamie und von mir drehte ich mich weg und hielt mir die Augen zu.
Doch als nichts weiter geschah, traute ich mich doch hinzusehen und musste mit einem gemischten Gefühl aus Freude und gleichzeitiger Enttäuschung feststellen, dass Jamie unversehrt war.
Das Messer steckte nur einen Millimeter rechts von seiner Kehle entfernt, genau neben der Halsschlagader, im Holz.
Nun nahm Uriel ein weiteres aus einer Kiste und schlug es genauso nah auf die linke Seite.
Wenn sich Jamie jetzt auch nur einen Zentimeter bewegen sollte, würde allein eine leichte Berührung der Klinge an seinem Hals seinen Tod bedeuten.Er war darauf angewiesen, dass Uriel oder irgendjemand ihn befreite.
Jetzt schien auch Phoenix bemerkt zu haben, was vor sich ging.
„Uriel," sagte er in einem langgezogenen Ton, der andeutete, dass er das Geschehene schon öfter erlebt hatte und ging zu ihm.
Missbilligend und mit den Händen in die Seite gestützt, sah er Jamie von oben bis unten an, der seinen Blick flehend erwiderte und sich kaum traute zu atmen.Mittlerweile hatten sich auch die anderen um ihn versammelt und konnten sich kaum zwischen Lachen und Schock entscheiden.
„Uriel, du weißt, dass ich diese Methoden wirklich nicht gutheiße. Mach den Jungen los," fuhr Phoenix fort.
Wütend sah Uriel ihn an, sagte aber noch immer kein Wort.
„Na los," fuhr Phoenix fort.Ich bemerkte, dass Uriel seine Hände zu Fäusten ballte, sodass die Adern an seinen Armen hervortraten. Er schien ganz und gar nicht damit einverstanden zu sein, Jamie einfach so gehen zu lassen.
Doch nach einem weiteren strengen Blick von Phoenix, ging er laut schnaufend zu Jamie, der sich nicht mal traute, seinen Blick zu erwidern und zog mit einem Ruck, nicht ohne den zitternden Jungen ein kleines bisschen geschnitten zu haben, beide Messer aus dem Holz und warf sie in die Kiste.
Keuchend ließ sich Jamie nach vorne fallen und hielt sich den Hals mit zitternden Händen.
„Was ist falsch mit dir? Du hättest mich umbringen können!," rief er.Uriel blieb noch einen Moment vor ihm stehen, die Schultern bebend, doch dann drehte er sich ohne einen weiteren Blick um und stiefelte so fest davon, dass man meinen konnte, der Boden bebte unter seinen Schritten.
Phoenix klatschte in die Hände und setzte wieder sein Grinsen auf.
„So Leute, verzeiht diesen kleinen Vorfall. Bitte geht zu euren Stationen zurück und trainiert. Jamie, du gehst ins Krankenzimmer."
Mit einem Schubs beförderte er ihn vom Platz; wir anderen wandten uns erneut unserem Training zu.
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Telepathy
Teen Fiction"Er war nicht schnell und ich dachte auch nicht groß darüber nach, als ich auf einmal aus Reflex die Waffe hob und schoss. Die Wucht ließ mich kurz taumeln, doch als ich mich fing, sah ich, dass sich genau in dem Moment als er die Hand hob, die Kuge...