Das Reich der Elfen

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Der Fluch des Waldes. Und ich sollte den Wald von ihm befreien können. "Unmöglich", antwortete ich schockiert. Tenebris schwieg. Ich traute mich nicht weiter nachzufragen und lief still neben ihm her, durch den Wald. Viele Fragen schossen mir durch den Kopf, die ich mich aber nicht traute zu stellen.

Wir liefen ein langes Stück. Den Elfen schien das nichts auszumachen. Doch mir schmerzten die Beine. Sie wurden träge, weswegen ich immer weiter nach hinten fiel. Ich schaffte es nicht mit Tenebris Schritt zu halten, sodass ich wieder neben den Elfen herlief. Eine Elfe, links neben mir, schien es gar nicht zu gefallen, dass ich wieder bei ihnen lief. Denn er warf mir, fast unmerklich, mit seinen grünen Augen, einen genervten Blick zu.

"Wir sind bald da", sagte Tenebris laut, ein paar Meter vor uns. Seine riesigen Rabenflügel zuckten leicht, so als wäre er nervös.

Wir schienen am Rande des Kältewaldes zu sein. Denn das satte Grün, welches es bei Marill und Eelis im Überfluss gab, gab es hier nicht. Allerdings fiel mir auf, das die Bäume immer größer wurden. Sie erinnerten mich an Mammutbäume, aus den Lehrbüchern meiner Oma. Auch, führte unser Weg über kleine Holzbrücken, die über schmale und breite Bäche führten. Die Umgebung ähnelte einem Sumpf.
Es war dunkel. Nur leicht schien die Sonne durch das dichte, hohe Blätterdach hindurch. Hohe Gräser, schilf und Blumen mit dicken farbigen Gewächsen dran, wuchsen am Boden.

In der Ferne erkannte ich ein großes Tor aus Holz. Davor standen zwei große Geschöpfe. Am liebsten hätte ich gefragt, wer sie sind. Doch ich wusste, dass keiner der Elfen mir eine Antwort schenken würde.

Wir blieben vor dem Tor stehen. Ängstlich sah ich zwischen den Elfen hindurch, auf einer der zwei Geschöpfe. Es war ein großes braunes Pferd, welches aber, an Stelle des Halses, einen menschlichen Körper besaß. Überall auf der muskulösen Brust sah man vereinzelt Haare, wie die auf dem restlichen Körper. Das Gesicht war markant, mit einem dichten Bart bewachsen und finsteren, dunklen Augen. Und auf seinen Kopf prangten große Hörner, wie die von einem Stier. Dieses Pferdewesen machte mir noch mehr Angst als Tenebris.

Das Geschöpft sah auf Tenebris hinab. Seine Hände hatten ein Speer, mit einer gefährlich glänzenden Spitze, fest umkrallt. Als würde er jede Sekunde angreifen wollen.
"Taniv mu sa lota, ma hana so Nagrat." Tenebris sprach etwas, auf einer Sprache, die ich nicht verstand. Verwirrt sah ich ihn an, dann zu dem Pferdemenschen, der erst Tenebris ansah, dann mich und schließlich einen Schritt zur Seite trat.
Das zweite Pferdewesen, löste aus seiner Rückentasche ein Horn, hielt es sich an den Mund und bließ mit einem kräftigen Stoß hinein. Ein dumpfer, lauter Blaston ertönte und hallte durch den Wald. Zeitgleich ging das große Tor auf und zeigte das Zuhause der Elfen.

Ein großer See erstreckte sich hinter dem Tor. Ein geschlängelter Steg aus Holz führte über den See hinweg. Immer wieder erhoben sich die Mammutbäume aus dem dunklen Wasser. Lichter schienen aus den dicken Stämmen heraus. Es waren die Häuser der Elfen. Auch erkannte ich an den gewaltigen Ästen der Bäume kleine Kokone, die in einem matten Licht strahlten.
Überall sah man leuchteten Laternen, um die kleine Mücken schwirrten. Ich konnte nicht aufhören zu Staunen, als wir das Tor passierten und über den Steg gingen.
Es war wie ein seidener, undefinierbarer Schimmer, der sich über das Elfenreich legte und die Luft zum Glitzern brachte.

Vor den großen Häusern, erkannte ich Elfen, die neugierig auf uns sahen. Jede einzelne Elfe sah so wunderschön aus. "Wir bringen dich zum Gastbaum. Dort wirst du für die nächste Zeit wohnen, bis wir entschlossen haben, was wir mit dir machen", ertönte Tenebris dunkle Stimme von vorne. Ich löste meinen neugierigen Blick von einer Elfin, die durch die Luft geflogen war, und sah zu Tenebris. Er war stehen geblieben und hatte sich zu mir und den Elfen gedreht. Die Elfen blieben stehen und auch ich tat es. "Du wirst den Ort solange nicht verlassen können, lieber Mensch. Natürlich darfst du dich in unseren Pforten frei bewegen. Doch sei gewarnt. Im Wasser leben dunkel Kreaturen. Fall da bitte nicht hinein."
Ich sah kurz zur Seite, zu dem Wasser, welches ruhig vor sich hin tänzelte. Dann sah ich wieder zu Tenebris und nickte. Dieser wandte sich zu den Elfen.
"Manuel, taniv ansna sa Lanau tu Launaha."

Der Elf mit den grünen Augen, der genervt von mir war, trat hervor. "Lu wa? Lu mes wa so Nagrat ansna?" Schroff sprach er, mit einer Stimme, die wie Melodie klang. Es war der erste Elf, den ich sprechen hörte. Und so schön die Elfen aussahen, so schön waren auch ihre Stimmen.
Tenebris Blick wurde düster. "Be wa na zuna antana hana. Hon sno pa ion tre wan!"

Der Elf neben mir ächzte gereizt, sah dann aber auf mich. "Komm mit, Mensch. Ich bringe dich zum Gastbaum."
Somit ging er voran. Ich sah noch einmal flüchtig zu Tenebris, der den Elf wachsam nachsah, bis ich meiner Begleitung folgte.

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Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Gern eure Meinung in die Kommentare sowie weitere Ideen, die euch so einfallen. Ihr wisst ja Bescheid. ♡

Miss_Nachtaktiv Danke an dich für die Idee mit den Wachen der Elfenstadt ♡

Außerdem würde ich gerne ein kleines Spiel mit euch spielen, sofern ihr Lust habt. Ich habe (natürlich nicht vollständig) eine Sprache für die Elfen erfunden.
Schreibt mir mal in die Kommentare, was ihr denkt, was die elfischen Sätze bedeuten.

Hier ist der (für dieses Kapitel notwendige) Übersetzer. Ich werd natürlich die Lösungen dann dazu schreiben. :)
Ich werde ihn immer aktualisieren, falls Elfisch gesprochen wird (ohne es aufzudecken, was gesagt wird) und unter das Kapitel setzen.

Tre = Jetzt
Wan = Los
Hon = Hör/Hören
Antana = Ausgesucht
Nagrat = Mensch/Menschen
Ansna = Begleiten/begleitung
Lanau = Besuch
Launaha = Gastbaum
Mu = Lasst/lassen
Lota = hinein
Ma = wir
Sa = uns/unseren
Wa = ich
Na = dich
Pa = mich

Ai = wer
Lu = wieso
Hana = Habe/ haben
Taniv = bitte
So = den/denen
Be = weil
Mes = Muss/müssen
Tu = zum
Ion = und
Zuna = dafür
Sno = auf
No = ist
Ri = der/die/das

Der Wald der Elfen || KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt