Kapitel 34

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You are a child of the universe, no less than the trees and the stars; you have a right to be here.
And whether or not it is clear to you, no doubt the universe is unfolding as it should.
- Max Ehrmann -

Eine Weile später gesellte ich mich zu Leo, Harry, Reign und Olivia, die hinter dem Gebäude im Schatten im Sand lagen und sich von der Hitze versteckten.

Seufzend legte ich mich zu ihnen und genoss den kühlen Sand auf meiner Haut.

„Was für eine Wohltat," sagte ich.
„Violet, hab ich Recht?," fragte Reign mitleidsvoll.
Ich nickte. „Diese blöde Kuh raubt mir noch den letzten Nerv."
„Wieso das?," fragte Leo.
„Du meinst von den hundert Gründen abgesehen? Sie ist einfach perfekt, in allem, was sie tut."
„Das kann ich mir nicht vorstellen," sagte Harry da. „Es gibt sicher irgendetwas, was du kannst, was sie nicht kann."
„Ja, versagen."

Normalerweise war ich recht zuversichtlich, aber Violet schaffte es einfach, meine schlechtesten Seiten an mir zum Vorschein zu bringen.

„Das stimmt nicht," sagte Olivia und drehte sich auf den Bauch, bevor sie mich spielerisch haute. „Violet kann vieles, aber sie ist ein Eisblock. Sie hat null menschliche Gefühle."
„Sie ist ja auch kein Mensch," erwiderte ich nur.

Alle hoben die Augenbrauen. Sie hatten Recht. Ich könnte einfach mal ihre Komplimente annehmen. Was natürlich nicht einfach so ging, außerdem schoss mir da gerade ein Gedanke durch den Kopf.

„Apropos." Ich setzte mich auf. „Meint ihr, als Mutationen verlieren wir irgendwann unsere gesamte menschliche Seite?"
„Was?" Reign zog die Augenbrauen zusammen und setzte sich ebenfalls hin.

„Naja, schaut euch mal Blake, Jai oder Uriel an. Generell alle Leute, die schon länger als wir hier sind und von ihren Kräften wissen. Ausnahmslos jeder einzelne von ihnen hat nur ein Mindestmaß an menschlichen Emotionen. Die meiste Zeit sind sie kalt, streng und abweisend. Meint ihr, irgendwann werden sie gar nichts mehr fühlen können?"
„Nun mach mal halblang. Nur weil wir Kräfte haben, heißt das nicht, dass wir keine Menschen mehr sind," sagte Harry.
„Woher willst du das wissen? Woher willst du wissen, dass es nicht genauso ist und wir uns langsam, aber sicher, ohne, dass wir es merken, in Monster verwandeln?," erwiderte ich.

Die anderen sagten nichts, sondern schauten mich nur an.

„Ich glaube nicht, dass es so ist," sagte Leo irgendwann.
„Ja, du glaubst," wiederholte ich. „Habt ihr überhaupt nicht das Bedürfnis, es genau wissen zu wollen? Genau zu wissen, wer oder was wir sind, was mit uns passiert und warum das alles passiert?"

Sie sagten immer noch nichts, sondern starrten weiterhin nur zu mir.

„Also ich kann das nicht. Ich kann nicht nur hier sitzen und in den Tag hinein leben, ohne mich wenigstens um Antworten zu bemühen, selbst wenn ich keine bekommen sollte."

Ich stand auf und wollte mich zum Gehen wenden.

„Und wie willst du das anstellen?," fragte Reign.

Ich zuckte nur die Schultern. Ich hatte ja selbst keine Ahnung.

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