Kapitel 28 - Kennenlernen

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PoV Palle

"Bist du sicher dass sie mich mögen werden?" sprach ich nervös meine Bedenken aus. Wir standen vor dem Haus seiner Eltern, welches wir gleich betreten würden. Die Woche mit Manu war sehr schnell vergangen. Wir hatten viel gezockt und aufgenommen, die Zeit zu zweit verbracht und Manu hatte mir seine Heimatstadt Essen gezeigt. Sie war echt schön, besonders bei nacht. Er hatte mir erzählt dass sein Vater nicht sonderlich begeistert von seiner Homosexualität war, weshalb ich ein wenig Angst vor einer ablehnenden Reaktion hatte. "Keine Sorge. Das wird schon." beruhigte er mich, nahm meine Hand und drückte entschlossen auf die Klingel. Ein paar Sekunden später öffnete ein etwa 17 Jahre altes Mädchen die Tür. Das musste seine kleine Schwester Lina sein. Mit ihr hatte ich ja schon einmal geredet nach einer von Manus und meinen Aufnahmen. "Manu." sagte sie freudestrahlend und fiel ihm um den Hals. Unwillkürlich musste ich lächeln. "Und du musst Patrick sein." begrüßte sie nun mich und schloss mich ebenfalls in eine kurze Umarmung. "Ja, der bin ich. Freut mich dich kennen zu lernen. Du bist Lina, richtig?" "Richtig. Kommt rein." grinsend gab sie den Weg in den Flur rein und schloss hinter uns die Tür. "Manuel, Patrick. Schön dass ihr endlich da seid." ertönte plötzlich eine zweite weibliche Stimme während wir gerade unsere Jacken und Schuhe auszogen. Eine Frau mittleren Alters stand im Flur, vermutlich seine Mutter. Sie umarmte Manu, gab dann mir die Hand und schenkte mir ein freundliches Lächeln. "Freut mich dich endlich kennen zu lernen." "Den ganzen Vormittag ist sie schon total hibbelig und aufgeregt." meinte Lina und verdrehte grinsend ihre Augen. Manu lachte. "Das kann ich mir denken." erwiderte er. "Mensch Lina, musst du alles ausplaudern?" beschwerte sich Manus Mutter, doch ihr Tonfall und ihr Lächeln stellten klar dass sie nicht wirklich sauer war. "Geht doch schonmal ins Esszimmer. Das Essen ist gleich fertig. Ich habe ein asiatisches Hähnchencurry mit Reis gemacht. Ist das okay für dich?" Fragend blickte sie mich an. "Klar. Klingt sehr lecker, danke." "Dafür nicht." meinte sie lächelnd. Seine Mutter verschwand in die Küche und wir folgten Lina ins Esszimmer. Mir fielen die vielen Bilder von Manu und seinen Geschwistern auf, die auf einem Regal standen. "Oh mein Gott warst du süß früher." Ich deutete auf ein Kinderfoto von ihm. Lina lachte und Manu lief leicht rot an. "Wobei, bist du heute immer noch." Grinsend strich ich ihm über die Wange. Ein Räuspern unterbrach uns. Mein Blick fiel zu der Person, welche es von sich gegeben hatte. Ein Mann standt mit einem ziemlich missbilligendem Blick in der Tür. "Hey Papa." begrüßte ihn Manu. "Darf ich dir meinen Freund vorstellen? Das ist Patrick." "Hallo. Freut mich ihre Bekanntschaft zu machen." meinte ich so höflich wie möglich. Er ergriff meine ausgestreckte Hand. "Gleichfalls." meinte er nur kurz angebunden und setzte sich dann an den Tisch. Seine Mutter war mir definitiv sympathischer. Gerade betrat sie mit einem großen Wok, in dem vermutlich das Curry drin war, den Raum. "Ah Bernd, du bist ja schon da. Ich wollte dich gerade holen." Sie stellte den Wok ab. "Setzt euch doch Jungs. Lina, holst du bitte noch den Reis aus der Küche?" "Klar."
Als Lina mit dem Reis zurück war und alle saßen, begannen wir zu essen. "Also erzählt mal. Wie habt ihr euch genau kennen gelernt?" Ein prüfenden Unterton lag in der Stimme seines Vaters. Auffordernd sah mich Manu an. "Also, wir machen ja beide Videos für Youtube. Ich habe an einem etwas größeren Projekt gearbeitet, und Manu gefragt ob er mitmachen möchte. Er hat zugestimmt und ab da haben wir immer öfter was zusammen gemacht, uns kennengelernt und angefreundet. Das war vor ca 3 Jahren, oder?" Manu nickte. "Jup. Ungefähr 3 Jahre." "Und wie lange seit ihr jetzt schon zusammen?" wollte seine Mutter nun gespannt wissen. "Seit etwas mehr als einer Woche. " antwortete diesmal Manu. "Und ihr seid glücklich zusammen?" Skeptisch musterte uns sein Vater. Manu atmete geräuschvoll aus. "Ja Papa, wir sind glücklich. Nur weil du dir nicht vorstellen kannst dass das mit einer Person des gleichen Geschlechts geht musst du dass nicht direkt in Frage stellen. Ich könnte mir keinen besseren als Palle für mich vorstellen." Kurz sah er an und nahm dann meine Hand. "Geht mir genauso. Ich liebe Manu wirklich sehr." Nervös lächelnd kratzte ich mich am Hinterkopf. Hatte ich jetzt zu viel gesagt? Lina grinste zufrieden. "Wisst ihr, ich hab schon damals als wir gequatscht haben gewusst dass aus euch mal was wird." meinte sie und zwinkerte. Manus Vater blieb still, doch man merkte ihm an dass er immernoch Zweifel hatte.
Der Rest des Essens verlief jedoch relativ ruhig. Wir unterhielten uns gut und das Curry schmeckte wirklich phantastisch. Spätestens als der Nachtisch, ein noch warmer Schokopudding, aufgetischt wurde, war die etwas angespannte Stimmung einer lockeren und entspannten Atmosphäre gewichen. Zwar wurden Manu und ich mit Fragen gelöchert, doch es kamen auch immer wieder andere Themen auf wie zum Beispiel Lina's bald anstehender Abschluss oder Peters und Danis Hochzeit und Baby. "Ich wollte euch noch was sagen." fiel Manu plötzlich ein. "Wir werden dieses Jahr Weihnachten bei Patricks Eltern verbringen, dass heißt ich werde nicht hier sein. Sie wohnen in Hamburg." "Schade dass du nicht da sein wirst, aber ein Jahr kommen wir schon ohne dich aus." erwiderte seine Mutter. "
Als es Abend wurde verabschiedeten wir uns schließlich von seiner Familie. Ich hatte die Zeit sehr genossen. Sie waren echt nett. Zwar war sein Vater die meiste Zeit still geblieben, aber er schien mich zu akzeptieren. Besonders mit Lina verstand ich mich gut. "Kommt gut nach Hause und passt auf euch auf." rief Monika, seine Mutter, uns noch nach als wir, in Mützen und Jacken gehüllt, wieder das Haus verließen. "Machen wir." Ein letztes Mal winkten wir, dann waren sie aus unserem Blickfeld verschwunden. "Und, wie findest du sie?" fragte Manu aufgeregt als wir ein paar Meter gelaufen waren. Seine Hand lag in meiner und eine unglaubliche Wärme ging von ihr aus. "Richtig nett. Aber du gefällst mir von deiner Familie immer noch am besten." scherzte ich und gab ihm einen kurzen Kuss. Er lachte. "Das will ich doch stark hoffen." Ein glückliches Grinsen lag auf seinem Gesicht, weshalb sich kleine Grübchen auf seinen Wangen gebildet hatten. Seine grünen Augen leuchteten im Licht der Straßenlaternen. Er war so wunderschön. "Nein im Ernst Manu. Ich liebe dich. Und ich bin so dankbar und glücklich dass du mir dein Vertrauen schenkst. Ich könnte nicht ohne dich." Er blieb stehen. "Ich liebe dich auch Palle. So sehr." hauchte er und verband unsere Lippen. Mein Herzschlag wurde schneller und ich genoss das Gefühl seiner Nähe. Mit einer Hand zog er mich im Nacken noch näher zu ihm. Seine Zunge stupste sanft gegen meine und ehe ich es mir versah hatte er mich in einen Zungenkuss verwickelt, was mir einen angenehmen Schauer über den Rücken jagte. Was machte dieser Junge nur mit mir. Wie konnte ich nur jemals geglaubt haben wirkliche Liebe zu Katrin zu empfinden? Die Gefühle welche ich für den jungen Mann vor mir empfand, waren tausendmal stärker, intensiver und echter. Die unerklärliche Anzieungskraft, welche jede meiner Zellen erfüllte konnte nur er auslösen. Er allein. Ich hatte viel zu lange gebraucht um dass zu erkennen, doch jetzt wusste ich es und würde ihn nie wieder gehen lassen.

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Hier nochmal ein bisschen Kitsch....

Trust and Treason [Kürbistumor/Zomdado]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt