Kapitel 50

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Because who would believe
the fantastic and terrible story of all of our survival
those who were never meant
to survive?
- Joy Harjo -

Erschrocken ließ ich ein Reagenzglas fallen, was mit einem lauten Scheppern auf dem Linoleumboden zerbrach und hob die Hände.
Die anderen taten es mir nach.

„Wer sind Sie und was haben Sie hier zu suchen?," fragte der Mann, der in etwa die Körperform einer sehr runden Kartoffel hatte und zielte mit einer Pistole auf uns. In der anderen Hand hielt er ein Funkgerät.

„Was jetzt?," zischte ich zu Jai, der direkt neben mir stand. „Wir können nicht schon wieder jemanden töten!"
„Und was dann?," flüsterte er zurück. „Wir können ihn auch nicht einfach gehen lassen."
„Doch."
„Was?"
„Nachdem du deine Kraft bei ihm angewendet hast," erwiderte ich und sah ihn aus dem Augenwinkel an.

Er warf mir einen schockierten Blick zu.

„Niemals. Das werde ich nicht tun. Außerdem würde mich Odie hart dafür bestrafen. Es gibt Regeln," sagte er und wiederholte die Regel, die ich schon so oft gehört hatte:
„Wir dürfen unsere Kräfte nicht in der Öffentlichkeit verwenden."
„Ach, scheiß auf die Regeln," flüsterte ich in einem strengen Ton und er sah mich überrascht darüber an.
„Was ist dir lieber? Ein bisschen Anschiss zu bekommen und die Zimmer schrubben zu müssen?," bei dem Satz schmunzelte er, „Oder unser aller Leben aufs Spiel zu setzen und unser Geheimnis zu offenbaren?"

Jetzt schaute ich ihn richtig an. Ich konnte sehen, dass er mit sich rang und tatsächlich die erste Möglichkeit in Betracht zog.

Schließlich nickte er mir zu und trat vor.

„Jai, was machst du da?," rief Ryu, doch Jai lief weiter, bis er fast vor dem Wachsoldaten stand.
„Bleiben Sie stehen!," rief er und hielt seine Waffe genau in Höhe Jais Brust.
Ich hatte Vertrauen in Jai, aber mein Herz klopfte unglaublich stark, so sehr fürchtete ich um sein Leben.

Jai hielt nicht an, bis er genau vor dem Lauf der Waffe zum Stehen kam.

„Ich will Sie nicht erschießen!," rief der Wachmann.
Ich schob die Augenbrauen zusammen. Ein reuiger Soldat? Dass es so etwas gab...

„Das müssen Sie auch nicht," sagte Jai und senkte langsam die Arme, ohne den Blick von den Augen des Mannes zu nehmen.
Langsam hob dieser die Hand mit dem Funkgerät und wollte den roten Knopf drücken, doch er schaffte es nicht, so sehr fingen seine Finger an zu zittern.

„Was passiert mit mir?," wisperte er, während Jai seinen Blick verstärkte.
„Keine Sorge. Sie werden keine Schmerzen verspüren," sagte Jai und senkte die Waffe, bevor er noch näher an seinen Gegenüber trat.

Mein Herz rutschte mir in die Hose, als ich auf einmal sah, wie die gesamte Seele des Mannes aus seinen Augen verschwand und stattdessen einer unerklärlichen Leere wich.
Jai legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte: „Sie werden jetzt gehen und sich zuhause ein schönes Abendessen machen. Und rufen Sie ihre Kinder an, die werden sich freuen."
Der Mann nickte apathisch und verließ dann das Labor.

Ich hatte, ohne es zu merken, die Hand vor den Mund geschlagen und eine einzelne Träne rollte mir die Wange runter.
Als er sich umdrehte, schaute Jai als erstes zu mir und der erleichterte Blick auf seinem Blick wechselte zu Bestürzung.

Bevor er etwas sagen konnte, drehte ich mich um und nahm die restlichen Geräte aus dem Schrank und packte sie in die Tasche, bevor ich mit Harry und Leo, die ich hinter mir her zog, das Zimmer verließ.

Wir legten unsere Arme umeinander.

„Keine Sorge, Quinn. Es geht ihm gut," sagte Harry, nachdem er meinen Blick sah.
„Ich hoffe es," wisperte ich.

Doch insgeheim konnte ich nicht aufhören, an den Wachmann zu denken. Ich hatte Jai dazu ermutigt, seine Kraft zu benutzen, aber wie hätte ich wissen können, dass er diesem Menschen das komplette Wesen aussaugte?
Kannte der Mann überhaupt noch seinen Namen?

Wir liefen den Gang entlang, bis wir an eine Treppe kamen. Von dort aus liefen wir in den zweiten Stock, von wo wir durch ein großes Fenster am Ende eines Ganges kletterten. Dann hangelten wir uns an der Regenrinne, von der Harry erzählt hatte, hinab, bis wir wieder festen Asphalt unter den Füßen hatten.

„Also gut, von hier aus lauft ihr mir einfach hinterher," sagte Ryu. „Wenn wir es vor Dunkelheit zurück ins Lager schaffen wollen, müssen wir uns beeilen."
Wie befohlen folgten wir ihm, bis wir den Grenzzaun erreichten.
Mich verwunderte, dass wir auch hier die unsichtbaren Schranken deaktivieren mussten, schließlich ging es doch nur darum, dass niemand und nichts in Houston herein- und nicht herauskam.

Wie bereits vorhin schliefen die Soldaten und blitzschnell gelangten wir hinter den Zaun, wo bereits der goldene Sand und die Dürre der Wüste auf uns warteten.
Ich war fast schon erleichtert, als wir die hohen Gebäude und nach Abgasen stinkenden Straßen hinter uns ließen und ich sah nicht zurück. Auch dem Haus meiner Eltern trauerte ich nicht nach.

Das würde ich nie wieder tun.

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Willkommen zurück und Entschuldigung dafür, dass so lange kein neues Kapitel kam. Ich werde mich bemühen in der nächsten Zeit mehr zu schreiben :)
Viel Spaß beim Lesen weiterhin!

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