Tenebris

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Wir drehten uns um. Auf dem kleinen Trampelpfad stand jemand. Hinter ihm, eine Gruppe von Elfen. Es war so weit. "Tenebris", flüsterte Eelis. Ich musterte den Mann, der nicht Mensch oder Elf zu sein schien. Zwar hatte er ein menschliches Gesicht und einen menschlichen Körper. Doch lugten an seinem Rücken, zwischen einem Bogen und einem Pfeilköcher, große Rabenflügel hervor. Sein Gesicht schaute uns einschüchtern an. Kantig, vernarbt. Sein langes, weißes Haar legte sich allerdings sanft um seine Gesichtsform.
Ein Rabenmensch. Vielleicht war die Banshee seine.

Hinter Tenebris zählte ich fünf Elfen. Allesamt schienen sie makellos zu sein. Anmutig standen sie dort, in Silber schimmernde Rüstung. Ihr Blick war Ernst und dennoch sanft und wunderschön.

"Uns ist zu Ohren gekommen, dass sich ein Mensch in den Wald verirrt hat." Tenebris Stimme war dunkel und kratzig. Sie jagte einem Angst ein.
Marill trat an mich heran und umgriff meine Hand mit ihren Beiden. Tenebris Blick schwenkte zu mir. "Patrick, so heißt du, nicht wahr?" Er trat einen Schritt auf mich zu und senkte seinen Kopf für einen Augenblick. "Willkommen im Kältewald. Wie es scheint, hast du für die Zeit, die du schon hier bist, eine freundliche Unterkunft gefunden." Tenebris lächelte auf Eelis und Marill herab. Marills Finger bohrten sich in meine Handfläche und ich merkte, wie sie zitterte. "Nehmen Sie ihn mit?", quiekte Marill dann. "Das müssen wir, lieber Troll. Patrick ist im Wald nicht sicher. Auch nicht bei euch."
"Aber wir Sorgen uns gut um ihn!", wandte Eelis ein. Tenebris sah nun zu ihr. "Ihr kennt die Regeln. Verabschiedet euch bitte. Wir möchten Patrick nach Hause bringen."

Bei den Worten von Tenebris hüpfte mein Herz. Nach Hause. Auch, wenn der Abschied mir schwer fiel. Ich hatte Marill und Eelis ins Herz geschlossen.

Wimmernd fielen mir die Zwei um die Hüfte. "Ich wollte dich behalten", weinte Marill und drückte dabei ihren Kopf gegen mein Bein. Sanft legte ich meine Hand auf ihr violettes Haar. Eelis dagegen, weinte still. Man sah, wie ihre Schultern sich bewegten, bei jedem Schluchzen.

Vorsichtig ging ich in die Knie, sodass ich fast auf Augenhöhe sein konnte. Traurig blickten mich Eelis und Marill an mit roten, ganz verweinten Augen. "Danke, dass ihr euch um mich gekümmert habt", sagte ich leicht lächelnd. Auch ich hatte einen Kloß im Hals. Ich vermisste sie jetzt schon. Ihre Art miteinander umzugehen. Sie waren zwei tolle Trolle.

"Ich hätte dir so gerne mehr gezeigt", schluchzte Marill, woraufhin Eelis nickte. Ich streichelte Marill durch ihr Haar und nahm sie anschließend in den Arm. "Ich werde euch für immer in Erinnerung behalten." Gleich darauf nahm ich Eelis in den Arm. "Und von euch erzählen."
Ich wusste, dass ich meinen Kindern und Enkeln von Eelis und Marill erzählen würde. Von den lila Möhren und den komischen Pilzen. Ihrer kleinen Erdhöhle, dem leckeren Einhornbacon, dem Pfotenschaf.

"Wir sollten nun los." Tenebris unterbrach unsere Verabschiedung. "Komm." Er streckte seine Hand nach mir aus, so als würde er meine nehmen wollen. Ich nickte ihm zu und richtete mich auf. Ich ging zu ihm und den Elfen, ließ die beiden weinenden Trolle hinter mir.

Ein letzter Blick zu Marill und Eelis, ehe ich, zwischen den fünf Elfen, weg geführt wurde.

Tenebris lief vorne. Ich zwischen den großen Elfen. Sie sprachen nicht, sahen mich nicht an. Ihr Blick ging streng nach vorne. Eine Hand ständig an ihrem Gürtel. Dort, wo der Griff ihres Schwertes lag.

"Tasimir, bringen sie Patrick bitte zu mir", erklang die Stimme von Tenebris. Ein Elf, braunes langes Haar, braune dunkle Augen und ein schmales Gesicht, sah mich an. Ich verstand und ging zusammen mit ihm zu Tenebris. Nun lief ich neben ihm. Ich hatte Mühe Schritt zu halten. Tasimir ließ sich zurück fallen und gesellte sich wieder zu den anderen vier Elfen.

"Wieso seid ihr Kinder zum Wald gekommen?", fragte Tenebris mich. Ich bekam es mit der Angst zutun. Nervös tippelte ich mit meinen Daumen gegeneinander. "Naja, mein Freund, er wollte den Kältewald aus der Nähe sehen. Wir anderen waren nicht begeistert. Und, und dann kamen die Schwarzwölfe und haben mich von den anderen abgetrieben und in den Wald gescheucht." Ich stotterte. Tenebris nickte überlegend.
Dann drehte er seinen Kopf zu mir. "Es ist nicht üblich, dass der Wald den in sich holt, der gar nicht hinein möchte." "Was bedeutet das?", fragte ich neugierig, aber dennoch zögerlich. "Vielleicht bist du der jenige, der den Wald von seinem Fluch befreien kann."

.........

Habt ihr irgendwelche Wünsche, die an das Elfenreich geht?
Wie stellt ihr euch es vor?
Und, wie stellt ihr euch Manuels Baumschloss vor? Hauptsächlich Innen.

Danke fürs Lesen. Gerne eure Meinung in die Kommentare. Ihr kennt's xD

Der Wald der Elfen || KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt