Kapitel 12 - Überraschender Besuch

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PoV Manu

Ängstlich lauschte ich dem Tuten meines Handys und wartete ob Zombey dranging. Ich hatte gerade fertig gefrühstückt und rief ihn an, um den Streit von gestern Abend aus der Welt zu schaffen. Plötzlich hörte ich ein genervtes "Was gibt's Manu?" aus dem Hörer. Er war drangegangen. "Micha, danke dass du drangegangen bist. Ich wollte mit dir über gestern Abend sprechen." meine Stimme klang viel zu nervös. "Hm. Dann schieß mal los." sonderlich begeistert klang er nicht, aber wenigstens hörte er mir zu. "Also, du warst ja sauer weil du meintest dass ich Palle mehr Vertrauen schenke als euch, da ich mich mit ihm getroffen habe. D das liegt aber nicht daran dass mir unsere Freundschaft mehr bedeutet oder so, sondern ich.. ach verdammt. Ich hab mich in ihn verliebt Michael." Stille. Nervös kaute ich auf meinen Nägeln herum. Würde er es jetzt verstehen? Würde er mich verurteilen? "Echt jetzt? Du liebst ihn? So richtig?" mir kam es vor wie eine Ewigkeit bis er endlich unser Schweigen brach. "Ja." antwortete ich zögerlich. "Ok. Das erklärt einiges. Es tut mir leid Manu. Ich war einfach so sauer, weil du mich und Dado viel länger kennst und ich dachte wenn wer dein Vertrauen verdient, dann wir. Aber unter diesen Umständen kann ich dich verstehen." Ich atmete aus. Er schien mich nicht dafür zu verurteilen,1 was mich ungemein erleichterte. "Danke für dein Verständnis. Das bedeutet mir echt viel." "Ist doch selbstverständlich. Das heißt also, du bist schwul?" "Ich denke schon. Hatte vorher auch schon Mal Gefühle für einen Mann" "Okay. Und, hat Patrick dich nach einem Treffen gefragt?" Ich lächelte. "Ja, hat er." "Und glaubst du dass aus euch was werden könnte?" Das Lächeln verschwand wieder. "Nein. Es gibt da dieses Mädchen, Katrin heißt sie. Und was soll ich sagen, sie ist quasi seine Freundin. Es ist noch nicht offiziell aber die beiden verhalten sich so. Ich hatte das große Vergnügen diese ach so tolle Frau am Wochenende kennen zu lernen." man hörte die deutliche Ironie in meinem letzten Satz. "Oh Manu, das tut mir Leid. Ich mein, in seinen besten Freund verliebt zu sein ist schon scheiße, aber das ist ja noch bescheuerter. Auch was ich dir gestern an den Kopf geworfen habe war scheiße. Es tut mir wirklich Leid" "Schon gut. Danke für deine Entschuldigung" Kurz herrschte resigniertes Schweigen, bis Zombey fragte "Hast du vor es ihm zu sagen?" "Nein. Auf keinen Fall. Ich würde nur unsere Freundschaft zerstören. Er wird nie Gefühle für mich haben." "Aber du kannst doch nicht immer deine Gefühle verstecken. Daran gehst du kaputt Manu." "Ich weiß, a1ber es gibt keinen anderen Weg. Unter keinen Umständen sage ich es ihm. Er wird mich hassen" "Das weißt du doch garnicht." "Doch Zombey, tue ich. Glaub mir." "Schon gut. Ist ja deine Entscheidung." "Sehe ich auch so." "Du Manu, ich muss auflegen. Chessy ruft mich und ich hab auch noch nen Haufen Zeug zu schneiden, und wir wollen noch ihre Eltern besuchen." irgendwie klang er genervt. "Alles klar. Wollen wir heute Abend vielleicht noch was aufnehmen?" "Können wir gerne machen. Also dann, chiau." "Mach's gut Zimbel. Bis später." Erneut ertönte ein Tuten. Er hatte aufgelegt. Ich war wirklich froh dass wir uns ausgesprochen hatten. Ich hasste Streit. Kurz überlegte ich, dann öffnete ich WhatsApp und schrieb Dado dass ich Zombey die ganze Situation erklärt hatte, und wir uns ausgesprochen hatten. Auch er war sichtlich erfreut darüber.
Dann fragte ich noch in der Gruppe ob wir heute Abend zu viert was aufnehmen wollten, woraufhin ich trotz des Streits gestern Abend drei Zusagen erhielt. Vielleicht gab es ja nach der Aufnahme noch die Möglichkeit dass Palle und Zombey sich aussprachen. Das wäre schön. Gerade als ich das Handy weglegte und auf Toilette gehen wollte, klingelte es überraschend an der Haustür. Ich öffnete und blickte in das Gesicht meiner Mutter. "Mama? Was machst du denn hier?" "Meinen Sohn besuchen, was sonst. Lässt du mich rein?" "Klar komm rein. Ich bin nur etwas überrascht." Ich trat zur Seite um sie reinzulassen und schloss dann die Tür wieder hinter ihr. "Es war auch ganz spontan. Ich war gerade in der Gegend und dachte ich schau mal vorbei. Wir sehen uns ja so selten,a seit du ausgezogen bist." Das stimmte. "Nett dass du vorbei schaust. Möchtest du was trinken?" Wir gingen in die Küche und sie setzte sich an den Tisch. "Ein Tee wäre schön." "Klar. Kräutertee?" "Gerne." Ich setzte Wasser auf und holte zwei Tassen, Teebeutel und eine Packung Kekse aus dem Schrank. "Wie geht es denn dir, Papa und Lina so?" Wir waren vier Kinder in der Familie. Meine beiden älteren Brüder Sebastian und Peter, Ich und meine kleine Schwester Lina, welche noch bei meinen Eltern wohnte. "Ganz gut soweit. Lina hat ein bisschen Stress mit dem ganzen Lernen der Schule. Sie schreibt ja nächstes Jahr im Sommer ihre Realschulabschlussprüfungen zum Ende der 10. Klasse und die Lehrer machen jetzt schon Druck und Stress." Ich verdrehte die Augen. "Das war bei mir damals auch so. Da hat auch schon im Herbst die Lernerei für die Abschlussprüfungen im nächsten Sommer angefangen" "Schlimm dass die den Schülern so einen Lerndruck machen." Ihre letzten Worte gingen im Pfeifen des Wasserkochers unter, welcher verkündete dass das Wasser nun die richtige Temperatur hatte. Ich goss es zu den Teebeutel in die Tassen. "Und, gibst bei dir was neues Manuel?" "Nicht wirklich. Bis auf dass ich mich mit Patrick getroffen habe. Einer meiner Freunde und Aufnahmepartner. Sonst ist alles wie immer." "Ihr habt euch getroffen?" Sie wirkte überrascht. "Ja. Wieso so überrascht?" "Weil ich deine Prinzipien kenne. Vor einem halben Jahr hast du mir noch erzählt dass du dich nicht mit deinen YouTube Kollegen treffen willst." Ich starrte in den Dampf meines heißen Tees. "Tja.. Meinungen können sich ändern." Ich errötete leicht. "Du magst ihn, oder? Mehr als einen normalen Freund" Warum kannte mich meine Mutter so gut. "Wie kommst du darauf?" "Ich bin deine Mutter. Es ist meine Pflicht sowas zu merken. Ich hab ein paar euer Videos gesehen, du hast dich mit ihm getroffen und du wirst gerade rot. Also..." "Du schaust meine Videos?" "Klar. Ich will doch wissen womit du dein Geld verdienst. Also, was ist jetzt mit Patrick?" Mütter können echt anstrengend sein. "Du hast Recht. Ich mag ihn. Mehr als ich sollte. Aber hast du gar kein Problem damit dass es ein Kerl ist, den ich mag?" Mich wunderte dass sie dazu noch garnichts gesagt hatte. Ich war nicht geoutet und hatte dieses Thema auch sonst noch nie angesprochen, weshalb ich gerade ziemlich nervös war. "Nein, wieso sollte ich auch. Wenn er dich glücklich macht. Ist doch egal ob du Männer oder Frauen attraktiv findest. Nur schade dass wir keine Enkel von dir bekommen. Aber du hast ja genug Geschwister die für Enkel sorgen können." Sie zwinkerte. Ich war so froh eine so liebe und tolerante Mutter zu haben. "Danke Mama. Danke dass du mich so akzeptierst wie ich bin. Das ist echt nicht selbstverständlich" Ich schloss sie in die Arme. "Natürlich tue ich dass. Du bist immer mein Sohn. Ob mit Mann, oder Frau." Sie gab mir einen Kuss auf die Stirn. Dann griff sie nach ihrer Teetasse und trank einen Schluck. Wir hatten nicht immer so ein gutes Verhältnis zueinander gehabt. Das war erst entstanden nachdem ich ausgezogen war. "Und jetzt möchte ich was über Patrick hören." Also erzählte ich. Erzählte von seiner wundervollen Lache, seinem einzigartigen Humor, den süßen Grübchen, seinen hübschen Wangenknochen, seiner Tollpatschigkeit, den vielen Videoprojekten die wir zusammen gemacht hatten, unserem gemeinsamen Wochenende... und sie hörte geduldig zu. Eine gute Stunde später brachte ich sie dann zur Tür, weil sie meinte dass sie noch einkaufen und rechtzeitig Abendbrot Zuhause machen wollte. "Mach es gut. Danke für deinen Besuch. Und sag Lina dass sie gerne mal zum lernen herkommen kann. Dann helf ich ihr" Sie lächelte. "Das sage ich ihr. Da freut sie sich bestimmt. Einen schönen Abend noch." Eine letzte verabschiedede Umarmung, Winken und schon war sie die Treppe nach unten verschwunden. Ich schloss die Tür wieder und lehnte mich innen dagegen. Es tat gut, es gesagt und darüber gesprochen zu haben. Ich fühlte mich viel leichter, jetzt wo es raus war. Es nicht nur Zombey und Maudado, sondern auch meine Eltern wussten. Denn meine Mutter würde es ganz bestimmt meinem Vater erzählen.

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Sooo, nach längerer Zeit mal wieder ein Kapitel. Manu hat den Streit mit Zombey begraben und sich vor seiner Mutter geoutet...

Trust and Treason [Kürbistumor/Zomdado]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt