Lichtung im Kältewald

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Das Bett hatte gerade so von der Länge gereicht. Meine Füße stießen gegen das Holz am Fußende gegen und mein Kopf berührte fast das Kopfteil. Eingerollt hatte ich geschlafen. Lange hatte es gedauert, bis ich zur Ruhe kam, die Gedanken sortiert hatte und eingeschlafen war.

Als ich am nächsten Morgen meine Augen aufschlug, sah ich in das Gesicht eines Trolls. Erschrocken wich das kleine Geschöpf zur Seite, als sie bemerkte, dass ich wach war. "Ich wollte dich nicht wecken. Ich wollte nur wissen, ob du noch lebst. Hätte ja auch sein können, dass du die Pilze nicht vertragen hattest." Sie verschränkte ihre Hände hinter ihrem Rücken und lächelte mich unschuldig an. "Nein, das Essen war gut." Müde richtete ich mich auf. Ich musste meinen Kopf einziehen, um nicht gegen die erdige Decke zu stoßen. "Möchtest du frühstücken kommen? Eeli hat frisch gebacken." "Gerne."

Ich krabbelte hinter Marill her, durch die langen Tunnel, bis hin zur Küche. Dort roch es nach frischem Brot und Fleisch, welches zischend in einer Gusspfanne brutzelte. "Unser Gast ist da." Eelis lächelte mich an. "Guten Morgen", begrüßte ich sie und setzte mich auf meinen kleinen Stuhl. Bedacht, mir nicht nochmal den Kopf am Balken zu stoßen. "Guten Morgen? Es ist schon Mittagszeit. Aber wir schlafen immer so lange. Vor allem Marill." Eelis sah sie vorwurfsvoll an. Marill griff nach einem großen Stück Käse, der auf einer Holzplatte lag und riss sich ein Stück davon ab. "Ich mag schlafen." Marill schmatzte und sah mich dabei mit einem Blick an, der mich verunsicherte.

"Du machst ihm schon wieder Angst." Eelis stellte einen Weidenkorb mit dampfenden, dicken Brotscheiben drin, auf den Tisch. "Ich mache ihm keine Angst." Marill sah Eelis entrüstet an. Ich schmunzelte. "Guck, er lacht." Marill deutete mit dem Laib Käse auf mich. "Bestimmt weil er Angst hat." Nun schob Eelis zwei Streifen mit Fleisch auf meinen Teller. "Ich hoffe du magst Einhorn."
Angewidert sah ich das Fleisch vor mir an. "Einhorn?", fragte ich dann an Eelis gewandt. Sie stellte sich an ihrem Platz, an dem sie essen wollte. "So hübsch wie sie sind, lieber Patrick. Man sollte ihnen nicht zu nahe kommen. Sie sind blitzschnell und spießen einen ohne Gnade mit ihrem Horn auf. Ich habe mir beigebracht mit dem Bogen zu schießen. So können wir auch mal etwas größeres wie Einhörner erlegen." Eelis lächelte und nahm den Weidenkorb hoch, den sie mir entgegen streckte. Ich nahm mir eine Scheibe hinaus. "Und es ist so lecker." Marill stopfte sich etwas Fleisch in den Mund und seufzte zufrieden.

Das Brot war weich, die Butter cremig. Das Fleisch zu essen war eine Überwindung. Doch es war Zart und zerging von selbst auf der Zunge. Alles schmeckte so gut, wie aus Königsküche.
Nach dem Essen wollten mir die Beiden unbedingt den Wald zeigen. Wir verließen ihr kleines Haus unter dem großen Baum. Wieder nahm jeder, einer links, der andere rechts, meine Hand in ihre Kleinen.
So gingen wir los, weiter in den Wald. Er wirkte immer freundlicher. Man erkannte ab und an sogar ein Kaninchen, welche jedoch auf dem Kopf ein Geweih trugen.

Das Gras war saftig und hatte ein schönes Grün. Es war vermutlich der schönste Wald, der existierte. Die Sonne brach durch das grüne Blätterdach. "Es ist wunderschön", sagte ich lächelnd. Marill hüpfte neben mir auf und ab. "Es ist traumhaft, oder?" Eelis und sie sahen zu mir hoch. "Ja, das ist es."
Der schmale Trampelfahrt führte uns bis zu einer  Lichtung.. Ich wusste nicht, ob es der selbe Bach war, in den ich bei meiner Ankunft in den Kältewald gestürzt war, der sich hier durch die Lichtung schlängelte.

"Eine Pause?", fragte Eelis mich. Ich nickte. Sie ließ meine Hand los und ging in die Mitte der Lichtung. Dort ließ sie sich ins grüne Gras fallen. Marill ging, mich hinterher ziehen, zu ihr und ließ sich neben sie plumpsen. Auch ich setzte mich hin und sah in den Himmel empor.

Sicherlich machten sich meine Freunde unfassbare Sorgen um mich. Ebenso Maurice. Gerade er hatte mich noch ermahnt, dass ich Heile nach Hause kommen sollte. "Du guckst traurig." Eelis riss mich aus meinen frustrierten Gedanken. "Wieso guckt er traurig?", fragte Marill an Eelis. "Weiß ich doch nicht du Dumpftorte. Frag ihn." "Wieso bist du traurig?", fragte Marill mich dann.

Ich senkte meinen Blick und sah in Marills braune Augen. "Werde ich je wieder nach Hause kommen?" Meine Stimme wackelte. Marills Blick wurde trüb. "Mein Lieber." Es war Eelis, die das Wort ergriff. "Hier wieder raus zu kommen, ist fast unmöglich. Das wird nicht so einfach gehen." "Außerdem wollen wir dich nicht gehen lassen." Marill verschränkte die Arme vor sich. "Tscht, jetzt." Eelis schlug gegen Marills Schulter. "Wir müssten den König aufsuchen. Er allein kann dich Segnen, sodass du aus dem Wald treten darfst. Wenn du ihn ohne diese Segnung verlässt, wirst du nie wieder der Selbe sein." "Nie wieder", schloss Marill die Worte von Eelis ab. Ich seufzte.

Ich musste zum König des Waldes kommen. "Ist es schwer zum König zu gelangen?", fragte ich. "Fast unmöglich", sagten beide, wie aus einem Mund. "Oh", machten dann beide. Ihre Blicke wanderten hinter mich. Vorsichtig drehte ich mich um und erblickte ein Mädchen. Sie war klein, zwar größer als Marill und Eelis, aber viel kleiner als ich. Ihr dunkles Haar war zu einem geflochtenen Zopf gebunden. Sie schaute leicht ängstlich zu uns Dreien. Ihr Körper war umhüllt von einem dunklen Umhang, der am unteren Ende voller Dreck war. "Avaya, du hier?", fragte Marill. Das Mädchen starrte mich an. Nur vorsichtig kam sie uns näher. "Was tut der Mensch hier?", fragte sie an Marill gewandt. Mich ließ sie nicht aus den Augen. "Hat sich verirrt." "Verirrt?" Avaya sah Marill mit zusammengeschobenen Augenbrauen an. "Das müssen die Elfen erfahren", sagte das Mädchen dann. Die beiden Trolle hoben ihre kurzen Arme. "Nein!" Empört sahen sie Avaya an. "Nein?" Wieder sah das Mädchen zu mir. "Wer bist du?" Ihre hellen Augen wurden ganz schmal. "Du machst ihm Angst!" Marill schubste Aveyas Bein. Sie blieb jedoch Felsenfest stehen. "Patrick. Die beiden haben mich gefunden." Ich lächelte freundlich. "Ah. Gut für dich. Ohne die Beiden wärst du vermutlich schon tot. Eelis, ich werde es Tenebris mitteilen, dass ein Mensch im Wald ist. Das kann sie dem König übermitteln. Machts gut." Avaya ging fort. Mir fiel auf, dass man, bis auf ein klapperndes Schwert, nichts von ihr hörte, wenn sie über den Waldboden ging.

"Oh nein." Marill seufzte. "Ich wollte ihn so gerne behalten." Traurig sah sie mich an. "Aber wenn er nach Hause will." Eelis verdrehte ihre Augen. "Trotzdem hätte ich ihn gerne behalten." Marill krabbelte zu mir. "Er ist so bezaubernd." Sie ließ sich neben mich auf ihren Hintern fallen und lehnte sich an mich heran. Ich fühlte mich unbehagen in dieser Situation. Und das schien man mir anzusehen. "Marill. Du tust es schon wieder", sagte Eelis im genervten Tonfall. "Was denn?" Marill schien sich keiner Schuld bewusst. "Ihm Angst einjagen." Eelis wollte nach Marill greifen, die Eelis auswich und ihr anschließen die Zunge rausstreckte. "Ich habe keine Angst", mischte ich in die kleine Auseinandersetzung ein. "Nicht?", fragte Eelis. Ich schüttelte den Kopf. "Nein." "Dann ist ja gut." Marill schmiegte ihren lila Kopf mehr gegen mich, sodass ihr Hut verrutschte und anschließend von ihrem Kopf purzelte und im Gras landete.

"Avaya wird nicht lange brauchen, um Tenebris mitzuteilen, dass du bei uns bist." Eelis sah mich mit traurigen Augen an. "Du wirst sicherlich von den Elfen mitgenommen." Ich sah Eelis an. "Was passiert dann?" "Sie werden dich ausfragen. Dich regelrecht Löchern, so wie ein richtig leckerer Käse, wirst du danach sein!" Marill drückte meinen Arm. "Die Elfen werden dich mitnehmen und dich vermutlich in einen Schutzbann legen, sodass dir nichts zustoßen kann. Außer du gefällst ihnen nicht." Eelis lächelte verschmitzt. Ich runztelte die Stirn. "Wie darf ich das verstehen?" "Wenn du ihnen nicht passt, dann wird dir das zustoßen, was Timertus dir antun wollte."
Ängstlich sah ich Marill an. "Jetzt hast du ihm aber wirklich Angst gemacht!", schimpfte Eelis und bewarf Marill mit einer kleinen Eichel, die ihr gegen die Stirn prallte.
"Ey!" Marill ließ mich los und krabbelte zu Eelis. Die beiden Trolle rangelten, wild schimpfend, auf dem Gras. Grinsend beobachtete ich die Beiden, bis sie regungslos, keuchend, nebeneinander hinfielen. Dann sahen beide mich an. "Lachst du uns aus?", fragte Marill und setzte sich auf. Auch Eelis tat es. Die beidem krabbelten zu mir, woraufhin Marill mich umstieß. Lachend fiel ich ins weiche Gras.

Zu dritt lagen wir da. Ich, mich lachend krümmend, unter zwei kleinen Trollen, die mich lachend und grunzend kitzelten.

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avaya_took hat eich Avaya gewünscht. Danke dir, für den Charakter. ♡

Tenebris war die Idee von Miss_Nachtaktiv Danke dafür. ♡

Beide Rollen hatten natürlich nicht ihren letzten Auftritt.

Ich hoffe das heutige Kapitel hat euch gefallen. 😁

Wie stellt ihr euch Manuels ersten Aufritt vor?
Wie immer, weitere Ideen, Anmerkungen und Kritik in die Kommentare.

Schönen Abend euch noch. 😊

Der Wald der Elfen || KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt